VILE - Stench Of The Deceased
Label: Listenable Records
"Vile" - zu deutsch "wiederwärtig" oder auch "abscheulich" - wurde bereits von den Urvätern der Todmetalszene - CANNIBAL CORPSE - als Albumtitel gewählt - mehr als nur passend, wie ich meine. Zwar gilt bis dato die 1996 nach dem Ausstieg von Chris Barnes veröffentlichte Langrille mancherorts als schwächste Veröffentlichung der Kannibalen, ich persönlich jedoch würde "Vile" als weit unterschätztes Meisterwerk bezeichnen, eine Veröffentlichung, die ihres Gleichen sucht und auch heute noch mühelos gegen die Konkurrenz bestehen kann. Somit kommt es nicht von ungefähr, dass sich auch eine Band diesen Namen gekrallt hat, ein simples Wort, dafür aber ausdrucksstark - und das aus dem sonnigen Kalifornien stammende Quintett wird diesem Namen absolut gerecht.
1999 veröffentlichte man - nach zwei im Underground hochgelobten Demos (1996 / 1997) - das Debüt "Stench Of The Deceased", welches zwar zum Deal mit Listenable Records führte, den Bekanntheitsgrad der Band in Europa aber nicht sonderlich steigerte. Erst das im Jahre 2002 veröffentlichte Machtwerk "Depopulate" festigte den Namen auch in unseren Breitengraden, sodass sich Listenable geradezu genötigt fühlten, das Kultdebüt als Rerelease auf den Markt zu schmettern - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Von Abzocke ist hier jedoch weit und breit keine Spur - zwar unterscheidet sich die Neuauflage in Punkto Bookletgestaltung von der Urausgabe und außerdem wurde die Wiederveröffentlichung um vier Songs aufgestockt, da man aber (wie gesagt, in unseren Breitengeraden) nur von Glück sprechen kann, wenn man das Original noch irgendwie ergattert, so kann man Listenable doch Dank aussprechen - immerhin ist nun mit "Stench Of The Deceased" endlich jenes Album problemlos erhältlich, das nicht nur einen Großteil der Genrekollegen mühelos vom Tisch fegt, sondern meiner Meinung nach selbst den Nachfolger "Depopulate" (trotz aller mörderischen Fingerfertigkeit, Genialtät und Individualität) in den Schatten stellt.
Um es gelinde auszudrücken, handelt es sich bei jedem auf "Stench Of The Deceased" vertretenen Track um ein brachiales Inferno, das nicht nur abgrundtiefe aber dennoch nachvollziehbare Vocals seitens Stimmwunder Juan Ortega sowie sich in technischer Perfektion nahezu überschlagende Riffs miteinander vereint, sondern auch mit einem abwechslungsreichen, mal wieselflink nackenbrecherischen, mal hinterhältig zähen Drumgewitter aufwarten kann. Soundtechnisch befindet sich ebenso alles im grünen Bereich, was auch kein Wunder ist - immerhin haben Juan Ortega sowie Gitarrist Colin Davis hierbei die Zügel fest in der Hand. Auch die live aufgenommenen beziehungsweise des ersten Demos entnommenen Stücke wissen mit tadellosem Sound zu überzeugen und sind es insofern auch schon wert gehört zu werden, da es sich bei "Severed (live)" und "Surgery (live)" nicht um die auf "Stench Of The Deceased" vertreteten Versionen handelt, sondern um die Originale der Demoveröffentlichungen - allerdings sind die Unterschiede nur äußerst geringfügig.
Zusammenfassend kann man somit sagen, dass VILE ein beeindruckendes Debüt abgeliefert haben, dass absolut gerechtfertig neu aufgelegt wurde und mit vier Bonusstücken auch noch etwas fürs Geld bietet. Nach der Veröffentlichung von "Depopulate" war ich ein glühender Verehrer von VILE, und das Debüt hat diesen Zustand nur noch gefestigt - VILE sind Brachialität und technische Perfektion in Reinkultur, setzen neben Abwechslung aber auch auf Eingängigkeit, was sowohl "Stench Of The Deceased" als auch "Depopulate" zu den leichter verdaulichen Langrillen der Todmetal-Szene macht, trotzdem aber sowohl für Anhänger von Knüppelcombos wie DEEDS OF FLESH oder DISGORGE, als auch neueren MORBID ANGEL geeignet ist. Todsicher.

www.vilestench.com/


7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Abort (the Fetus)
2. Cradle Of Deceit
3. Surgery
4. Alive To Suffer
5. Stench Of The Deceased
6. Terminal Existence
7. Severed
8. Persecution
9. Severed (live)
10. Surgery (live)
11. Alive To Suffer (live)
12. Processions Of Destruction (demo)
Gesamtspielzeit: 44:08

Macabre
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Beitrag vom 12.03.2003
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