EARSHOT - Emotions E.P.
Label: Eigenproduktion
Es ist nichts neues, dass oft die unterschiedlichsten Menschen beinahe zeitgleich an den unterschiedlichsten Orten mit identischen Ideen oder Erfindungen überraschen - wenn die Zeit für etwas reif ist, scheint sich diese bestimmte Idee in einigen kreativen Köpfen festzusetzen und darauf zu warten, dass sie ausgebrütet wird - und einer dieser kreativen Köpfe ist nun eben meist der erste, was schlussendlich in den Namensgebungen wie "Otto Motor" oder "Kaplan Turbine" gipfelt und als DIE Errungenschaft der Menschheitsgeschichte gefeiert wird.

Bei Namenskreationen verhält es sich ähnlich - während Lars Ulrich seinen Bandnamen im Jahre 1981 von einem befreundeten Redakteur geklaut hat (und sich heute wohl dafür selbst anzeigen würde?) gibt es auch Leute, die lange und intensiv über den passenden Namen für eine Band, einen Verein, ein Produkt oder was auch immer nachdenken - dies war bei uns der Fall, möglicherweise auch bei den deutschen Nu-Thrashern EARSHOT, beim amerikanischen Jazz-Magazine Earshot, bei der offiziellen Publikation der NCRA - Earshot - und vielen anderen mehr. Unterschiedlichste Menschen, zu den unterschiedlichsten Zeitpunkten an verschiedenen Orten - eine Idee (und bei aller Bescheidenheit, sie ist verdammt gut...).

Gegründet wurde EARSHOT bereits im Jahr 1997 - allerdings firmierte man damals noch unter dem Namen MULTIPLE INSANITY und etwas später unter SCAPEGOAT - und konnte mittlerweile sogar im Vorprogramm von SUCH A SURGE und DIE ALLERGIE die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Und die Aufmerksamkeit ist durchaus berechtigt, denn - objektiv betrachtet - weiß das Quintett mit abwechslungsreichem Nu-Metal mit der gehörigen Portion Groove aber auch Tiefgang und Eingängigkeit zu überzeugen, jedoch ohne sich zu stark an den erfolgreichen Genregrößen zu orientieren. Vielmehr wissen die Deutschen gleich auf ihrer ersten Veröffentlichung einen eigenen Weg zu gehen und verschiedenste Elemente aus den Bereichen Nu, Tribal, Thrash, Core und HipHop zu einem durchdachten Ganzen zu vermischen, welches zwar auf der einen Seite mit einer ähnlichen Intensität wie FEAR FACTORY oder MESHUGGAH aufwarten kann, auf der anderen Seite aber auch die Variablität von SOULFLY auszudrücken weiß, und trotz stark HipHop-lastigem Gesang nie zu stark in jenes mir eher unbeliebtes Gefilde vorzudringen weiß. Auch die souverän miteingepackten Samples und Scratches stechen auf keinste Art und Weise negativ aus dem Endprodukt heraus, wissen vielmehr einen angenehmen Gegenpol zu gewohnt tiefem Riffing der Marke Max Cavalera zu bieten, wobei die Wechselwirkung zwischen den auf unterschiedlichen Ebenen angelagerten Parts durch eine geschickt gesetzte Laut-Leise-Dynamik noch zusätzlich immens erhöht wird.

Veredelt wurden die durchdachten Kreationen schlussendlich auch noch von Roger Grüninger (DIE ALLERGIE), welcher der "Emotions"-E.P. einen außerordentlich fetten, transparenten und hochexplosiven Sound verpasst hat und somit ebenfalls einen großten Teil dazu beigetragen hat, dass die Schwaben nicht irgendwo zwischen Tausenden von Nu Metal-Bands in der Versenkung verschwinden, sondern zumindest einmal zum Zuhören animieren. Bei mir ist ihnen dies auf jeden Fall gelungen, abwechslunsgreicher Nu Metal, nicht nervend, dafür mit einer gewaltigen Portion Groove und Explosionsgefahr, so soll es auch sein.

www.ear-shot.de


5.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Steck Den Kopf
2. S.L.D.
3. Tell Me
4. Greed
5. It´s All The Same
Gesamtspielzeit: 22:31

Macabre
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Beitrag vom 04.04.2003
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