"Choke on it - everyone loves Mondo... that is, unless they hate it... Hm, well...?!" gurgelte mir Intoxicologist und IMPALED-Zeugler Raul kürzlich via ICQ entgegen, als wir auf die zweite reguläre Veröffentlichung der Kalifornischen Grindgrötter zu sprechen kamen, "... but I personally prefer the sound of a baby puking up rusty razorblades to our shitty band..." setzte er seine Schwärmerei fort.
"Mondo medicale", welches nach dem bereits grandiosen Debüt "The dead shall dead remain" sowie der EP "Choíce cuts" nun die dritte Veröffentlichung für Necropolis darstellt, wird von einem bizarr-gespenstischen Piano-Intro eingeleitet, zudem - passend zum Konzept des neuen Albums - ein offensichtlich leicht übergeschnappter Chirurg über seine Kunden plaudert, bevors mit "Dead inside" in gewohnter CARCASS-Manier losgeht. Seit der letzten Veröffentlichung hat sich im Hause IMPALED einiges getan, der ehemalige Fronter Leon del Muerte verließ die Band gen BLACK OPS und wurde mehr als würdig durch Neuzugang Andrew LaBarre ersetzt - somit braucht der IMPALED-Kenner auch keine großartigen Veränderungen erwarten, genau wie auf "Choice cuts" und davor setzen die Kalifornier nachwievor sowohl auf tiefes Geröchel als auch auf heiseres Gekrächze, die Songs werden wie gehabt von abgedreht-psychotischen, melodischen Rhythmen durchzogen, die sich gleich beim ersten Durchgang wie bisher nur von "Necroticism: Descanting the insalubrious" und "Heartwork" gewohnt unbarmherzig bis in die letzte Gehirnwindung einfressen und nicht zu vergessen der bissige, schwarze und tiefgründige Humor, den IMPALED auch auf "Mondo medicale" an den Tag legen.
Mit der Vermutung, die neue IMPALED "könne alles" liegt man somit absolut richtig - jeder einzelne Track kann mit exzellenter Gitarrenarbeit aufwarten, die auf der einen Seite stark an ältere CARCASS erinnert, aber vor allem auch dank der göttlichen Produktion einen gewissen Hauch an guten, alten schwedischen Modergeruch der Marke "Into the grave" oder "Left hand path" mit sich trägt. Besonders durch die melodischen Einsprenkelungen sowie das perfektionierte "stop-and-go twin trade-off growling", wie es Raul so treffend bezeichnete, bekommt jeder einzelne Song einen eigenen Charakter verliehen, sei es jetzt das ungestüme "Dead inside" oder "Rest in faeces", der Midtempo-Stampfer "Choke on it" (welches aber keine Coverversion vom DEATH-Klassiker darstellt), das irgendwie dämonisch-beschwörerisch wirkende "Operating theatre" oder auch "The worms crawl in", welches sogar mit einem leichen Touch Black Metal gewürzt wurde - jeder der zehn neuen auf "Mondo medicale" dargebotenen Songs sind zwar typisch IMPALED, aber auf gewisse Art und Weise unterscheiden sie sich doch enorm untereinander - und mit "Carpe mortem" sowie dem Intro "The hippocritic oath" finden sich sogar zwei äußerst respektable Instrumentale auf "Mondo medicale", die somit alles andere als Lückenfüller oder Kreativitätspausen zu sehen sind.
Auf jeden Fall bringen IMPALED frischen Wind - oder übel riechenden Verwesungsdampf aus der Kompostieranlage des St. Julien's? - in die aktuell von Hochgeschwindigkeits-Lokomotiven á la DISGORGE und Co. dominitierten Death Metal Szene, IMPALED sind zwar nicht CARCASS - aber deren Zeit ist auch vorüber und mit "Mondo medicale" sind die Kalifornier mehr als nur auf dem besten Weg in Richtung der bereits oben angesprochenen Götterscheiben der ehemaligen britischen Heroren. Zusammen mit den spanischen Psychos von HAEMORRHAGE ("Morgue sweet home") haben IMPALED spätestens mit dem neuesten Output endgültig CARCASS' Erbe angetreten: Spielerisch auf absolut höchstem Niveau, mit einer unglaublichen Kreativität und Ideenvielfalt sowie gewisser Einzigartigkeit (vielleicht kein Unikat, aber doch nicht gerade der Usus...) hat sich das Quartett mittlerweile zu einer meiner absolut favorisierten Bands hochgespielt und mit dem unglaublichen "Mondo medicale" wurde dies noch zusätzlich untermauert.
Gestaltet wurden Cover sowie Inlay-Grafiken natürlich wieder von IMPALED selber, dementsprechend blutig ist das Ganze auch ausgefallen. Leider gibts aber erstmals auch eine zensierte Version, bei der oben abgebildetes Gesicht mit Faschen umwickelt wurde - schaut zwar auch mordsmäßig aus, aber ich hab das Original trotzdem irgendwie lieber, vielleicht bin ich ja abartig...
Auf jeden Fall freut man sich nach "Mondo medicale" schon gewaltig auf die für Ende 2002 festgesetzte EP "Medical waste" (mit unveröffentlichten Stücken aus den Aufnahmen zur aktuellen CD) sowie - tata! ganz frisch vom Bäcker! - die beiden für Anfang 2003 geplanten Splitveröffentlichungen mit HAEMORRHAGE und MACHETAZO (mit neuem Material), und Raul setzt dem Ganzen mit "Uh what? Mondo is out? Fuck I might have slept during recording hahaha..." noch einen drauf, gut so, setzen, sieben.