NOISE FOREST - Zero Existence
Label: Eigenproduktion
Lang, lang ist es her, als sich 1992 (nach eigenen Worten) fünf dynamische junge Herren zusammenfanden, um ihren Horrorvisionen einer total pervertierten Gesellschaft mittels Musik Ausdruck zu verleihen - das Resultat war ein Burnout oder auch Super-Gau namens NOISE FOREST, der einigen unter euch möglicherweise vom letztjährigen MOTÖRHEAD-Tribut "Motörmorphösis" (erschienen auf Remedy Records) bekannt ist, auf dem die Deutschen "I'll Be Your Sister" zum Besten gaben.
"Zero Existence" stellt nun das neueste Machtwerk nebst zahlreichen Kassetten (ja, sowas gabs auch einmal), Mini-CDs sowie einem Full-Length in der bereits ein Jahrzehnt andauernden Bandhistory dar, wobei sich die mittlerweile als Quartett werkelnde Formation bei der Promo-Version einiges hat einfallen lassen. Anstatt im gängigen Jewelcase oder Pappschuber wurde die CD direkt in den Promofolder miteingepackt, was nicht nur gut ausschaut, sondern auch eine mehr als originelle und innovative Idee ist, wie ich meine.
Da ich mit den Frühwerken der Band nicht vertraut bin, muss ich hierbei auf die Aussagen der Band beziehungsweise die Kommentare meiner Kollegschaft zurückgreifen; Vom exzessiv-exzentrischen Verhalten der Anfangstage sowie typisch deutschem Hardcore mit ner ordentlichen Prise Metal ist nicht mehr viel übergeblieben, die normal gestimmten Gitarren sind einer Groove orientierten, fetten und leicht verzerrten Stahlwand gewichen, nebst der Basis Hardcore der Marke ältere PRO PAIN, RYKERS und SICK OF IT ALL findet man neben den gewohnten Einflüssen aus dem Bereich old-schooligem, groovenden Todmetal aus dem Land der Elche erstmals auch einen Hauch von Doom- und Stoner-Einflüssen, welche trotz gekonnter und nicht zu dominanter Platzierung ob des BLACK SABBATH- und MOTÖRHEAD-Faibles auch nicht zu kurz kommen. Trotz alledem haben die Kieler - trotz zahlreicher Umbesetzungen - ihren von Beginn an eingeschlagenen Weg mehr oder minder beibehalten, haben ihren anfangs etwas unausgereiften, rohen Stil mittlerweile perfektioniert beziehungsweise derart ausgebaut, dass "Zero Existence" nicht nur die Hardcore-Fraktion ansprechen kann, sondern durchaus auch bei Anhängern oben genannter Partien sowie auch jener mit Namen wie EYE HATE GOD, CROWBAR, THE MELVINS, ST. VITUS, NEUROSIS, PANTERA, DOWN, SUPERJOINT RITUAL und ähnlichen Anklang finden kann.
Kurz gesagt dominiert die drei Tracks ein gesunder Mix aus kompromisslosem, tonnenschweren Doom, wütend-aggressivem Power-Thrash sowie locker aber straight runtergespieltem, authentischen Death mit mörderischem Hardcore-Einschlag. Durch die breitgefächerte (aber dennoch passende) stilistische Vielfalt ergibt sich ein zwar äußerst kurzes, dafür aber umso mächtigeres und abwechslungsreiches Endprodukt, das besonders aufgrund der bereits angesprochenen unglaublichen, abgehackten Klampfenwand aus Power-Akkorden aber auch dank der plötzlich und unerwartet explodierenden Double-Bass-Attacken sowie des höllischen Shoutings nicht selten das Trommelfell in ordentliche Filetstückchen zerteilt.
Gezielt und kontrolliert, aber dennoch für den Hörer unerwartet und direkt in die Magengrube sowie Trommelfell agieren NOISE FOREST - versiert wie Größen als da wären EYE HATE GOD oder NEUROSIS, brachial und zerstörerisch wie PANTERA, groovend und rhythmusorientiert wie PRO PAIN oder RYKERS, das macht die Musik der Deutschen aus.
Zusätzlich sollte die fette Produktion der im gemäßigten Uptempo gehaltenen Songs ihr Übriges tun, um die Meute zum kollektiven Ausrasten zu bewegen - live kommt das Ganze sicher noch mitreißender als auf CD rüber, aber dennoch: Zehn Minuten lang wird auch bei euch zuhause definitiv kein Stein mehr auf seinem Platz bleiben - lang, lang ist es her, aber sie holzen immer noch ordentlich - und bringen nachwievor selbst den dicksten Stamm im Walde zum Erzittern... Für Freunde der im Review erwähnter Partien, die sich abseits der großen Namen auch mal mit etwas Neuem, Unbekannten etwas Gutes tun wollen, sei "Zero Existence" jedenfalls wärmstens ans Herz gelegt.

www.noiseforest.de


7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Appetite
2. Frost
3. State Control
Gesamtspielzeit: 09:37

Macabre
Weitere Beiträge von Macabre

Weitere Beiträge über NOISE FOREST

CD-Bewertung
5 Stimme(n)
Durchschnitt: 4.8
[LESERCHARTS]
Deine Bewertung:
  



War diese Kritik hilfreich?
0 Stimmen
Deine Bewertung:
  


Beitrag vom 08.12.2002
Zurück


Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: