ABSCESS - Through the cracks of death
Label: Peaceville Records / Edel
Ich paaaaacks nicht, die eitrige (und permanent eingerauchte) Gott-Made Chris Reifert und seine Sickos sind zurück - und diesmal eindeutig stärker und old-schooliger als auf dem Vorgänger zum aktuellen Output "Through the cracks of death", dem 2000 auf Listenable erschienenen "Tormented".
Über Chris Reifert allzuviele Worte zu verlieren, wäre reine Zeitverschwendung - jedem sollte hinlänglich bekannt sein, dass Chris nicht nur die Grindcore-Szene mit der ABSCESS-Vorgängerpartie AUTOPSY mitbegründet und maßgeblich geprägt hat, sondern auch als Zeugler auf DEATH's erstem Output, "Scream bloody gore", den Grundstein für Bands wie CANNIBAL CORPSE, MORBID ANGEL, MALEVOLENT CREATION oder DEICIDE gelegt hat - und zudem auch noch zusammen mit Teddybär Killjoy (NECROPHAGIA, WURDULAK, GORELORD, u.a.) und Wuschelkopf Danny Lilker (ohne Worte) mit THE RAVENOUS den Brückenschlag zwischen AUTOPSY, IMPETIGO und NECROPHAGIA vollbracht hat.
Als nun AUTOPSY Ende 1995 mit "Shitfun" das Zeitliche segneten und ein Großteil der Szene um eine der innovativsten Bands des Genres (neben BRUTAL TRUTH vermutlich sogar einzigartig) trauerte, werkelte der kreative AUTOPSY-Teil - namentlich Chris Reifert (drums und vocals) sowie Danny Coralles (guitars) - schon längst an neuen Stücken, die bereits zwei Jahre vor dem endgültigen Aus für AUTOPSY auf mehreren Demos unter dem Namen ABSCESS veröffentlicht wurden ("Demo #1" 1994, "Raw, sick and brutal noize" 1994, "Crawled up from the sewer" 1995, "Filthy fucking freaks live on the radio" 1995).
Und selbst der erste Schritt in kommerzielle Richtung - die Veröffentlichung vom aus den Demos bestehenden Debüt "Urine junkies" 1995 auf Relapse - blieb angesichts der gleichzeitigen Veröffentlichung von AUTOPSY's letztem Lebenszeichen eher unentdeckt. Erst mit dem Nachfolger "Seminal vampires and maggotmen" - der allerdings um einiges wirrer, überdrehter und chaotischer ausfiel, als sämtliche AUTOPSY-Vorgängerscheiben - realisierte en Massé, dass noch nicht jede Hoffnung verloren war und somit war der Weg für ABSCESS mehr oder weniger geebnet, zumal man mit der "neuen" Partie im Gegensatz zu AUTOPSY endlich ein mehr oder weniger fixes Line-Up gefunden hatte.
Lange Rede - kurzer Sinn, nach zwei weiteren EPs (davon eine für Relapse und eine für From Beyond Productions), zwei Split-Veröffentlichungen (mit den schwedischen Knüpplern DERANGED sowie den spanischen Sickos MACHETAZO) und des bereits angesprochenen zweiten "normalen" Longplayers "Tormented" auf Listenable kehrte das Quartett (das allerdings zu den Aufnahmen ohne Joe Allen am Bass nur als Trio tätig war) wieder in die alte AUTOPSY-Heimat Peaceville zurück, um uns nun den direkten Nachfolger zu "Mental funeral" um die Ohren zu kleschen.
"Mental funeral"? Ja, richtig gehört. Abgesehen von den Demos erreichten ABSCESS meiner Meinung nach nie die Genialität und Einzigartigkeit von AUTOPSY - und "Mental funeral" im Speziellen -, mit "Tormented" ging man aber erstmals wieder einen Schritt "back to the roots", konzentrierte sich mehr auf die für AUTOPSY typischen Jazz-/Noise-Parts und die zwar simpel strukturierten aber dennoch komplex und chaotisch verschachtelten Songstrukturen. Vielmehr noch als "Tormented" nun die neue Langrille, welche zudem auch noch im selben Studio wie Anno 1990 "Mental funeral" - Different Fur Recording Studios - eingetrümmert wurde - und dies nicht nur ob der rauheren, leicht verwaschenen (aber dennoch differenzierten) und bodenständigeren Produktion, sondern auch ob der beinahe identischen stylistischen Einzigartigkeit - sowohl Songstruktur und -aufbau, als auch Vokaleinsatz betreffend -, ohne jedoch auch nur im Geringsten vom Vorzeigealbum Nummero 1 abzukupfern.
Chris Reifert rockt wieder, mal lässt er die Sau raus, mal stößt man in hektisches Noise-Gefrickel vor, aber doch bleibt man fast permanent im typischen, doomlastigen, jazzig-improvisativen Stil verhaftet und nicht selten kommt es einem vor, gerade ob des charismatischen Gitarrensounds einen Rerelease von "Mental funeral" oder meinetwegen auch "Retribution for the dead" oder "Fiend for blood" laufen zu haben...
AUTOPSY sind vielleicht endgültig begraben, aber der Geist lebt zumindest in ABSCESS weiter - und wenn die schwedische All-Star-Partie MURDER SQUAD am Nachfolger zu "Unsane, insane, mentally deranged" nicht vollkommen absackt (was ich ob der Mitarbeit von Chris Reifert und ersten Hörproben nicht glauben kann), dann auch dort. Für alle Anhänger der Kultpartie AUTOPSY sei "Through the cracks of death" wärmstens empfohlen, zumal man nun endgültig wieder auf den alten Pfaden wandert, auch wenn die CD optisch nicht gaaaaaaaanz so krank und eingeraucht rüberkommt wie die bereits oftmals angesprochenen Kultalben. Dafür gibts aber mit knapp 45 Minuten Spielzeit mehr als nur etwas für Geld - und dann auch noch (man kann es nicht oft genug betonen) ein Album wie "Mental funeral", ich packs noch immer nicht wirklich (und da ich sowieso wiedermal zuviel schwafel, hör ich mir das Ganze gleich nochmal an - und wer das Review tatsächlich zu Ende gelesen hat, steht anscheinend absolut auf AUTOPSY)...

www.metalprovider.com/abscess

MP3 - FILES:
Mourners will burn (File liegt auf www.peaceville.com)

7 von 7 Punkten
Macabre
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Beitrag vom 22.09.2002
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