Händeklatschen – ein Element aus der spanischen Folklore. Man stelle sich vor: Zwei Flamenco-Tänzer, einige Menschen drumherum, sie klatschen im Rhythmus. Die Vorstellung verwischt, sobald die ersten E-Gitarrenklängen der spanischen Band USER NE auf ihrem zweiten Album "Tarantos" erklingen. Die neun Musiker setzen zwar auf Folklore, aber eingebaut in Doom und Black Metal. Wirklich flüssig klingt das Ganze aber nicht.
Musikalisches Talent haben sie, die Band-Mitglieder von USER NE. Jeder Einzelne beherrscht sein Instrument, von der Flöte, E-Gitarre, über Dudelsack, Synthesizer bis zu Klarinette und Bass. Irgendwie erinnert "Tarantos" an HAGGARD – zumindest was die Zusammensetzung der musikalischen Komponenten und den Einfallsreichtum betrifft. Doch USER NE haben eine konkrete Schwachstelle. Der Hörfluss wird in jedem der 14 Lieder mehrfach unterbrochen, so dass der Spaß am Hören ziemlich schnell von dannen ist. Der ICE an harten Gitarren wird auf Geheiß der Dudelsäcke abrupt gestoppt, danach geht es mit Vollgas bis zu den nächsten Flötentönen weiter. Den Songs fehlt es an Struktur und harmonischen Übergängen. Bestes Stück auf der CD ist der Opener. Bei ihm lässt sich über die Schwachstellen noch am ehesten hinweg blicken. Gewöhnungsbedürftig ist auch der Gesang von Bossu Morbius El Tolerante (was für ein barmherziger Name). Seine Growls wechseln von einer auf die andere Sekunde die Tonlagen von bassig-röhrend auf giftig-kreischend. Mhm. Ziemlich anstrengend für den Hörer. Anders dagegen kommt die zu selten auftauchende Sängerin zum Zug. Auf "Andalucí" schafft sie es aber, einen zu verzaubern. Klasse Stimme, bitte mehr davon nächstes Mal.
Wie betont, an Einfallsreichtum mangelt es den Spaniern nicht. Ob Einflüsse aus dem Orientalischen oder aus der spanischen Folklore, langweilig wird es musikalisch gesehen auf "Torantos" nicht. Im Gegensatz zu den Liedern mit Gesang überzeugen die ohne. Bei den Instrumentals beweisen USER NE, was sie an ihren Instrumenten drauf haben - da klappt es dann auch besser mit den Übergängen.