Wenn PRAYER FOR A CLEANSING und BETWEEN THE BURIED AND ME die Nacht sind, dann ist WILLIAM der Tag. Das einzige was sie gemeinsam haben ist das (ehemalige) Bandmitglied Will Goodyear. Dieser war bei den ersten zwei Bands der Drummer, bei WILLIAM ist er alles - also Gitarrist, Bassist, Schlagzeuger und Sänger in einer Person.
Wer nun glaubt "Tints and Shades" kaufen zu müssen, weil ihm/ihr die obengenannten Bands gefallen, der sollte vorsichtshalber probeweise vor dem Kauf reinhören oder gleich die Finger davon lassen. Denn das am 27. Mai erscheinende, erste Album des Solo-Versuchs von Goodyear bietet alles andere als Metal.
Der Eindruck der ersten Nummer "Come Around", die flauschig, mit relativ hoher Geschwindigkeit daherrockt und dabei an eine entschärfte Version von WEEZER erinnert, täuscht. Im gesamten Album finden sich gerade zwei, drei Songs (beispielsweise "Patient of Patience") mit einem derart druckvoll, intensiven Soundteppich. Der Rest ist eine Mischung aus Pop und einer deftigen Portion Emotionen, die in teils kryptisch-nachdenklichen Lyrics über Liebe und Beziehungen in allen Variationen, ihre Entsprechung finden. Auch Will Goodyears Gesang bleibt da nicht zurück und wirkt teilweise doch recht zäh und auch die reichlich eingesetzten "uuhhs" und "aaahs" können mit der Zeit ganz schön nerven - alles in allem also gewöhnungsbedürftig. So bleibt der Eindruck, dass seiner Stimme heftigere und weniger gefühlsbetonte Texte in den teilweise recht abrupt ausbrechenden, lauteren Teilen der CD (z.B. in "For Brothers") besser stehen.
Manche Stücke erinnern in Abschnitten an die zweite Generation des Grunge, und hier vor allem seltsamerweise an die frühen SILVERCHAIR. Im großen und ganzen gibt sich "Tints and Shades" jedoch wenig eingängig, sondern bleibt eher im Hintergrund und übt sich in dezenter Zurückhaltung.
Pop-Rock-Emo also, der Goodyears Fans wohl ziemlich vor den Kopf stossen dürfte.