CHILDREN OF BODOM - Hatecrew Deathroll
Label: Spinefarm Records
"The Reaper" ist wieder da - diesmal wie schon auf dem äußerst guten Einstand "Something Wild" in dunkelrot gehalten, präsentiert sich das finnische Quinett rund um Wunderkind Alexi "Wildchild" Laiho deutlich "back to the roots", dennoch aber gewohnt CHILDREN OF BODOM-mäßig und trotz Rückbesinnung auf die Anfänge mit einem gewaltigen Schritt nach vorn. Verwirrend? Nun gut, versuchen wir, das Ganze von der Wurzel anzupacken: 1997 gabs mit "Something Wild" das erste Lebenszeichen der Finnen, gefolgt von zwei zu recht umjubelten, technisch einwandfreien und auch stilistisch hervorragenden Alben, genannt "Hatebreeder" ("The Reaper" in grün, 1999) sowie "Follow The Reaper" (das Maskottchen in dunkles Blau gehüllt, 2000) - nun schreiben wir bekanntermaßen 2003, und auch wenn es Mitte März noch etwas früh für folgende Äußerung ist, so wage ich dennoch zu behaupten, dass sich "Hatecrew Deathroll" schon jetzt den Titel "Album des Jahres 2003" redlich verdient hat.
Bisher konnte ich CHILDREN OF BODOM zwar durchaus Qualitäten zuschreiben - vorallem Alexis tadellose Arbeit am Sechssaiter hinterließ bei mir stets den Eindruck, als würde das Instrument definitiv von einem Menschen mit weitaus mehr als zehn zu Verfügung stehenden Figern bedient werden - allerdings störte mich doch der immer mehr in den Mittelpunkt gesetzte Einsatz von Keyboard-Parts. War jenes Instrument zwar auch auf dem Debüt präsent, so hatte es damals noch nicht eine derart tragende Rolle wie auf den beiden Nachfolgern inne, waren "Hatebreeder" und "Follow The Reaper" zwar technisch ausgereitzter und spielerisch einwandfreier, so wirkte für mich der gesteigterte Einsatz vom Keyboard stellenweise zu gekünstelt, zu übertrieben - einfach unnötig. Versteht mich nicht falsch, ein Keyboard kann - wenn es richtig platziert wird - derartige Musik optimal untermalen und ohne zu stören ein Album abrunden, ihm einen gewissen Charme verleihen - dies ist den Finnen aber erst auf "Hatecrew Deathroll" gelungen.
Ohne Zweifel beherrschen neben Alexi auch die restlichen Mitstreiter virtuos ihre Instrumente, ohne Zweifel hat auch Tastenflitzer Janne Klasse - und diesmal beweist das Quintett endgültig, dass ihnen zu Recht Anerkennung gebührt. "Hatecrew Deathroll" ist im Prinzip die logische Fortsetzung von den bisherigen Veröffentlichungen, allerdings mit einem ausgereifteren, ausgefeilteren Songwriting, mit einer weitaus intelligenteren Platzierung jeglichen spielerischen Luxus - seien es Soli, Breaks, oder eben auch Keyboard-Parts. Zwar basiert das Songwriting nachwievor aus einem Mix aus aggressiv hervorpreschendem Thrash und melodisch-technischem Black, allerdings hat die Band anscheinend gelernt, dass manchmal weniger eben doch mehr ist. So halten sich vordergründig und vorallem Keyboarder Janne, aber auch Fronter Alexi etwas zurück, wenn es das Stück denn erfordert. Bisher waren zwar sämtliche Stücke auf ihre Art und Weise einzigartig und voneinander deutlich unterscheidbar, was man aber auf jedem Fall vorausahnen konnte war, dass es definitiv ein - zugegebener Maßen - großartiges Duell Gitarre gegen Keyboard geben würde. Schön und gut, aber fallweise habe ich mir wirklich gedacht. "Mein Gott, können die dem Keyboard nicht einmal für zumindest zwei Minuten den Stecker rausziehen?".
Rausgezogen wurde der Stecker zwar nicht, jedoch weiß "Hatecrew Deathroll" durch einen verminderten Einsatz - oder besser gesagt: ohne zwanghafte Omnipräsenz - des Keyboards nicht nur erstmals absolut zu überzeugen, sondern man freut sich sogar schon richtig auf eben jene angesprochenen Duelle - die zwar immer noch vorhanden sind, aber eben nicht permanent und vorallem weitaus besser in die Songs integriert.
Kurz und gut: Bisher waren CHILDREN OF BODOM eine tadellose Band mit kleinem Schönheitsfehler, auf "Hatecrew Deathroll" präsentiert man sich generalsaniert - nachwievor melodisch aber dennoch treibend und aggressiv, deutlich verbesserte Vokalarbeit seitens Alexi, unterlegt von einer wieder einmal mehr als nur gelungenen Produktion, erstmals absolut (Schönheits-)fehlerfreien und stellenweise sogar überraschendem Songaufbau und einer noch breiteren Variation in Hinsicht stilistischen Einflüssen sowie Geschwindigkeit. Danke Alexi, ich ziehe meinen Hut vor dir.

www.cobhc.com


7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Needled 24/7
2. Sixpounder
3. Chokehold (cocked´n´loaded)
4. Bodom Beach Terror
5. Angels Don´t Kill
6. Triple Corpse Hammerblow
7. You´re Better Off Dead
8. Lil´ Bloodred Ridin´ Hood
9. Hate Crew Deathroll
Gesamtspielzeit: 39:54

Macabre
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Beitrag vom 15.03.2003
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