M.F.A.G.C.O.Q.D. - Lamentations
Label: Bizarre Leprous Production
Selbst auf die Gefahr hin, dass dieses Review wieder etwas über die normalen Ausmaße hinaus schlägt, muss ich einfach loswerden, wie ich zu dieser CD gekommen bin - wie einige aufgrund meines Live-Reviews vom Homimo Fest in Zidlochovice wohl mitbekommen haben, war ich Ende August in Tschechien und eben an jenem besagtem Festival stand ich während einer Umbaupause gemütlich mit nem Bier herum und plauderte mit ein paar Tschechen, als mir plötzlich Darth Vader himself direket ins Ohr gurgelte ("twooooooooo years of fucking practice, from the STOMACH, deeeeeeep! uuuurghhhhhh!"). Ich meine, ihr müsst euch das mal vorstellen - ihr steht da gemütlich plaudernd herum und dann sowas! Darth Vader stellte sich mir dann als Reef vom (qualitativ äußerst hochwertigen) ANTITREND Printmagazin (!) und als Vokalist von MINCING FURY AND GUTTURAL CLAMOUR OF QUEER DECAY ("der Band mit dem langen Namen") vor - er sei vom "Gitarristen der österreichischen SINISTER" (also Jo von DOOMED ERA) an mich weiterverweisen worden, dass ich die Debüt-CD seiner Band für ein österreichisches Magazin reviewe - and here it is...

Das tschechische Label Bizarre Leprous Production sollte Szeneanhängern aufgrund einiger namhafter Veröffentlichungen bereits bekannt sein - so fand die grandios aufgemachte IMPETIGO / INGROWING-Split über BLP ihren Weg in die Läden, als auch die 4-way Split der deutschen Grindkönige COCK AND BALL TORTURE (mit FILTH, DOWNTHROAT und den nicht minder genialen NCC), IMPETIGO's "All we need is cheez", das Tribut an die schwedischen "Gorrrrrregodzzz" REGURGITATE, die Splitveröffentlichung von BLOOD und MALIGNANT TUMOUR als auch Killerbands wie REEK OF SHITS, LYMPHATIC PHLEGM, BIZARRE EMBALMING oder MUCUBELCHING BEATS dem tschechischen Label zuzuschreiben sind.

Wie gewohnt kann man auch bei MINCING FURY AND GUTTURAL CLAMOUR OF QUEER DECAY (auf Deutsch etwa "blinder Hass und gutturales Röcheln, das durch eine abartige Verwesung hervorgerufen wird" - also vermutlich eine Umschreibung dessen, was bei der Metamorphose von einem Menschen zu einem Zombie passiert) mit professioneller und tadelloser Aufmachung als auch mit hochqualitativer Produktion rechnen - im Gegensatz zu anderen Veröffentlichungen aus dem Genre legte die junge Band nicht nur auf eine gewisse Eigenständigkeit und einen gewissen Prozentsatz an Innovativität wert, sondern auch auf eine passende Umsetzung ihrer Ideen - soll heißen, im Gegensatz zu einem Großteil stilistisch ähnlicher Veröffentlichungen kann "Lamentations" nicht nur mit einer äußerst interessanten Covergestaltung und teilweise tiefgründigen ("Rather deaf", "Confinement" oder "Lamentation"), teilweise einfach nur psychotischen Texten ("Nasty Flegin smoked ganja in a smelly toilet on train from Vyskov and young guard blasted him in Sokolnice") aufwarten, sondern zusätzlich auch noch mit einer klaren, differenzierten - aber dennoch wie gehabt bodenständigen -, mehr als nur guten Produktion, sodass die Stücke nicht wie auf anderen Veröffentlichungen in einem Soundmatsch untergehen.
Obwohl hier an keiner Stelle großartig nachgeholfen wurde - die Drums sind nicht getriggert und selbst DIESE Vocals sind nicht mit Effekten überladen (Reef hat es mir unplugged vorgezeigt - es geht und er kann es! just twooooooo years of fucking practice...) - kann das Quintett mühelos gegen Szenegrößen wie LAST DAYS OF HUMANITY (die auf "Lamentations" mit einem Cover von "Born to murder the world" geehrt werden) oder SUBLIME CADAVERIC DECOMPOSITION bestehen - dass Tschechien ein Nährboden für geniale Grindbands ist, wissen wir aber auch schon (an dieser Stelle seien einmal AGONY CONSCIENCE, NCC, HERMAPHRODIT oder PATHOLOGIST genannt)...
Bei der Stilbeschreibung liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei MINCING FURY AND GUTTURAL CLAMOUR OF QUEER DECAY um eine weitere Band handelt, die sich in 16 Minuten durch 43 Songs hackt und nebenbei auch noch eine verstimmte Gitarre, einen dreisaitigen Bass sowie ein aus Schuhkartons und Kochtöpfen bestehendes Schlagzeug vergewaltigt, während der Sänger ein billiges Mikrofon in alle möglichen Körperöffnungen einführt - dem ist hier aber keinesfalls so. Gut, als technisch würde ich die Tschechen nicht bezeichnen, allerdings gehen sie auch nicht stupide uninspiriert und einfältig an den Songaufbau heran, vielmehr verstehen sie es, Abwechslung in das Material zu bringen, das Tempo stark zu variieren (während sie bei den langsameren Parts eher Bands wie DEVOUREMENT oder INTERNAL BLEEDING ähneln) und eingängige - aber dennoch scheiß brutale - Rhythmen zu erzeugen. Besonders ob der vielen Tempiwechsel und des zweistimmigen Vocaleinsatzes gehen die 15 Tracks - die sich übrigens über eine halbe Stunde ziehen - sofort ins Ohr und machen einfach nur Spaß, von Anfang bis Ende. Der Vergleich mit LAST DAYS OF HUMANITY, COCK AND BALL TORTURE, NCC, ALIENATION MENTAL, CEREBRAL TURBULENCY oder auch SUBLIME CADAVERIC DECOMPOSITION liegen nahe, allerdings agiert das äußerst talentierte Quintett irgendwo dazwischen drin, mal ein bisschen von hier, mal ein bisschen von da - allerdings ohne Ideen abzukupfern, bewegt sich also mehr oder weniger (soweit als möglich) in einer eigenen Sparte des Grindcores, innovativ, eigenständig und abwechslunsgreich innerhalb gewisser Grenzen.
Als Outro gibts dann auch noch einen etwa dreiminütigen Radiomitschnitt, wodurch man sein Tschechisch etwas aufbessern könnte (und nächstes mal vielleicht eigenständig auf Aufriss gehen könnte hehe @ Marathon - "Päk natschena ... äh, wie geht das nochmal?") - und erhältlich ist das gute Stück für nen Appel und ein Ei bei Reef, antitrend_zine@hotmail.com oder über den unten angegebenen Link zu Bizarre Leprous Production.
Schade nur, dass die Band nicht wie geplant am Homimo Fest spielen konnte - wäre sicher eine Augenweide gewesen -, aber nach Reefs Aussagen hatte der Drummer (wenn ich mich recht erinnere) ein paar Tage zuvor derart stark gekifft und gesoffen, dass er momentan "shits and pukes" hätte und seine Zeit momentan lieber am Klo als hinterm Kit verbrächte...

blp.hyperlink.cz


7 von 7 Punkten
Macabre
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Beitrag vom 22.09.2002
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