INNER FEAR - Thanalogy
Label: Copremesis Records
INNER FEAR's "Thanalogy" ist eine jener CDs, die ich mir während meinem Kurzbesuch in Tschechien (siehe Review "Homimo Fest", Zidlochovice) zugelegt habe - beziehungsweise in diesem Falle zwecks Review zugesteckt bekommen habe. Dies erwies sich vor allem in der Hinsicht als äußerst vorteilshaft, da uns das (hier nicht abgebildete) Deckcover zu fortgeschrittener Stunde ob des Kaleidoskop-Effektes eine erstaunliche Zeit lang beschäftigte und faszinierte...
Gegründet wurde die Band im Jahre 1997 - zum damaligen Zeitpunkt war man allerdings weniger Dark-/Gothic-lastig als heute - und nahm nach zwei Demos ("Delusive eyes" 1997 sowie "The face of inner apocalypsa" 1999) in Eigenregie die Debüt-CD "Akhu" (2000) auf, welcher die Mini "The odeum of silence" (2001 in zwei verschiedenen Versionen) nachfolgte, was schließlich zum etwas verwunderlichen Deal mit Copremesis Records führte. Verwunderlich deswegen, da das Label des FATALITY-Shouters Radim vorwiegend unter dem Namen "Soundterror" bekannt ist - immerhin finden üblicherweise Veröffentlichungen illustrer Bands wie INGROWING, ABORTION, HAEMORRHAGE, FEEBLE MINDED, LIMITS OF NESCIENT, AGATHOCLES, GRIND 6.4 und HOUWITSER über Copremesis Records ihren Weg in die Läden, und nicht eine Band wie INNER FEAR - von Format und Melodie.
Wie bereits angedeutet, deckt das Sextett eine doch etwas breitere Spanne an Stilistiken ab - immerhin kann man einige Songstrukturen dem melodischen Black Metal zuordnen, während man auf der anderen Seite auch in Richtung Gothic, Darkmusic und Cyber abschweift; Oder anders ausgedrückt: Man nehme eine leicht düster-romantische Grundstimmung, unterlege diese mit schnellen, eingängigen und stellenweise für meine Begriffe "fröhlich" oder "poppig" wirkende Keyboard-Parts (die aber auf der anderen Seite auch - an die Grundstimmung angepasst - rein stilistisch gesehen aus dem "Phantom der Oper" entnommen sein könnten) - arrangiere das Ganze mit DIMMU BORGIR-ähnlichem Riffing (soll heißen: fett produziert, stellenweise melodiös, aber durchwegs wuchtig) sowie relativ simplen - aber dennoch nicht einfallslos oder langweilig wirkendem - Drumming, welches mich stellenweise an die langsameren HYPOCRISY-Stücke oder auch neuere PAIN erinnert. Zusätzlich garniere man die musikalische Symbiose noch mit einem äußerst gelungenen Wechselspiel zwischen aggressiv-krächzenden, männlichen Vocals sowie einer klaren Frauenstimme, die hier allerdings im Gegensatz zu vielen anderen Bands (Negativvorreiter wieder einmal CRADLE OF FILTH - was davon ist die Frauenstimme?!?) alles andere als kitschig oder ausdruckslos geraten ist - vielmehr scheint Anghellina über eine Ausbildung diesbezüglich zu verfügen, klingt sie immerhin stellenweise stark nach dem Glockenstimmchen Tarja von NIGHTWISH (auch wenn sie ihre Qualität (noch) nicht erreicht...).
Obwohl auf "Thanalogy" auch hie und da einige "fröhliche" Parts auftauchen, so ist doch die Gesamtstimmung düster-romantisch gehalten, was auch das Booklet (mal abgesehen vom Anfangs angesprochenen Deckcover) passend unterstreicht - und dank der äußerst guten, klaren und differenzierten Produktion kommt das übrigens knapp eine Dreiviertelstunde dauernde Material ziemlich heavy und aggressiv-vorpreschend rüber, auch wenn man sich großteils im melodiösen Gefilde aufhält.
Soweit ich das beurteilen kann, habe ich es hier mit einem der absolut besseren Releases aus dem Bereich Dark / Cyber / Gothic zu tun und hoffe für die Band, dass man ihr die gebührende Anerkennung zollt, auch wenn man sein Heim auf einem Death/Grind-Label gefunden hat - immerhin sind hier äußerst versierte und wandelbare Musiker am Werk (Zeugler Marthus hat zum Beispiel eine Zeit lang sessionmäßig für PANDEMIA gezockt), die hier neun sehr aussagekräftige, intensive, emotionale Eigenkompositionen aufwarten können und sich auf keinen Fall hinter internationalen Acts verstecken müssen.

www.innerfear.org


6 von 7 Punkten
Macabre
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Beitrag vom 22.09.2002
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