Was macht einen guten Reviewer aus? Nicht, dass er über die aktuelle Scheibe seiner ohnehin favorisierten Band stunden- oder seitenlang plaudern kann - denn das kann wohl jeder, sondern auch, dass er auch über Material, das ihm nicht zusagt, eine vernünftige Kritik schreiben kann. Eine Kritik, die nicht nur vernünftig, sondern auch objektiv genug ist, um den Leser nicht zu sehr (negativ) zu beeinflussen. Diesbezüglich habe ich mir schon immer ziemlich schwer getan - und die polnischen Progressive / Ambient-Black Metaller DOMINIUM machen da keine Ausnahme - auch wenn sie mir nicht absolut gegen den Strich gehen, wie so manch andere Band.
Objektiv gesehen liefert das Quintett eine ziemlich gute Arbeit ab - die Songs sind durchwegs über dem durchschnittlichen technischen Niveau vergleichbarer Partien angesiedelt, man findet keine nennenswerten Abkupferungen oder Kopien der Vorbilder (wobei aber alles irgendwo irgendwie schon einmal dagewesen ist...), sowohl die Ideen als auch die Ausführung deren würden sich als "abwechslungsreich" und "eigenständig" beschreiben lassen - und zu guter letzt: die Musiker agieren versiert und gekonnt auf ihren Instrumenten. Was ich allerdings nicht verstehe ist, warum die Band vom Label als Nachfolger von "Kulttruppen wie SLAYER und VADER" promotet wird, noch, warum DOMINIUM als die "neue, herausragende Konkurrenz von Bands wie LUX OCCULTA (Pol) oder NOCTURNUS (USA)" zu sehen sind - keine der genannten Bands hat auch nur im geringsten etwas mit der auf "Psycho path fever" gebotenen Musik zu tun. Vorallem beim Vergleich mit SLAYER oder auch VADER dürfte bei Metal Mind Productions irgendetwas falsch gelaufen sein - viel mehr erinnern die Polen an eine weitaus schlechtere Version von SOPOR AETERNUS auf Metal, weniger weinerlich und tiefgründig, oder auch an eine deutlich epischere, progressivere Version von MOONSPELL oder ROTTING CHRIST - hier allerdings leider ohne das "gewisse Etwas", ohne dem - wie soll ich es ausdrücken? - charismatischen Flair der eben genannten südländischen Partien...
Ohne Zweifel haben die Polen mit "Psycho path fever" ein sehr gutes, psychodelisches und stark abwechslungsreiches Album abgeliefert (welches mir auch nach einigen Durchläufen stellenweise auch zu gefallen weiß), das allerdings trotz aller Qualitäten nicht an die Vorbilder heranreicht - was mich anbetrachts der herausragenden Lobeshymnen doch etwas entäuscht hat, zumal "Psycho path fever" bereits der dritte Longplayer für Metal Mind Productions ist und man somit - inklusive zweier Demos - Release Nummer fünf vorweisen kann. Mag aber auch sein, dass ich das Ganze nur zu eng sehe, da mich bei einer nicht gerade favorisierten Musikrichtung das jeweilige Album schon sehr überzeugen muss, da muss wirklich jeder einzelne Ton passen, damits auch mir passt. Für Szeneanhänger ist DOMINIUM aber - denke ich - kein schlechter Griff, da es - wie gesagt, objektiv gesehen - meiner Ansicht nach an zumindest "Psycho path fever" (mit den anderen Releases der Band bin ich nicht vertraut) kaum etwas auszusetzen gibt...
Zudem stechen auch die hervorragende Aufmachung, welche die Musik effektiv unterstützt beziehungsweise untermalt, und die wuchtige Produktion mehr als nur positiv hervor - und diese Tatsache wird nur noch durch eine äußerst amtliche Spielzeit von ziemlich genau einer Stunde übertroffen.