CRADLE OF FILTH - Damnation And A Day
Label: Sony
Dearest Dani,
ich schreibe Dir diese Zeilen aus herrlichen Prunkbauten, die du einst erbaut; aus Schlössern entstanden aus den blutigen Phantasien, welche einst deinen Geist und den deiner Weggefährten eingenommen hatten und für Jahre beherrschten. Ich schreibe dir aus Phallusstein, wo ich noch immer den Zeiten nachtrauer' da du mir von der Dämmerung, Umarmung und der Grausamkeit der Elisabeta Bathori erzähltest. Verzeih' mir deshalb, wenn meine nostalgischen Anwandlungen immer wieder durchbrechen.
Nach unzähligen Abenden mit Wein, Weib und Gesang verließest du diesen Ort, an dem ich mich noch immer so wohl fühle, um dein Glück in biblischen Schriften und in anderer Gesellschaft zu suchen und dein mir hier vorliegendes Werk trägt Kundschaft davon, dass es dir nun schon zum zweiten Mal gelungen ist, dieses Glück zu finden.

In 4 Akten erzählst du uns, unterstützt von deinen gegenwärtigen Wegbegleitern, in der dir so typischen und über die Jahre zu deinem Markenzeichen, deinem ureigensten Stil gewordenen Sprache und Stimme von lange Vergangenem: der Erschaffung der Welt, von den die Welt für immer verändernden Begebenheiten zu Babel und am Nil; und von der Zukunft, deren grausamen Schatten du uns in Aussicht stellst.
Von Genesis zu Nemesis wirst du dabei nicht nur von deinen finst’ren Brüdern im Geiste begleitet, sondern auch von engelsgleichen Gesängen und orchestralen Vertonungen der Verdammnis, deren monströse Ästhetik nicht auch nur einen Moment dem Anschein des Dilettantismus anheimfällt. Ich halte es Dir zugute, nicht den Fehler ach so vieler anderer Propheten der Dunkelheit begangen zu haben, die ihre Reden von Legionen aus geschmacklos anmutenden Einsprengseln synthetischer Tonherstellung begleiten lassen. Wann auch immer in deinem Opus etwas erklingt, das nicht den menschlichen Stimmbändern, den Saiten oder dem Schlagwerk entspringt, wirkt es unaufgesetzt und authentisch. Es erweist sich als richtig, die Dienste eines Chores und eines Orchesters in Anspruch genommen zu haben.
Somit bin ich mit deinem musikalischen Lebenszeichen zufrieden, muss - den Erinnerungen an alte Zeiten verfallen - jedoch mit Wehmut eingestehen, dass ich deine vorhin bereits angesprochenen, der Zeit in der du noch bei uns, den Kindern der Nacht, weiltest und von uns zu singen wusstest, entstammenden, als klassischer ansehe.
Dies liegt wohl auch in meiner Ansicht von Kunst begründet, so sah ich deine Werke immer als Gesamtkunstwerke, die die dunkle Ästhetik des Vampirischen in Musik und Poesie, aber auch in der bildenden Kunst zu verkörpern wussten. Nun verhält es sich so, dass ich deinem musikalischen Schaffen zwar noch immer viel abgewinnen kann, wenngleich es mich auch nicht mehr zu Stürmen der Begeisterung bewegt wie einst, den anderen Komponenten deines Gesamtkunstwerkes, aber die Pracht und geniale Originalität früherer Werke absprechen muss. Nicht mehr stellst du deine Gefährten als Phantasiewesen blutrünstiger Natur vor, sondern begnügst dich stattdessen mit einer simplen Abbildung eurer Horde; nicht mehr wird das dem Tonträger beiliegende Textblatt durch Zitate bereichert, doch solche Kleinigkeiten machten zu einem gewissen Teil auch den Charme früherer Ausgeburten deiner/eurer Phantasie aus.
Ich bitte vielmals um Verzeihung, dass es mir in der kurzen Zeit nicht möglich war näher auf deine Poesie einzugehen und ich daher nur an der Oberfläche zu kratzen imstande war. Doch wie ich bereits erwähnte, ist es allemal faszinierend, dir zu lauschen, wenn du von Dobermann-Pharaonen erzählst, doch sehne ich mich nach Zeiten zurück, da du vom Erwachen zur Abendzeit sprachst und dies mag nicht so wichtig erscheinen, wenn einem nicht auch dünkte, mit deinen Vampirphantasien und alten Wegbegleitern seien auch so manch' andere deiner alten Qualitäten zu Staub zerfallen.

Bevor wir nun wieder voneinander scheiden, möchte ich dir noch einmal meinen innigsten Dank für diese Darbietung entgegenbringen, deren Qualität ich nicht schmälern wollte. Dies lag mir fern. Es erschien mir aber notwendig, zu erwähnen, dass sie angesichts früherer Werke - wohl aus Sentimentalität der alten Zeiten und der damals durch diese Werke hervorgerufenen hysterischen Freude wegen - nur noch eine Festigung und keine Steigerung deines Schaffens darstellt.


Yours truly,
Kronos

www.cradleoffilth.com


5.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. A Bruise Upon The Silent Moon
2. The Promise Of Fever
3. Hurt And Virtue, An Enemy Led The Tempest
4. Damned In Any Language (a Plague On Words)
5. Better To Reign In Hell
6. Serpent Tongue
7. Carrion
8. The Mordant Liqour Of Tears
9. Presents From The Poison-hearted
10. Doberman Pharaoh
11. Babalon A.d. (so Glad For The Madness)
12. A Scarlet Witch Lit The Season
13. Mannequin
14. Thank God For The Suffering
15. The Smoke Of Her Burning/end Of Daze
Gesamtspielzeit: 76:55

Kronos
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Beitrag vom 13.03.2003
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