Die Frage, warum die Toten Hosen, die Ärzte oder andere deutschsprachige Punkbands bekannt geworden sind, lässt sich ziemlich leicht beantworten: erstens aufgrund eingängiger, z.T. radiotauglicher Melodien und zweitens aufgrund hervorragender Texte. Das der Trend eher weg von der Textrelevanz in der deutschsprachigen Musiklandschaft geht (siehe grandiose Künstler wie Joachim Deutschland...oida!) ist schade, trotzdem raffen sich einige junge Bands doch auf, ihren Textzeilen mehr Inhalt zu geben, sie sogar zum Hauptbestandteil ihrer Musik zu machen. So auch GUANTANAMO:

Das Quartett aus Wien hat offensichtlich die Prioritäten umgeschaufelt und macht den Eindruck, Musik um den Text zu schreiben und nicht umgekehrt. Das hat den Vorteil, das sich sehr oft rhetorisch gelungene Strophen ergeben, die Musik allerdings an einigen Stellen etwas holpert. Wurscht, wird gern in Kauf genommen, dafür wird der Hörer mit schon fast philosophischen Abhandlungen über die Unvollkommenheit des Menschen am Beispiel des Nichterreichens des Ellbogens mit seiner eigenen Zunge belohnt, dem spätestens dann die Riffs im Hintergrund egal sein werden.

Mit 7 Tracks ist diese qualitativ ganz gute Demö-CD (sic) für Demo-Verhältnisse ziemlich lang geworden, an sich wird vom ersten bis zum letzten Song politisiert und auf teilweise zynische Art die österreichische Innenpolitik aufs Korn genommen. Gegen wen sich die Hauptlast der Anschläge richtet wird man sich denken können...Einzig der Track "Heimat" hätte seine Kritik vielleicht ein bisschen besser hinter dem Mantel des Zynismus verstecken können, schon klar das wir Österreicher nicht die größten Patrioten sind und nicht alles so läuft wie es laufen sollte oder könnte, aber GANZ so dreckig gehts uns hier auch wieder nicht ;)

Wie dem auch sei, wer einen kleinen Eindruck über die Band erlangen will geht am besten auf ihre Homepage und klickt gleich einmal auf die "lyrics" Seite...danach ins nächste Beisl und bei ein paar Bier und GUANTANAMO auf der Bühne über Weltverbesserungskonzepte nachdenken.