ADVERSUS - Winter, So unsagbar Winter...
Label: Sonorium
Bei ADVERSUS handelt es sich um ein deutsches Projekt, welches 1999 aus der Taufe gehoben wurde. Erstes Lob konnte man mit dem Clubhit "Des Regens Kälte" und dem Samplerbeitrag "Seelenwinter" einheimsen, wobei man auch im Zillo oder Sonic Seducer Anklang fand. Nach dem Demo "Ein erster Funke" handelt es sich bei "Winter, so unsagbar Winter..." um die erste reguläre Veröffentlichung von ADVERSUS, deren Grundgerüst aus Rosendorn (Vocals, Komposition, Lyrics und Artwork) und Susanne Stitz besteht (Vocals, Querflöte, Keyboard). Zusätzlich kommen einige musikalische Gäste zum Zug, die mit Violine, Dudelsack, Kontrabass und Gitarren der Band ihre Ehre erweisen.

Die Musik stellt eine geniale Mischung aus Elektro, Mittelalter, Klassik, Darkwave und ab und zu auch Metal dar, wobei man angesichts des großen Etwas, das durch Musik, Text und Optik kreiert wird, nur von einem Gesamtkunstwerk sprechen kann. Die 20 Songs mit einer Gesamtlänge von fast 78 Minuten zeigen, dass das Album nicht unbedingt ein gewöhnliches ist. Es sei gleich mal gesagt: Kunstliebhaber, die für diverse Stile offen sind, kommen voll auf ihre Kosten, andere jedoch, die von vorne bis hinten zurecht geschnittene Songs wollen, werden sich wahrscheinlich an den vielen Zwischenstücken stoßen. ADVERSUS erzählen eine Geschichte, es handelt sich um ein Konzeptalbum, wobei die Musik durch kleine Zwischenstücke, Erklärungen, Erzählungen und stimmungsvolle Übergänge (auch soundeffektmäßig mit Regen usw.) garniert wird. Wenn mich jemand nach ADVERSUS fragte, so würde ich ihm sofort von den grandiosen Texten berichten, die gerade einen Poesieliebhaber wie mich faszinieren. Durch kunstvolle Reime, Metaphorik und anderen Stilfiguren bekommen die Songs ein bizarres Innenleben, welches die Musik in ihrem Fluss unterstützt und so mitreißender wird, da Reime eben klanglich und musikalisch wirken. Die Zwischenstücke ausklammernd, sind die Songs grundsätzlich elektronisch gekleidet, wobei die Bandbreite zwischen extrem tanzbar und getragen-ruhiger variiert. Charakteristisch ist der Wechselgesang zwischen cleanen, gesprochenen und gekreischten Vocals von Rosendorn und dem Gesang von Susanne Stitz...und natürlich auch die Dudelsäcke, welche der Musik den mittelalterlichen Touch geben.

Die richtigen Knaller wie "Klingentanz" (das eines der wenigen Songs mit Metalgitarreelementen ist), "Unser beider Babylon" (sein Refrain wirkt schon fast fröhlich), "Karthasis" oder "Seelenwinter" stellen die eine Seite von ADVERSUS dar, wobei "Seelenwinter" als DER Song schlechthin angeführt werden kann, mich zieht er von dem Album am meisten in seinen Bann: Tanzbar, energetisch, eingängig, lyrisch grandios. Ein Song wie "Berühr' mich nicht" zeigt die andere Seite der Band, wie eine Ballade wirkend erschaffen Klavier und die Sängerin ein zerbrechliches Etwas, das einen in eigene Empfindungswelten tief hinabzieht und erst nach Songende wieder ausspuckt. "Mein Hass treibt Nadeln" oder "Wie klingt dein Herz von innen?" sind schon nicht mehr normale Elektrokost, sondern setzen auf harte Industrialelemente, besonders letzteres.

Für mich gibt es an dieser Gesamtkunst nichts auszusetzen, außer, dass die hohen Vocals von Susanne Stitz mir zu piepsig erscheinen und stören, z.B. bei "Berühr' mich nicht", in dem die wirklich gute Mittellagestimme noch durch höheren Sopran unterstützt wird, welches aber meiner Meinung nach nicht sein müsste. Grundsätzlich gefällt mir die Sängerin wirklich gut, nur die hohen Passagen sind nicht so mein Ding. Liebhaber der Kunst und der Poesie werden mit "Winter, so unsagbar Winter..." ihre Freude haben, Fans von eingängigem Elektro ohne Pausen und Schnörkel werden wohl von den Zwischenstücken nicht angetan sein.
Aber ich bin von diesem Album begeistert, Rosendorns Texte und das tolle Artwork und Booklet (alles wurde von der Band selber gestaltet) im Einklang mit der Musik beinhalten Seele und Herz, die immer seltener werden. Beenden möchte ich mein Review, bevor ich noch die obligatorische Höchstbewertung zücke - soviel Genialität wird auch nicht durch die hohen, nicht so tollen Gesänge beeinträchtigt-, mit Rosendorns Worten in seiner Grußliste:

"Diese Musik habe ich für Außenseiter gemacht, für die, die sich auf ihren Abwegen an den Kanten des Lebens stoßen, für die nirgendwo geistiger Raum herrscht und die dennoch die Kraft finden, sich Tag für Tag aufs Neue zu definieren. Eure Irrwege sind der nötige Weg, euer Schmerz ist ein Schatz, jede Einsicht ein weiterer Lebensgrund. Sei euer Leid ein Lied.
Breitet die Flügel!"

www.adversus.de


7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Auftakt
2. Präludium Adversi
3. Dämon, Allzutief In Dir
4. Schwester Der Wahrheit
5. Des Regens Kälte
6. Zimmer Im Kopf
7. Mein Hass Treibt Nadeln
8. An Dies´ Kind
9. Klingentanz
10. Stirb In Mir
11. In Teile Geträumt
12. Berühr´ Mich Nicht
13. Wie Klingt Dein Herz Von Innen?
14. Seelenwinter
15. Eiswand
16. Katharsis
17. Unser Beider Babylon
18. Sturmschwingen
19. Schwarzer Vogel, Flieg!
20. Ausklang
Gesamtspielzeit: 77:49

Leander
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Beitrag vom 10.05.2003
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