V.A. - Ultimate Revenge
Label: Metal Mind Records
Dass Polen metalmässig mehr zu bieten hat als VADER und BEHEMOTH war mir schon klar, immerhin gibt’s da ja noch DIES IRAE oder DEVILYN (die auf diesem Sampler auch vertreten sind), aber sonst kannte ich bis jetzt vielleicht nur eine Handvoll Bands von dort und das auch nur vom Hören-Sagen.
Weiß nicht, ob es euch genauso geht, wahrscheinlich sind nicht alle solche Underground-Banausen wie ich, aber trotzdem stelle ich am besten jede Band dieses Samplers einzeln vor, den ich glaube kaum, dass irgendein Leser mit mehreren Bands dieser Zusammenstellung vertraut ist.
Also dann gönnen wir uns die 21 Tracks einmal.... Na zdrowie!

-Den Anfang machen ENTER CHAOS mit gut gespieltem, gitarrenlastigem Deathmetal, der einen an die Göteborger Schule erinnert.
-ASGAARD schielen ebenfalls nach Skandinavien, allerdings eher nach Dänemark, KING DIAMOND müsste sich für “Mare Frigoris” nicht schämen, sowohl kompositorisch als auch stimmlich. Gefällt mir.
-ESQARIAL haben sich dem technischen Deathmetal verschrieben und sind, wie auch die beiden bereits erwähnten Bands, nicht sonderlich originell (ich sage nur HATE ETERNAL) aber handwerklich in Ordnung.
-DISSENTER waren mir vom Namen her bekannt und dürften auch ganz gerne Mal HATE ETERNAL auflegen. Im Vergleich zur vorigen Band wirken sie jedoch professioneller.
-“Destroy yourself” von AZARATH ist nicht unbedingt meine Baustelle, recht Grindcore-lastiger und wirrer Deathmetal.
-LOST SOUL stellen dann in etwa die Mitte zwischen den letzten zwei Bands dar, mit einem Schuss VADER. Sind auch ziemlich fit an ihren Instrumenten, der Sound ist allerdings etwas dumpf.
-Die siebente Nummer heißt “The Descent Into Medieval Darkness” und damit ist eigentlich eh schon alles gesagt. Erinnert mich irgendwie an diese kurzen Instrumentals auf den CRADLE OF FILTH-Scheiben. Die Band, der wir das zu verdanken haben, nennt sich PROFANUM.
-Kontrastprogramm dazu gibt es anschließend von MESS AGE mit “Kill the Falsehood”. Klingt so, wie man es sich bei so einem Bandnamen und Songtitel erwartet: grooviger Deathmetal mit Hardcoreeinflüssen.
-DARZAMAT bieten uns dann knappe 4 Minuten Gothicmetal mit allem, was dazugehört: Keyboards, männlicher Gesang/weiblicher Gesang, melodische Leadgitarre, zu rifflastiger Rhythmusgitarre.
-THUNDERBOLT gehen etwas heftiger zu Werke, Blackmetal ist angesagt, allerdings auch mit Keyboards.
-PARRICIDEs Musik ist der Versuch CANNIBAL CORPSEs “Tomb of the Mutilated“ zu klonen. Gelingt ganz gut, vielleicht gibt's bei PARRICIDE ja auch einen Mazurkiewicz...
-Schubladen-Denker würden WITCHMASTER sofort den Stempel "Crustcore" aufdrücken. Derb. Muss man mehr sagen?
-HELL-BORN erinnern mich an ANGELCORPSE. Wirken dabei kompetent, haben einen Sound, der in Ordnung ist und singen von “six. six. six.”. Braucht man auch nicht mehr dazu sagen.
-HORRORSCOPE rocken und können spielen. Sie zeigen das nicht in undurchsichtigen Knüppelorgien sondern mit fiesen Soli, dezenten Doublebasseinsätzen, melodischen Vocals. Der Gitarrist steht im Mittelpunkt und in dessen Leben dreht sich wohl alles um Zakk Wylde. Nicht so hart wie BLACK LABEL SOCIETY, aber auch ein bisschen anders als das OZZY-Material. Der Song erinnert aber dann doch an “No More Tears”, und nicht nur, dass er nicht sonderlich originell und einfallsreich ist, verhält sich der Sound HORRORSCOPEs zum Sound des Prince of fuckin’ Darkness, wie dessen angeknackste Physiognomie zum Trizeps seines Gitarristen. Auch das Stimmchen des HORRORSCOPE-Sängers klingt wie Zakk vor’m Stimmbruch.
-Göteborg darf bei ELYSIUM als vorrangige Inspirationsquelle vermutet werden, was jedoch nicht abwertend gemeint ist, denn die Burschen liefern zwar keine Innovationen, aber ihr Beitrag zu diesem Sampler klingt recht interessant.
-DEMISE tönen auch recht schwedisch, und auch ganz nett. Die Bassdrum klingt zwar wie aus Pappe, der Rest der Produktion ist jedoch auffallend transparent.
-Mit DAMNATION kann ich nicht viel anfangen, macht auf mich den Eindruck, als wären die ins Studio gegangen um -koste es was es wolle- die verwirrendste und progressivste Deathmetalaufnahme aller Zeiten auf Band zu hämmern und dabei haben sie dann leider völlig auf einen guten Song und einen ebensolchen Sound vergessen.
-Auch MISTERIA ist mühsam weil uninspiriert. Melodischer Deathmetal mit Keyboardeinsprengseln, einer Mischung aus gekreischtem und gesungenem Gesang ergibt in diesem Fall nicht mehr als gepflegte Langeweile.
-DEVILYN war eine der vier Bands (wenn ich mich jetzt nicht verzählt habe), die mir nicht ganz unbekannt war. Wer MORBID ANGEL mag, wird auch hiermit etwas anfangen können. Könnte von den “Gateways to Annihilation”-Aufnahmen übrig geblieben sein.
-Was MORBID ANGEL für DEVILYN ist, ist DEICIDE offensichtlich für HATE. Klingt recht überzeugend. Könnte von den “Serpents of the Light”-Sessions übrig sein, ist für mich einer der Highlights der Compilation.
Zu guter letzt noch ANAL STENCH. Die liefern auch noch ein Stück Todesblei und haben wahrscheinlich auch hauptsächlich Morrissound-Alben zuhause stehen. Eine Nummer, bei der es sich lohnt, bis zum Schluss zu hören, denn der Mittelteil von “Alcoholic Suicide” ist wohl das originellste am ganzen Album.

Alles in allem ein ganz netter Sampler, vor allem auch weil er nicht monoton wirkt wie die Industrieviertel Kattowitz’, sondern eine Stilvielfalt aufweist wie die Altstadt Krakaus (Werbeeinschaltung des polnischen Tourismusverbandes als Metapher...).
Die musikalische Professionalität der meisten Bands hat mich überrascht, ebenso der bei vielen Bands mehr als nur akzeptable Sound. Mit der Originalität ist es allerdings nicht weit her, man orientiert sich lieber am altbewährten und kopiert was das Zeug hält, das aber oft mit erstaunlicher Präzision.

Sa zdrowie!

www.metalopolis.pl

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Tracklist:
1. Enter Chaos: Lethal Dreams
2. Asgaard: Mare Frigoris
3. Esqarial: Unreal
4. Dissenter: Masters Of Holy Justice
5. Azarath: Destroy Yourself
6. Lost Soul: No Salvation
7. Profanum: The Descent Into Medieval Darkness
8. Mess Age: Kill The Falsehood
9. Darzamat: When The Dreams Died
10. Thunderbolt: The One Who Sleeps
11. Parrcide: Step Of Evolution
12. Witchmaster: Fuck Off And Die
13. Hell-born: Legion Is Our Name
14. Horrorscope: Inferno
15. Elysium: Solar Spectacle
16. Demise: Icarus
17. Damnation: In Resistance
18. Misteria: The Lost
19. Devilyn: Prophet´s Crux
20. Hate: Sectarian Murder
21. Anal Stench: Alcoholic Suicide
Gesamtspielzeit: 79:25

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Beitrag vom 12.03.2003
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