KINGDOM COME - Independent
Label: Ulftone Music
Als ich dieses Album in meinen CD-Player schob, und die ersten Klänge vernahm, war die Verblüffung zugegebenermaßen relativ groß. Das können doch nie im Leben KINGDOM COME sein, die in den 80er Jahren als einer der deutschen Exportschlager in Sachen Hardrock bekannt wurden, dachte ich mir. Die elektronischen Töne ließen viel auf eine gleichnamige Band schließen, ehe ein Blick auf das Infoblatt Klarheit schaffte: Lenny Wolf, der Lenker und Denker hinter KINGDOM COME hat seiner Formation wahrlich ein zeitgemäßeres Gewand verpasst. Solch geartete Experimente der elektronischen Art konnte man nämlich bei Gott nicht erwarten. Aber: Wer jetzt vermutet, der neue Sound von KINGDOM COME könnte von nun als Soundtrack für tanzwütige Raver in Discos herhalten, kann entwarnt werden. Denn das Grundfundament der einzelnen Stücke hat sich in Wahrheit gegenüber früheren Tagen gar nicht so dramatisch verändert. Es kommen auf diesem Album lediglich für diese Combo neuartige Mitteln zum Einsatz, dsoll heißen, es hat sozusagen eine stilistische Öffnung stattgefunden, was eben mit sich bringt, dass so mancher Song mit Samples bereichert wurde, dann und wann sogar ein neometallisches anmutendes Riff zum Einsatz kommt, und das Werk zu guter Letzt eine Produktion aufweist, die keinesfalls nostalgisch erscheint, sondern wohl den heutigen Ansprüchen der Technik gerecht wird.
Dass solche eine Mischung auf den ersten Blick gewagt erscheint, dürfte jedem klar sein, und ich sah mich anfangs doch öfters mit dem Gedanken konfrontiert, dass Lenny Wolf vielleicht zu weit ging mit seiner Rundumehrneuerung von KINGDOM COME. Desto öfter man sich das Werk aber zu Gemüte führt, desto mehr muss man ohne Wenn und Aber eingestehen, dass Wolf seine Ideale keineswegs über Bord geworfen hat und nun Trendreiterei betreibt, denn KINGDOM COME sind anno 2002 keineswegs zu einem New Metal- oder Electro-Act mutiert, sondern es wurde eben der Zeitgeist bewusst nicht außen vor gelassen, und es wurden somit Songs wie das angenehm atmosphärische „Didn`t Understand“ oder das packende „Religion Needs No Winner“ geschaffen, die sich ohne Gnade in die Gehörgänge fräsen, und unbedingt als Anspieltipps genannt werden müssen.
Irgendwie gewinnt man den Eindruck, dass Wolf seine künstlerische Freiheit diesem Mal besonders auslebte. Und: Bekennende KINGDOME COME-Fans, die den oben genannten Novums (vorerst) eher kritisch gegenüber stehen, können aufatmen, denn „Independent“ enthält auch so machen Track a la „Forever“, der mehr das bisherige Klangbild von KINGDOME COME wiederspiegelt. Definitiv ein Album, das eventuell polarisieren wird, aber gerade durch den Mut zu Neudefinierung der eigenen Musik, ist es Wolf gelungen, ein absolut gelungenes Stück Rockmusik zu kreieren.

www.kingdomcom.de


5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. I Can Feel It
2. Mother
3. Tears
4. Didn`t Understand
5. Forever
6. Need A Free Mind
7. America
8. Religion Needs No Winner
9. Darling
10. Do You Dare
11. Easy Talking Hardline
Gesamtspielzeit: 47:51

Hutti
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Beitrag vom 08.12.2002
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