Die Vorabsingle "By The Way" zum Album "By The Way" ließ bei einigen Leuten eine Californication – Fortsetzung vermuten. So auch bei mir. Aber es kam alles ganz anders. "By The Way" ist "sehr interessant" geworden. Im Vorhinein hörte man Aussagen wie "...das Album orientiert sich doch ein wenig an den Beach Boys...". Im Nachhinein wohl ein Versuch auszudrücken, was man auf diesem Album stellenweise hört. Mir persönlich gefallen eher Tracks wie "Venice Queen", "Midnight" oder der absolute favourite "Don’t Forget Me" am besten. Sie sind eher von der "dreckig, ein wenig traurigen" Sorte. "Don’t Forget Me" bietet, das sei an dieser Stelle besonders erwähnt, Tapping Solos die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Und das im besten Sinne. Gewöhnungsbedürftig ist zum Beispiel der wohl etwas Beach Boys lastige Track "Universally Speaking". Kein leichtes Mahl für Freunde des Chili Peppers Funk. Sehr schönes Lied allerdings. Apropos Chili Peppers Funk. Den findet man auf dem neuen Werk nur sehr selten oder auch nur sehr gut versteckt. "Can’t Stop" lässt vom Start weg eine FunkXplosion vermuten, bremst sich allerdings im Stile des restlichen Albums ein. Frusciante hier ebenfalls wieder mit gänsehauterregenden Leistungen, dieses mal jedoch mit begleitendem "ohoooo" Gesang. Frusciante kann so schön singen. Auch noch funky daher kommt "Throw Away Your Television". Viel Flea, Chad begleitet ein wenig und John macht sowieso immer nur Krach. Das absolute Knüller auf diesem Album ist jedoch "On Mercury". Chili Peppers goes Ska, sag ich nur. Da möge sich nun jeder seinen Teil drunter vorstellen. Gewöhnungsbedürftig, aber fein. Gleich dahinter (Knüllertechnisch gesehen) kommt "Cabron". Schwer zu beschreiben dieses Stück. Irgendwie Hawaii–lastig, keine Ahnung.

Gesagt sei an dieser Stelle auch, dass dieses Album wohl auch unter besonderen Umständen eingespielt wurde. So schrieb zum Beispiel Anthony die Lyrics noch vor dem Split mit seiner Freundin, eingesungen hat er es danach. Chad ist, so finde ich, in den letzten ein, zwei Jahren äusserlich schlagartig älter geworden. Sieht man sich die Photos auf der Rückseite des Albums und im Booklet an, so kommt eine doch belastende Stimmung rüber.

Eine objektive Bewertung dieses Albums ist ein Ding der Unmöglichkeit. Der Funk geht einem sehr ab. Andererseits sind die Lieder wunderschön geworden. Zuhören bereitet Freude. Alles andere als 7 Punkte wären eine Untertreibung. Sieht man es allerdings im Vergleich mit seinen Vorgängern, stellt sich stur und meint, "da g'hört einfach nix Neues her bei die Chili Peppers", so wird die Platte wohl schlechter abschneiden. Ob den Hardcore RHCP–Freunden das Album gefallen wird, ist wohl eine Frage der Offenheit.

Ich empfehle kaufen (oder zumindest "beschaffen"), mit ein paar Freunden, der Soundmachine und etwas Bier auf eine Wiese zu fahren und anhören, anhören, anhören... Immer und immer wieder. Ihr werdet noch in den Tagen eures Dahinscheidens an diese Momente denken und alles wird dann gut sein...