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SAVIOUR MACHINE - Part III:I
Label: Massacre Rec./NSM Rec. |
Rechzeitig zum angeblichen Millenniumswechsel 1999/2000 hätte diese Platte eigentlich schon das Licht der Welt erblicken sollen, die den 3. und letzten Teil der innovativen Legends-Konzeptalbenserie bedeutet hätte. Einer Story, die auf biblischen Inhalten (Offenbarung des Johannes) basiert, und als Soundtrack zum Untergang der Welt bezeichnet werden kann. Doch aufgrund ihres "Übereifers" haben es SAVIOUR MACHINE wieder geschafft, den Rahmen zu sprengen. Bereits 1998 konnte ein Song ("Behold a pale horse") nicht auf dem Album "Legend Part II" erscheinen, weil die Gruppe die Spielzeit einer normalen CD restlos ausschöpfte, und musste separat als Single veröffentlicht werden. Für das vorliegende Werk komponierten die Jungs so viel Material, dass der abschließende Teil der Triologie auf 2 vollständigen CDs aufgegliedert werden musste. Soll heißen: Erst das nächste Album wird diese einzigartige Story endgültig beenden. Aber nicht nur diese Serie wird dann als abgeschlossen gelten: Leider haben SAVIOUR MACHINE bereits bekannt gegeben, dass sie nach Abschluss dieses apokalyptischen Konzeptes den Laden ganz dicht machen, d.h. sich auflösen werden. Schade eigentlich, hat sich Band doch mit unvergleichlichen Alben wie "I" und "II" sowie unsterblichen Hymnen a la "Carnival of souls" oder auch "Jesus Christ" eine nicht gerade kleine Fangemeinde erarbeitet, bei der die Band uneingeschränkten Kultstatus genießen darf. Zum Material: War das bereits erwähnte Vorgängerwerk aufgrund seiner Komplexität und Sperrigkeit ein mehr oder weniger längerfristiges Hörvergnügen, das erst nach unzähligen Hördurchgängen halbwegs erfassbar war, fallen die neuen Songs zwar auch äußerst anspruchsvoll und teils schwerverdaulich aus, aber dennoch leichter zugänglich, wenngleich man sicherlich auch für diese Veröffentlichung jede Menge Geduld und Ausdauer aufbringen sollte, um die Klasse der Stücke wirklich schätzten zu können. Beim Vorgängerwerk wirkten diverse Stücke geradezu überladen von diversen Elementen, so dass wohl so mancher Fan überfordert worden sein dürfte, denn nicht jeder wird in der heutigen schnelllebigen Lebensphase bereit sein, sich ausreichend Zeit zu nehmen, um sich nach und nach an die progressiv arrangierten, experimentellen Stücke gewöhnen zu können. Musikfans, die ihre Finger nicht von "Skip"-Taste der Fernbedingen wegbekommen, werden wohl nur schwer mit dem Material glücklich werden können. "Legend III:I" bzw. die Legends-Serie generell sollte als düster-trauriges Gesamtkunstwerk angesehen werden, d.h. es wäre eher weniger sinnvoll auf einzelne Stücke näher einzugehen. Insgesamt muss von einem typischen SAVIOUR MACHINE-Werk gesprochen werden, dass aber reich an Überraschungen ist, aber eben altbekannte Erkennungsmerkmale des typischen Sounds der Amerikaner, wie den unvergleichlichen, emotionalen, und leidenschaftlichen Gesang von Eric Clayton, bombastische/mit Liebe zum Detail gestaltete Arrangements, und auch von den vorigen Alben bekannte Sprechpassagen bzw. Samples beinhaltet. Von der Grundstimmung her gesehen, regiert hier klar der die Verzweiflung, Betroffenheit und Angst, was bei diesem lyrischen Konzept eh nur allzu logisch ist, wenngleich auch dann und wann ein kleines Fünkchen Hoffnung die Gefühlswand der unangenehmen Zustände durchbricht, was besonders balladeske Stücke (z.B. "the end of the age"), die nicht selten auch Erinnerung an ältere Werke der Band wach werden lassen, betrifft. Der US-Kultband ist es wieder eindrucksvoll gelungen ein eigenständiges, ergreifendes Album aufzunehmen, das im Rahmen der Möglichkeiten facettenreich wie eh und je gestaltet wurde, auch (von einem Gastchor intonierte) Chöre wurde vermehrt in Stücke miteingebaut. Man kann von SAVIOUR MACHINE halten, was man will, aber eines muss man dieser Formation billigen: Wer sich näher mit deren Musik beschäftigt, wird bestätigen können, dass es schier unmöglich ist, von den verbreiteten Gefühlen nicht mitgerissen zu werden. "Legend III:I" ist ein Silberling, der einen ein unglaubliches intensives Hörerlebnis beschert. Hört man in diese Scheibe hinein, wird man schnell feststellen, das der Konsum dieser fast schon weh tut und sich beim Hören die beklemmende Stimmung auch auf den Zuhörer überträgt. Selten fiel mir eine Bewertung so schwer. Ich tendierte zwar zur Höchstnote, entschloss mich aber dann dagegen, da meiner Meinung nach die Qualität der ersten beiden Alben nicht ganz erreicht wurde, und mir ehrlich gesagt die doch hoffnungsspendende Ausstrahlung von älteren Stücken lieber ist, als das verbreitete Feeling der neuen Songs, die einen bei übertriebener Hineinsteigerung fast schon in ein tiefes seelische Loch befördern können, was aber definitiv für die musikalische Umsetzung der Weltuntergangslyrik spricht.
www.saviourmachine.com
Beitrag vom 10.11.2001 Zurück
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