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SOLEMNITY - King Of Dreams
Label: Remedy Records / Zomba |
Muskelbepackte Männer, langhaarig (vorwiegend blond) und mit Schwert bewaffnet ein blondes, spärlich bekleidetes Dummchen vor den böswilligen Kreaturen dieser Welt beschützend, sind bekanntlich nicht nur die Hauptpropagnoisten von Kitschromanen a la "Palast der Liebe" und "Gezeiten der Liebe" (man mache sich gegebenfalls in Bahnhofsbuchhandlungen schlau), sondern seit Jahren auch Markenzeichen für die unglaubliche Potenz von US-Power Metal Bands wie MANOWAR und Co. Ein Blick auf Cover (für das sich übrigens MANOWARs Haut-und-Hof-Künstler Ken Kelly verantwortlich zeichnet), Album- und Songtitel sowie Website der süddeutschen Formation SOLEMNITY sollte somit ausreichen, um den Stil festzulegen - ganz klar lupenreiner True-, Power- oder auch Heavy Metal, welcher sich allerdings nicht nur am Aushängeschild MANOWAR orientiert, sondern durchaus auch Einflüsse aus OMEN, SAVAGE GRACE, MANILLA ROAD, älteren BLIND GUARDIAN und GRAVE DIGGER vorweisen kann. Tapfere Krieger, Äxte und Schwerter, Flammen und Sagenfiguren, wohin das Auge auch blickt, in Punkto Ausschlachtung der Klischees und Imagewahrung hat man somit ganze Arbeit geleistet - wie jedoch steht es um die Qualität des mittlerweile zweiten Longplayers nach dem Debüt "Reign In Hell" (2002)? Nun, während man Songtitel wie "Heart Of A Raven" oder "Kill The Majesty" vielleicht belächeln mag, und man angesichts der Tatsache, dass die Gitarrensalven von einem "psychotic riffmaster" und einem "six-string-killer" abgefeuert werden, während die Rhythmussektion aus den "low deathtones of doom" sowie den "drums of war" besteht, durchaus in heftigere Lachanfälle ausbrechen könnte, so muss man den Deutschen aber ohne Zweifel zugestehen, dass neben der Imagewelle absolut kein laues Lüftchen weht, SOLEMNITY betreiben definitiv keine lose Schaumschlägerei. Die acht vorwiegend episch und hymnenhaft gehaltenen Stücke knallen zwar nicht derart wuchtig aus den Boxen, wie man es sich wünschen würde - und nach einem Mastering durch die Erocs Mastering Ranch (unter anderem JUDAS PRIEST und ROSE TATTOO) durchaus auch erwarten könnte - dafür verströmen sie immerhin das gewisse Feeling der Achtziger, als bombastische, klassische Metalpassagen noch an der Tagesordnung waren und ein genialer Refrain, melodische aber dennoch ungestüme Gitarrenläufe sowie eine unaufhaltsame Rhythmussektion noch essentiell für ein gutes Album waren, insbesondere Sänger Sven "The Axe" liefert mit spielerischer Leichtigkeit den für Bands aus jenem Genre lebensnotwendigen mal barbarischen, mal einfühlsam-melancholischen Gesang ab, welcher den Szenegrößen um nicht sonderlich viel nachsteht. Zwar kann man sich nicht damit rühmen, Erfinder einer neuen Stilrichtung zu sein, aber immerhin setzt das Quintett ihren Stoff überraschend gut um und während der Opener "Fire In The Mainstreamland" (interessanter Titel übrigens, reiht sich nahtlos an DYING FETUS' "Pissing In The Mainstream" an?!) einer klassischen MANOWAR-Hymne um nicht viel nachsteht, so wissen auch "Kill The Majesty" oder "King Of Dreams" das anfangs eingeschlagene Niveau zu halten. Dem gegenüber stehen das zehnminütige Epos "Vampire's Dance" sowie "Spirits Of The Dead", welche zwar auf dem selben Level dargeboten werden, aber vor allem Anhängern von MANILLA ROAD zusagen dürften, während auf "In Dubio Pro Sathanas" (selten dämlicher Titel) im Bereich der Vokalisierung auch der gute, alte deutsche Thrash der Marke KREATOR und SODOM seinen Platz findet. Wie schon auf dem ersten Album gibts auch diesmal wieder einen Hidden Track, der jedoch eher einer stark alkoholisierten Country-Band gleichkommt - lustig ists allemal, daher sollte man "King Of Dreams" ruhig zu Ende hören. Summa summarum reicht "King Of Dreams" zwar nicht ganz an das überraschend starke Debüt heran, da man diesmal vor allem in Punkto Produktion nicht wirklich punkten konnte, nichtsdestotrotz haben SOLEMNITY erneut eine starke Scheibe abgeliefert und verkörpern auch Anno 2003 pure Manneskraft wie nur noch wenige Bands, und sind auf jeden Fall ein Garant für Stimmung auf jeder Metalparty.
www.solemnity.de
Beitrag vom 04.05.2003 Zurück
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