Wer die letzte Earshot-Ausgabe gelesen hat, hat wahrscheinlich auch mitbekommen dass ich von SUM 41s aktueller Single "Still Waiting" schwer begeistert war und bin. Jetzt endlich habe ich auch das dazugehörige Album in die Finger bekommen – mal sehen ob "Does This Look Infected?" das hält, was "Still Waiting" verspricht.

In guter alter Punkmanier versammeln sich in einer knappen halben Stunde zwölf Songs auf der CD, und die Laufzeit bleibt somit nicht das einzig punkige: SUM 41 bieten erfrischenden Skatepunk härterer Gangart. Ihre Poppunk-Vergangenheit haben sie eindeutig hinter sich gelassen, nur mehr Überreste davon sind zu hören, vor allem in den sehr eingängigen, aber keineswegs eintönigen Refrains. Mit Versatzstücken aus Metal, Crossover und Hardcore sorgen SUM 41 für die nötige Abwechslung in den Liedern. Mich erinnern sie immer wieder an die frühen OFFSPRING und stellenweise sogar an die BEASTIE BOYS. "All Messed Up" könnte dagegen von GREEN DAY in ihren besten Zeiten stammen. Auch die Texte bewegen sich vom Funpunk weg und sind jetzt eher nachdenklich und gedankenvoll geraten. Jeder der Songs auf "Does This Look Infected?" hat seine Daseinsberechtigung; Rohrkrepierer findet sich kein einziger.

Wie auch bei der Single gibt es mehrere Versionen des Albums: Da wäre einmal die "normale" CD, dann die "Limited Edition" mit BonusDVD, und das ganze zumindest im englischen Sprachraum noch jeweils mit dem "Explicit Lyrics"-Pickerl oder in der "clean" Version, um auch ja alle Käuferschichten zu bedienen. Noch dazu scheinen ein paar Versionen mit unterschiedlichen Tracklists auf dem Markt zu sein - sorgt für Verwirrung?! Wo sind nur die Zeiten geblieben, als man einfach ein paar Songs eingespielt, auf eine Platte gepresst und diese dann über den halben Globus verteilt hat?

Wie auch immer: "Does This Look Infected?" ist sowohl im Vergleich zu den Vorgängeralben als auch im Vergleich mit ähnlichen aktuellen Bands härter geworden. SUM 41 zeigen deutlich, dass sie nicht stehen bleiben, sondern sich weiter entwickeln wollen. Wenn ihnen das auch bei den nächsten Alben gelingt und sie sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen oder durch gnadenloses Marketing ausgelaugt werden, stehen uns noch einige Geniestreiche bevor.