BONEDUST - Prototype
Label: Eigenvertrieb
Auf die Schweizer Formation BONEDUST bin ich eigentlich nur durch Zufall gestoßen - auf der Suche nach möglichen Projekten von älteren, mir bekannten Schweizer Bands, offenbarte sich mit BONEDUST eine Band, die so ziemlich die komplette Elite in sich vereint, kann man immerhin mit ex-MESSIAH-, SILENT DEATH-, sowie SICKENING GORE-Mitgliedern auftrumpfen, welche mit ihren Stammbands Anfang der Neunziger nicht nur die Schweiz unsicher gemacht haben.
Auch wenn nun BONEDUST weder mit dem typischen und beinahe einzigartigen Death von MESSIAH, noch mit dem stark Amiland-angehauchtem Metal von SILENT DEATH (übrigens damals mit MALEVOLENT CREATIONs Brett Hoffmann hinterm Mikro) oder SICKENING GORE (damals als die kleinen Brüder von CANNIBAL CORPSE hochgelobt) etwas gemeinsam haben, sondern in eine völlig andere Richtung tendieren, so merkt man dennoch, dass die einzelnen Musiker bereits jahrelange Erfahrung im Business vorweisen, und ebenso mit technischem Geschick sowie Ahnung von effektiven Songwriting aufwarten können. Wie bereits das Cover vermuten lassen könnte, haben wir es hier mit einer Band zu tun, die stylistisch in Richtung neuere FEAR FACTORY tendiert, allerdings vermehrt auf Industrial- und Techno-Elemente baut, dafür aber permanent wuchtiger und aggressiver zu Werke geht, als die Vorbilder aus den Staaten - aber auch nicht jene charakteristischen ruhigen, beinahe melancholisch-depressiven Parts vergisst, die auch ein Markenzeichen von FEAR FACTORY waren.
Passend dazu auch die Produktion - auch wenn BONEDUST kein Label im Rücken hatten (allerdings nach dieser Veröffentlichung bald haben sollten), ging man für ganze acht Monate in ein professionelles Studio, um sieben Songs plus einer extended Version des gemütlichsten aber auch abwechlsungsreichsten Tracks der knapp 40 Minuten umfassenden CD "Darkside" aufzunehmen. Die Gitarren braten wie es sich gehört schön fett aus den Boxen heraus, der Bass steht allerdings etwas weiter im Hintergrund und dient hauptsächlich der Untermalung, während die doppelte Vocalattacke seitens Neny und "The Machine" über dem restlichen Produkt thront und dank - welch Blasphemie! - teilweiser noch besserer Umsetzung als bei den neueren Stücken von FEAR FACTORY mörderisch aggressiv und mal gnadenlos brutal, dann wieder verträumt oder auch melancholisch-depressiv rüber kommt. Besonders die oftmals ruckartigen und unerwarteten Wechsel zwischen soften und "Monster" Vocals sind hervorragend gelungen und dank des unvorhersehbaren Eintretens dieser Wechsel wird das Aggressivitätspotential gleich nochmal um einige Stufen nach oben gedrückt.
Einzig und allein die Tatsache, dass man im Studio keinen richtigen Drummer verwendet hat, fällt stellenweise leicht störend ins Gewicht (allerdings auch nur wenn man ganz penibel darauf achtet) - allerdings hat Chris Bolfing, der sich auch für die Keyboards verantwortlich zeichnet, eine hervorragende Arbeit geleistet, sodass man auch glauben könnte, man hätte einen Dave Lombardo für die Arbeit verpflichtet. Live wird allerdings übrigens alles händisch gespielt, da kommt nichts vom Band - selbst die unglaublichsten Loops, Fills und Breaks, die auf "Prototype" ja mehr oder weniger ziemlich einfach per Drum-PC erzeugt wurden, werden live durch einen menschlichen Drummer umgesetzt, der übrigens auch auf der nächsten CD zu hören sein wird.
Bevor man allerdings an einen Nachfolger zu "Prototype" denkt, ist man aktuell mit einem professionellem Video zu "Love is pain" beschäftigt, welcher nicht weniger aufwendig als die CD umgesetzt werden soll und somit nicht vor Anfang 2003 fertiggestellt sein wird.
Fürs erste aber sollte auch das Debüt reichen, zumal zumindest hier in Österreich derartige Musikclips wohl sowieso kaum gespielt werden würden... Wem FEAR FACTORY oder aber auch Partien wie härtere KORN gefallen, kann beim Kauf von "Prototype" nichts falsch machen - das Album ist qualitativ absolut hochwertig, hervorragend, interessant und innovativ (auch wenn nicht gerade aufwendig) aufgemacht und der Sound ist mörderisch - PFLICHTKAUF (und mal anders mörderisch als Death Metal und Co.)!

www.bonedust.ch


7 von 7 Punkten
Macabre
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Beitrag vom 17.11.2002
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