MAN DOKI - Soulmates
Label: Red-rock Music / Sony
Als Leslie Mandoki Anfang der Siebziger Jahre am Budapester Musikkonservatorium Drums und Percussion studierte, spielte die Musikkultur auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs längst verrückt - Bands wie CREAM oder JETHRO TULL entwickelten den Rhythm and Blues weiter, ein gewisser Al DiMeola hinterließ seine ersten Fingerabdrücke auf dem Gebiet des Fusion Jazz, und Mandoki selbst - fasziniert vom neuen, befreienden Lebens- und Musikgefühl - stieg (trotz oder gerade wegen des Widerstands der kommunistischen Regierung Ungarns gegen das neue Freiegefühl der Jugend) als Bandleader der Jazzrock-Formation JAM zum Star der Budapester Szene auf.
Mittlerweile hat sich vieles geändert, der Eiserne Vorhang ist gefallen, CREAM und JETHRO TULL gehören für viele zum "alten Eisen" und Jazz ist etwas, das für viele junge Menschen zu einem lästigen und langweiligen Thema im Musikunterricht verkommen ist. Eines jedoch hat sich nicht geändert: Leslie Mandoki strebt immer noch danach, seine Visionen musikalisch umzusetzen, zusammen mit seinen ideellen Seelenbrüdern (daher auch der Albumtitel) die Musik zu leben und zu fühlen, Atmosphäre zu erzeugen.
Bereits auf dem "Soulmates"-Vorläufer waren neben Mandoki selbst, welcher heute in Starnberg als Musikproduzent (Phil Collins, Peter Maffay und auch - höre und staune! - NO ANGELS) sein Geld verdient, der bereits angesprochene Gitarrenguru Al DiMeola, JETHRO TULL-Flötist Ian Anderson, CREAM-Bassist Jack Bruce, sowie auch Steve Lukather, welcher MICHAEL JACKSONs "Thriller" mit einigen schneidenden Gitarren-Soli aufbesserte und TOTOs Bobby Kimball mit von der Partie - erstmals lieh Quasi-Nachbar Peter Maffay für einige Songs seine Stimme. Man sieht also, hier ließen sich verschiedenste künstlerische Genies auf eine gemeinsame Sache ein und bilden trotz vermeintlich unterschiedlicher musikalischer Charaktäre eine gelungene Einheit - die Herren verstehen nicht nur ihr Handwerk, sondern wissen auch, verschiedene Einflüsse und Herangehensweisen einander anzupassen und zu einem zugegebenermaßen teilweise stark jazzigem Endprodukt verschmelzen zu lassen, ohne dass man Schwankungen in sowohl Qualität als auch Stil erkennen kann.
Die Musik lässt sich zwar getrost als gefälliger, gemächlicher Jazz-Rock bezeichnen, jedoch reicht die Musik dennoch weit über dies hinaus - selbst wenn man mit der Vorgeschichte Mandokis und seiner Kollegschaft nicht vertraut ist und selbst, wenn einem keiner der Namen etwas sagt, so sollte der Hörer doch deutlich merken, dass es sich hierbei nicht um ein zusammengeschustertes Etwas handelt, das nur einem Zwecke dient, auf die alten Tage noch ein paar Cent dazu zu verdienen. Authentisch, stimmig, homogen, emotional, ehrlich, außergewöhnlich und intensiv - das sind Schlagworte, die auf "Soulmates" zutreffen, selbst dann, wenn man im Prinzip nichts mit der Musik anfangen kann, fühlen wird man sie trotzdem. Vor allem deshalb, weil sich Mandoki über die postideologische, schnelllebige Spaßgesellschaft erheben - und das gibt es heute nur noch selten, aber auch, weil jeder der einzelnen auf "Soulmates" vertretenen Songs neben der Musik auch noch - ähnlich wie bei AEROSMITH - eine beruhigende Ausstrahlung versprüht.
Höhenflüge gibt es zwar durchwegs keine, dafür bewegt man sich die komplette (und übrigens beachtliche) Spielzeit hindurch auf instrumentalen Höhenflügen, die durch eine zwar geschliffene aber dennoch typisch rockig-jazzige Produktion in einem audiophilen Hörvergnügen endet - und wenn sich die Ohren schon nicht sonderlich freuen, dann zumindest die Seele.

www.mandoki.net


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Crossing The Timeline
2. Daydream
3. Highest Hopes And Darkest Fears
4. A Dreamer´s Not A Fool
5. Look Up To The Sky
6. The Endless Power Of Change
7. Playing With The Time
8. One Night A Day
9. Is There A Dream Left
10. I Lost My Heart In China
11. Pictures Of Life
12. Room No. 8
13. Last Day Of Summer
Gesamtspielzeit: 77:55

Macabre
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Beitrag vom 22.01.2003
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