MORTAL DECAY - Forensic
Label: Unique Leader Records
Mit dem amerikanischen Label Unique Leader Records, welches zumindest im Underground schon einen gewissen Namen hat, verband man in letzter Zeit eher die "typische Ami-Deather Partie": technisch absolut top, schweinisch schnell, vertackerte Songstrukturen, ein "kontrolliertes Chaos" - die erst kürzlich verpflichteten MORTAL DECAY aus South Jersey stechen nun aus der Knüppel-Welle deutlich heraus - im Gegensatz zu den Labelkollegen wie zum Beispiel DEEDS OF FLESH, SEVERED SAVIOR, VILE, DISAVOWED oder PYAEMIA geht das Quintett auf der einen Seite zwar abwechslungsreicher, auf der anderen Seite aber auch psychopathischer und durchgeknallter an die Sache heran.
Während oben genannte Partien Brutalität mit Geschwindigkeit gleichsetzen, dominieren bei MORTAL DECAY ähnlich wie bei älteren CARCASS, EXHUMED, IMPALED, MACABRE oder CEPHALIC CARNAGE kranke Songstrukturen und Melodien, die auf einer völlig anderen - intensiveren - Ebene Brutalität kreieren und zudem auch nicht eintönig wirken. Ähnlich wie MACABRE's letzter regulärer Output, "Dahmer", kommt "Forensic" irgendwie wie der Soundtrack im Kopfe eines Serienmörders rüber, zumal die Produktion auch ähnlich gehalten ist.
Im Vergleich zum Vorgänger "Sickening erotic fanaticism" (1995) sägen sich die Gitarren stellenweise noch zerstörerischer durch die Gegend, während gewisse andere Parts noch durchgeknallter, psychopathischer und verrückter rüber kommen - dieser Effekt wird besonders durch die äußerst variablen Vocals seitens Johnny ausgelöst (oder zumindest unterstützt), welcher zwischem rauhen Death-Shouting der Marke DEADEN, thrashigem Gekeife, verzerrten, geflüsterten Vox sowie BLASPHEMY / INQUISITION-ähnlichem Röchel-Sprechgesang hin und her schwankt. Zudem werden die Soli meist derart irr kreischend gespielt, dass sich vor dem inneren Auge des Zuhörers tatsächlich die Welt eines Dahmers oder Gacys offenbart - mit dem lüsternen Blick direkt auf das verstümmelte, missbrauchte, sich windende, winselnde und schreiende Opfer gewandt.
Im Gegensatz zu CEPHALIC CARNAGE oder MACABRE gehen MORTAL DECAY aber in engeren Bahnen zu Werke, auch weniger verspielt und melodisch als CARCASS, IMPALED und Co. - aber Ähnlichkeiten in der (passenden) Disharmonie, Stop-And-Go-Riffing und Songaufbau sowie -struktur sind durchaus gegeben. Jazzige Parts (wie zum Beispiel auf "Exploiting dysfunction") sind nur selten derart explizit vorhanden, da überwiegen schon eher thrashige Parts, die stellenweise an (man verzeihe mir die Blasphemie) die schnelleren Parts von EXHORDER erinnern, stellenweise auch SOLSTICE oder den Hardcorlern ANGER um Kultzeugler Alex Marquez (u.a. MALEVOLENT CREATION) ähneln.
MORTAL DECAY sind definitiv nicht einzigartig - aber dennoch stechen sie mit ihrer anderen Form des Death Metals aus der Masse heraus und erreichen dabei auch noch ein technisches Niveau, an dem sich so manche Band die Haare ausreißen würde. "Forensic" bietet einfach alles - angefangen von Blasts über mörderischen Groove bis hin zu thrashigen Parts und Psycho-Elementen, somit sollten sie eigentlich sowohl dem "Otto-Normal-Deather" zusagen, als auch dem "Extrem-Deather". Allein die bereits angesprochenen Vocals des wieder zurückgekehrten Sängers Johnny (welcher zuletzt auf den Demos zu hören war) macht den Longplayer zu einem Ohrenschmaus, da er sich wie bereits gesagt äußerst wandelbar präsentiert, ohne dass er auch nur zu irgendeinem Zeitpunkt nervend heraussticht oder sogar richtig auf die Eier geht...
Das leicht jazzig angehauchte Bassspiel seitens Ronny versetzt "Forensic" noch den letzten Kick und zusammen mit der mörderischen Gitarrenarbeit, den irren Soli sowie dem thrashigen Drumming ein absolutes Highlight in der momentanen Veröffentlichungsflut - einzig und allein das Layout ist derart beschissen und uninspiriert, dass die Höchstpunktezahl einfach nicht möglich ist, auch wenn die Musik noch so sick ist...
Auf jeden Fall Daumen hoch für ein Mörder-Album (im wahrsten Sinne des Wortes)!

www.mortaldecay.net


6 von 7 Punkten
Macabre
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Beitrag vom 20.10.2002
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