CEPHALIC CARNAGE - Lucid interval
Label: Relapse Records
CEPHALIC CARNAGE ist einer jener Bands, die mir erst seit der ersten Veröffentlichung auf einem größeren Label - "Exploiting dysfunction" auf Relapse Records - beziehungsweise der kurz davor erschienen Split mit den mit "Mondo medicale" ebenfalls in dieser Ausgabe vertretenen IMPALED bekannt ist. Mit "Lucid interval" legen die Dauerkiffer um Ausnahmesänger Leonard sowie Bassmonster Jawsh nun nach dem Debüt "Conformint to abnormality" (äußerst passender Titel) sowie dem bereits angesprochenen "Exploiting dysfunction" Longplayer Nummero drei - den zweiten auf Relapse Records - vor.
Erneut präsentiert man sich äußerst abwechlunsgreich und abgedreht, aber auch kreativ und variabel, auch wenn die neuen Stücke großteils etwas eingängiger und straighter gehalten sind, als noch jene der Vorgänger. Trotzdem ist auch "Lucid interval" kein Album für zwischendurch, welches einem gleich beim ersten Durchlauf sämtliche Feinheiten offenbart und erst recht kein Album, das sich bereits nach den ersten paar Rotationen abnützt. So servieren uns die Amis unter der Kruste grindigen Deaths einen ordentlichen Mix aus Crust-, Jazz-, Noise-, Doom- und Stoner Rock-Elementen, der sich sehen und vor allem hören lassen kann - diesmal durchwegs langsamer und doomiger gehalten versteht es das Quintett erneut, meisterwerkliche Kompositionen abzuliefern, die - obwohl doch Einflüsse aus einem weiten Gebiet an Stilistiken vorhanden sind - Größen wie BRUTAL TRUTH um nichts nachzustehen, vielmehr sogar auf der einen Seite grindiger und straighter, auf der anderen aber auch experimenteller und interessanter rüberkommen. Von derbsten Grindparts schwenkt man unerwartet mühelos in jazziges Gefilde rüber, bevor man höllisch groovend in einen Nebel aus Grasrauch eintaucht, den man mit Stoner Rock-ähnlichen Elementen versüßt - irr!
Im Gegensatz zu der einzig mir bekannten ähnlichen Partie VIRULENCE (nicht zu verwechseln mit den in der letzten Ausgabe besprochenen VEHEMENCE, Review dazu siehe Ausgabe 10) gingen und gehen CEPHALIC CARNAGE nachwievor allerdings etwas grindiger und um Längen weniger jazzig / noisig verspielt an die Sache heran, zumal den Songs dank der unglaublich aggressiven Vocals der Marke KATAKLYSM und CRYPTOPSY noch einmal ein zusätzlicher Schub an Brachialität und Brutalität verliehen wird. Dass sich auch die restlichen Musiker weder hinter den Leistungen von Leonard noch Jawsh verstecken müssen, versteht sich wohl von selbst - ein derart komplexes, abgedrehtes Album schreibt man nicht so nebenbei, zumal auf "Lucid interval" kein einziger Rohrkrepierer zu finden ist - nichteinmal das Akustikstück mit spanischem Touch - "Cannabism" - fällt irgendwie negativ ins Gewicht, auch wenn derartige Musik selbstverständlich auch nachwievor Geschmackssache ist - ich kenne genug, die CEPHALIC CARNAGE einfach nicht auf die Reihe kriegen, auch wenn sie ihnen durchaus eine spielerische Meisterleistung anrechnen.
Erstmals in der Geschichte von CEPHALIC CARNAGE gibts massig Auftritte von mehr oder minder illustren Gästen, ich glaube auf bisher keiner anderen Veröffentlichung im Genre gibts eine so lange Creditliste, aus der eigentlich nur die Namen Diego Sanches und A.J. Magana (DISGORGE, US) sowie Alex Marquez (ex-MALEVOLENT CREATION, ex-SOLSTICE rip, ex-ANGER rip, aktuell LAUGHING DOG und NOISEAR) herausstechen, aber auch die Beiträge der restlichen Gäste können sich hören lassen, seien es jetzt Gast-Vocals (sowohl männlicher als auch weiblicher Natur), oder auch derart ungewöhnliche Instrumente wie Violine und Akustikklampfe, die aber auch - wie könnte man auch etwas anderes vermuten? - in keinster Weise (genau so wenig wie die weiblichen Vocals) negativ ins Gewicht fallen oder gar deplatziert und unpassend wirken.
Passend zum etwas langsameren Schritttempo ist die Produktion diesmal etwas Death Metal-lastiger, soll heißen wuchtiger und mit fetteren Gitarren als noch auf "Exploiting dysfunction" ausgefallen, die Aufmachung ist wieder einmal äußerst ungewöhnlich, abgedreht und somit absolut passend - sämtliche Texte sowie Hidden-Track sind diesmal auch wieder vorhanden und bei einer Spielzeit von knapp 60 Minuten (abzüglich etwa 10 Minuten Leerlauf) lässt sichs auch nicht meckern...
Somit stellt sich für mich nur ein Problem: Welche der aktuellen Veröffentlichungen in meiner Anlage rotieren darf - unglaublich, was diesen Spätsommer / Herbst wieder auf uns zugekommen ist, und die Zukunft verspricht weitere Highlights...

www.cephaliccarnage.com


7 von 7 Punkten
Macabre
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Beitrag vom 20.10.2002
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