BLOOD - Dysangelium
Label: Morbid Records
Mittlerweile ist es beinahe genau siebzehn Jahre her, dass BLOOD im Mai 1986 ihr erstes Demo "Infernal Horror" im Underground in Umlauf brachten - "Evil Lightspeed Hardcore" wurde das Ganze damals genannt, und wer mit den damaligen Kreationen vertraut ist, weiß auch ganz genau, dass sie diese Bezeichnung zu Recht verdient haben. Sechs Longplayer später - "Impulse To Destroy" (1989), "Christbait" (1992), "O Agios Pethane" (1993), "Mental Conflicts" (1994), "Depraved Goddess" (1996) sowie "Gas Flames Bones" (1999) - steht uns nun mit der siebten Langrille "Dysangelium" (mal kurz nachrechnen) die sage und schreibe 25. Veröffentlichung der deutschen Grinder ins Haus (Jubiläum, Freunde!).
Zwar hat man sich im Laufe der Zeit merklich verbessert, hat gelernt, das jeweilige Instrument zu bedienen und bis zum Exzess auszunutzen (wobei letzteres beherrschte man bereits anno 1986) sowie Songstrukturen aufzubauen, scheint auch heute noch das Motto der Band - angelehnt an Stefan Raab - "Wir haben doch keine Zeiiiiiiiiit!" zu sein, ergibt sich immerhin bei einer Spielzeit von etwa 39 Minuten bei 21 Tracks pro Song eine Spielzeit von nicht einmal zwei Minuten. Dies kann nun entweder ein Zeichen dafür sein, dass einer Band Ideen oder auch die spielerischen Fähigkeiten dazu fehlen, verschiedenartige Riffs zu einem homogenen Ganzen zusammenzubauen, im Falle BLOOD ist dies jedoch ein offensichtlich gewolltes "auf den Punkt bringen", ein "Klappe auf - Scheiße raus - Klappe zu"-Prinzip, welches sich durch die Reihe der Veröffentlichungen wie ein roter Faden hindurchzieht und sich vor allem auf dem Hammeralbum "Depraved Goddess" bewährt hat.
Trotz alledem driften BLOOD nie zu stark in Grind-, Noise- oder Crustgefilde ab, bewegen sich stets auf dem gewohnt schmalen Grad zwischen brachial und kontrolliert, zwischen Kontrolle und Chaos, wissen mittlerweile, unnötigen Mist über Bord zu werfen und aus der übrig gebliebenen Ansammlung aus Ideen das Beste zu machen. Auf den Frühwerken agierte man in der Hinsicht noch etwas holprig, "Depraved Goddess" stellte für meine Ansprüche bisher den Höhepunkt ihrer Karriere da, auf "Gas Flames Bones" hingegen konnten mich selbst die aussortierten Ideen nicht wirklich vom Hocker reißen - "Dysangelium" ist jedoch ohne Zweifel (und da darf ich mich Morbid Records ohne Wenn und Aber anschließen) nicht nur das erbarmungsloseste und zügelloseste Album in der Bandgeschichte, sondern auch jenes, welches sowohl in Punkto Songwriting als auch Produktion und Aufmachung am meisten überzeugen kann. "Dysangelium" ist eine nicht zu bändigende Bestie, zugleich ein ungestümer Tornado als auch ein unbarmherzig zäher Strom aus glühend heißer Lava, ein Album, welches zu gleichen Anteilen unheimlich flott aus den Boxen geprügelt wird, sich auf der anderen Seite aber auch fies und hinterhältig von hinten anschleicht ("Breaking Bounds", "Godmorphosis" & "Malicious Awakening") - kurzum ein gefundenes Fressen mit Vorbildwirkung für sämtliche Anhänger der Todmetal-Szene.
BLOOD gelten seit jeher als die Pioniere der deutschen Hartwurst-Fraktion, haben über die Jahre hinweg jedoch ab und an schwächere Leistungen geboten - auf "Dysangelium" werden sie aber ihrem globalen guten Ruf wieder weit mehr als nur gerecht; Durchwegs druckvoll, endlich wieder interessant, eingängig und abwechslungsreich, zwar simpel aber durchaus intelligent gemacht, unterstützt von einem tadellosen, leicht verwaschenen aber dennoch wuchtigen und differenzierten Sound, wie wir ihn schon von "Depraved Goddess" her kennen, ist "Dysangelium" ein würdiger Abschluss des ersten Quartals der Bandgeschichte, welchen die Deutschen (sowohl BLOOD als auch ihr Label) mit ruhigem Gewissen hoffentlich ordentlich feiern.

www.bloood.de


7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Blood Pulsation
2. Adrenaline
3. Shizophrenic Wisdom
4. Penalty
5. Wormbody
6. Where Is Your Savior Now
7. Jesus Descent
8. Evil Saints
9. Poison For The Soul
10. The Heretic
11. Randy Mary
12. Breaking Bounds
13. Anthem Of Scorn
14. Garbage Can Biotope
15. Godmorphosis
16. Hate Speech
17. Malicious Awakening
18. Demons Call
19. Son Of Shadows
20. Devil Dance
21. Dysangelium
Gesamtspielzeit: 39:20

Macabre
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Beitrag vom 22.03.2003
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