CHAOS AFTERMATH - Subtopia
Label: Eigenproduktion
Es gibt viele Möglichkeiten für einen Newcomer, aus der Masse herauszustechen. Die einen erreichen dies durch Innovation, andere wiederum durch Provokation, überragendes technisches Geschick oder einfach Perfektion vorhandener Stilistiken. Zu letzt gibt es auch eine kleine Gruppe von Bands, die vorallem durch ihr literarisches Konzept auffallen - oder vielmehr überzeugen können, und in genau jener Sparte lässt sich das Trio CHAOS AFTERMATH aus Singapur einordnen.
Ähnlich wie bei FEAR FACTORYs Veröffentlichungen - insbesondere auf "Obsolete" - wird hier versucht, eine mögliche Zukunft der Menschheit aufzuzeigen, eine Zukunft, in der die Technologie Überhand gewinnt, in der die menschliche Lebensform von den von ihnen geschaffenen Maschinen in gewissem Sinne überrollt wird und somit das menschliche Individuum zu einem minderwertigen, unselbständigen und in gewisser Weise gefangenem Wesen herabgesetzt wird. Dies hört sich vielleicht auf den ersten Blick eher nach der Fortsetzung der "Terminator"-Triologie oder eine Szene aus "Matrix" an, befasst man sich jedoch näher mit den überaus tiefgründigen, oft zweideutigen Textpassagen - wie zum Beispiel "[...] a great massive trap, it's victims unsuspecting, billions caught within - there's no way to escape [...] oder auch "[...] contaminated, life slowly disintegrate, an excursion to be a mutant advocate [...]" -, so erhält "Subtopia" eine interessante Tiefe, die heutzutage relativ selten gesäht ist. Überdies hinaus ist der Albumtitel eine treffende Anspielung auf das wohl bekannte "Utopia" - "sub", die lateinische Bezeichnung für das deutsche Wort "unter", als prägnante Umschreibung einer "perfekte Welt" - "Utopia" -, die sich in Hinsicht sozialer Standarde aufgrund übermäßiger Technologisierung und in direkter Folge Dehumanisierung jedoch weitab von selbst aktuellen Zuständen bewegt, und somit trotz technischem Fortschritt in Punkto Lebensstandard UNTER den heutigen durchaus vorhandenen Qualitäten liegt. Dieses Thema innerhalb dieses Reviews jedoch weiter und der Aktualität entsprechend zu behandeln, würde jedoch meine Zeit sowie Rahmen sprengen, daher möchte ich CHAOS AFTERMATH sowie jedes Individuum für sich selbst sprechen lassen - nur so viel sei gesagt: Nachdenken hat noch nie geschadet, und "Subtopia" transferiert den nötigen Anstoß hierzu.
Musikalisch bewegt sich das Trio jedoch auf einem etwas eingängigeren Level, geboten wird im Großen und Ganzen guter, alter schwedischer Todmetall, der durch einige neuere Einflüsse der Marke ARCH ENEMY und SOILWORK erweitert wurde, und vorallem dank des sporadischen Einsatzes von SFXs dem lyrischen Konzept angepasst wurde. Trotz alledem könnten einige Passagen auch den Frühwerken von GRAVE oder ENTOMBED entstammen - tun sie aber nicht, geklaut wurde auf "Subtopia" keinesfalls, vielmehr weiß man, den alten, ungehobelten Charme wieder auferstehen zu lassen, was irgendwie wie ein gelungener Gegenpol zu den Texten wirkt. Die spärlich gesähten Effekte und Soli wurden songdienlich in die überaus gut gegliederten Songstrukturen eingebaut und vorallem das zwar simple, dafür aber umso effektivere exzellente Riffing sowie die ausdrucksstarke, intensive und einnehmende Stimme wissen nicht nur zu harmonisieren, sondern trotz aller Simplizität auch zu überzeugen, etwas auszudrücken.
Kurz gefasst, war ich überaus erstaunt, welche Fülle von Gedanken sich innerhalb eines zeitlich beinahe komplett ausgeschöpften Silberlings verbergen können, und wie gut das Wechselspiel zwischen dem lyrischen Augenmerk auf Zukünftiges und musikalischer Rückbesinnung auf "alte Werte", welche aber dennoch mit neueren Effekten zusammenspielen, harmoniert. CHAOS AFTERMATH mögen zwar keine Meister auf ihren Instrumenten sein, aber sie wissen zumindest zu überzeugen, ihre Einstellung wiederzugeben und trotzdem zu gefallen, ohne auf irgendeine Art und Weise schwer zugänglich zu wirken. Es würde mich sehr freuen, wenn die Band mehr Forum bekommen würde, denn CHAOS AFTERMATH haben nicht nur einiges am Kasten, sondern auch zu vermelden hat. Ladies and gentlemen, bei Gelegenheit unbedingt einmal antesten, mir scheint, hier ist etwas ganz Besonderes am Laufen...

www.geocities.com/ChaosAftermathSG/


7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Subtopia
2. Lividitium
3. Time Of The Awakening
4. Falling Deeper
5. Pathfinder Probes
6. Beyond The Event Horizon
7. Sentinels
8. Orthopositronium Collider Engine
9. Planetarium
10. Wormhole Encounter
11. Quantum Collapse
12. Verisimilitude Infinitus
13. Zero Tolerance
14. Technological Progressions
Gesamtspielzeit: 73:04

Macabre
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Beitrag vom 04.05.2003
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