BOX CAR RACER - Box Car Racer
Label: MCA
Die Band BOX CAR RACER hat in relativ kurzer Zeit bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Nicht etwa weil das Album so genial und innovativ wäre, sondern weil Tom Delonge und Travis Barker von Millionenseller BLINK 182 dahinterstecken. Natürlich wird das Ganze dann auch dementsprechend aggressiv beworben, und zwar mehr oder weniger als ultimatives, richtig erwachsenes und hartes Punkalbum. Die Burschen von BLINK 182 als eierlegende Wollmilchsäue, die neben dem ganzen Funpunk auch mal eben einen Meilenstein für die Punkgeschichte aus dem Ärmel schütteln können, wenn sie denn nur wollen.

Wenn man sich "Box Car Racer" dann mal zu Gemüte führt, hört man tatsächlich einige positive Unterschiede zu BLINK 182. Vor allem die Qualität der Texte ist um einiges höher; sie sind großteils gut gelungen und können sich durchaus mit denen anderer Punkbands messen. Natürlich sind auch ein paar gut platzierte "fuck" eingestreut, um den "Explizit Content"-Aufdruck zu garantieren. Was wäre schließlich ein richtiges Erwachsenenalbum ohne das schwarzweiße Gütesiegel. Im Booklet sind solche Wörter natürlich brav ausg******. Es könnte ja womöglich doch ein Teenager auf die Idee kommen, sich das ganze mal durchzulesen, und dabei ein schweres Trauma erleiden. Auch bei der Musik hat sich etwas getan, wenn auch nicht so viel wie bei den Texten: Sie ist insgesamt schneller, härter, punkiger geworden. Das Problem an der Sache ist nur: Besser als BLINK 182 zu sein, bedeutet noch lange nicht, gut zu sein.

An sich ist der Stil nicht schlecht, dass er doch an BLINK 182 erinnert stört nicht. Störend hingegen wirkt sich die Tatsache aus, dass praktisch immer nach dem selben Grundmuster gespielt wird. Ein netter, langsamer Part mit etwas nachdenklichem Text, der sich mit dem krachenden gebrüllten Refrain abwechselt, alles mit immer den selben Gitarrenriffs. Delonges nervtötende Stimme trägt das ihre dazu bei, dass alles irgendwie gleich klingt. Die paar musikalischen Experimente sind zwar interessant, aber leider viel zu spärlich ausgefallen. Das mag auch der Grund sein, warum gleich mal die Singleauskopplungsmaschinerie hoch gefahren wurde. Denn für sich genommen sind die meisten Songs eigentlich ganz passabel. Scheibenweise serviert bemerkt man die Eintönigkeit wohl nicht so leicht. Nur die ganze CD wird eben schnell langweilig.

Fazit: "Box Car Racer" ist im Prinzip eine ganz gelungenes Album, die ganze Aufregung darum ist allerdings nicht gerechtfertigt. Meiner Meinung nach hätte es eher als großer Schritt nach vorne für BLINK 182 gepasst denn als Sideprojekt, wo man sich eher etwas experimentelleres und von der Stammband verschiedenes erwartet. Aber anscheinend wollte man eine passende CD für die langsam älter werdenden BLINK 182 Fans auf den Markt bringen, ohne das Image der musikalisch und textlich komplett sinnentleerten ewigen Funpunker dabei anzutasten.

www.boxcarracer.com


4 von 7 Punkten

Tracklist:
1. I Feel So
2. All Systems Go
3. Watch The World
4. Tiny Voices
5. Cat Like Thief
6. And I
7. Letters To God
8. My First Punk Song
9. Sorrow
10. There Is
11. The End With You
12. Elevator
13. Instrumental
Gesamtspielzeit: 41:43

Rooster
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Beitrag vom 03.09.2002
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