BATTLECRIES - Volume II
Der Untergrund tut sich zusammen. Nix Neues, immer wieder gibt es Bands ohne Plattenverträge, die sich ihre eigenen Sampler gestalten. Die einen machen ihre Sache besser, die anderen schlechter. Zweifelsohne gehört BATTLECRIES Volume II zur besseren Sorte Sampler. 18 Lieder sind drauf, davon ein Outro, ein Intro. Und da wären wir schon beim musikalischen Knackpunkt. Es sind nicht wirklich die Bands, die den Sampler nach unten ziehen, sondern eben die Ein- und Ausstiege des guten Stücks.
Das Intro beginnt mit Technobeats, irgendwann kommt der Werbejingle von Meikas Bratmaxe-Würstchen hinzu. Dieser Fehlgriff gipfelt mit dem Schlusssatz „Meika macht das Würstchen“, irgendeiner speibt als Anspielung in das große weiße Telefon (sprich Kloschüssel). Die literarischen Ergüsse des Outros sind auch nicht besser, wenn einer lachend „fickt mit Getöße, in die blonde nackte Möse“. Ohne weiteren Kommentar.
Nun gut, weg von den zwei Ausreißern hin zur Musik. Zur teils wirklich guten Musik. Allen voran steht SANITY. Unvorstellbar, warum diese Band noch keinen Deal in der Tasche hat. Melodiöser Einstieg, der nach Warpipe mit Regengeplätscher als Hintergrund klingt. Daran schließt sich sphärischer, Keyboard untermalter Blackmetal an, der in nichts Vorreitern wie GRAVEWORM nachsteht. Geniales Stück, das seinen Namen „Highland Epos“ zu Recht trägt. Der Sänger weiß mit seiner Stimme zu variieren und seine musikalischen Mitstreiter haben ihre Instrumente bestens im Griff. Hut ab, von SANITY wird man sicherlich noch hören. Eher nüchtern kommt dagegen BATTLESWORD rüber, was nicht despektierlich gemeint ist. Die Deutschen bewegen sich irgendwo zwischen Thrash- und Deathmetal und bringen ihre melodiöse Liedstruktur gekonnt in den Gehörgang. Fans der alten Schule á la VIO-LENCE scheinen CHALICE IN BLOOD zu sein. Vielleicht ein Stück weit Anachronismus: Die Band schwimmt in gewisser Weise auf der Linie der ersten Scheibe von INCUBUS – mittlerweile überholt, aber Fans der antikeren Metalschule werden ihre Freude haben. Endlich mal wieder guter Grindcore kommt von HOMICIDAL VIOLENCE aus dem sächsischen Mittweida. Die Jungs mit DEICIDE zu vergleichen, wäre etwas zu weit hergeholt. Wobei Einflüsse sich nicht ganz verschweigen lassen. Der Gedanke beim Hören des Stücks „Opposite Reality“ an ATROCITYs „Blue Blood“ EP (für diese Band legendär) ist da schon näher. Gewöhnungsbedürtig ist SUFFERAGE. Es gehört schon eine Vorliebe zu Grindcore-Geknüppel der Marke PATARENI und SEVEN MINUTES OF NAUSEA, um sich mit „Neurotic“ der Hamburger anzufreunden. Einen Gang zurückzuschrauben, hätte gut getan.
Ganz in die Kerbe wie UNLEASHED schlägt LUNATIC DICTATOR. Doch im Gegensatz zu ihren berühmten Kollegen müssen die Jungs aus Langen noch etwas üben. Schlecht klingt „Until Death“, mit dem sie auf BATTLECRIES vertreten sind, nicht. Irgendwie der Tempiwechsel könnte noch Feinschliff an fließenderen Übergängen vertragen. Klasse lässt sich dagegen MISBEGOTTEN an. Die Österreicher aus Bürmoos setzen den Schwerpunkt klar auf die klare Stimme des Sängers, die mit Powereinflüssen untermalt wird. Gleiches gilt für SPELLSINGER, feiner Powermetal. Freunde von BENEDICTION werden Vergleiche zum 13. Lied auf der Scheibe finden: SPEARHEAD sind mit „Bloody Ways“ vertreten. Gutes Stück, kommt auch als nicht high-tech-produziertes Studiowerk druckvoll rüber, gefallender Thrash der nicht allzu schnellen Sorte. Vor allem ein Lob auf den Drummer, der Mann an den Fellen macht seine Arbeit richtig gut. An Ideen mangelt es TEUTONIC mit „Taste my Revenge“. Keine wirklich innovative Power, die im Gehörgang bleibt. Liegt vielleicht auch an der etwas zu allein daher kommenden Stimme des Sängers, die nach etwa eineinhalb Minuten nach Vorspulen der CD schreit.
Als „Godz of Black Metal“ stellen sich auf BATTLECRIES die Jungs von THARGOS aus dem deutschen Tegernheim vor. Irgendwie ein lustiges Stück, das nicht ganz in das Genre Blackmetal passt. Der Sänger hat ne klare Stimme, die Gitarren sind nicht heruntergestimmt, um dem Fan von Satansmusik die Botschaft ins Ohr zu dröhnen. Zum Refrain gesellen sich verzerrte Stimmen, die „Power of Satan“ verkünden – witzig und gar nicht mal so schlecht. Keinen Gefallen haben sich THE OGRE OAK und SOULCUT getan, auf dem Sampler zu erscheinen. Bei ersterer Band muss man schon genau hinhören, um Laute des Sängers zu vernehmen. Auch für den Untergrund schlecht produziert. Diese Situation macht die Sache ziemlich matschig, rauskommen sollte vermutlich ein Deathmetallied. SOULCUT haben ein ähnliches Problem. Der Shouter ist zwar besser zu verstehen, sein ohnehin nicht virtuoser Gesang sackt zwischendrin immer wieder ab.
Die restlichen, nicht besprochenen Lieder auf dem Sampler bewegen sich im Mittelmaß. Nicht dagegen das Cover: Eine nackte Nonne, die mit einem umgedrehten Holzkreuz an einer ihrer unteren Körperöffnung spielt. Es gibt wahrlich bessere Ideen, über dieses indirekte Promotionfeld auf sich aufmerksam zu machen. Auch eine Art Anachronismus, solcher Kindskram wähnte man schon längst vorüber. Wem das Cover zu hart ist, bekommt bei der Bestellung auf Wunsch ein dezenteres.

Zu bestellen ist BATTLECRIES für fünf Euro bei Thomas Bauer, Glimpfingerstraße 79 in 4020 Linzerhältlich, Österreich oder unter www.battlecries.de

www.battlecries.de


5 von 7 Punkten
philipp
Weitere Beiträge von philipp

Weitere Beiträge über BATTLECRIES

CD-Bewertung
59 Stimme(n)
Durchschnitt: 2.22
[LESERCHARTS]
Deine Bewertung:
  



War diese Kritik hilfreich?
4 Stimme(n)
Durchschnitt: 4.5
Deine Bewertung:
  


Beitrag vom 17.11.2002
Zurück


Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: