Exotisch, ambitioniert und nicht unterzukriegen – das sind die Schlagworte, die einem bei IMPERIAL AGE sofort einfallen. Die Truppe wurde 2012 vom in Schottland geborenen Russen Alexander Osipov gegründet und zwei Alben sind in verschiedenen Konstellationen entstanden. So hieß es im ersten Jahr schon „Turn The Sun Off!“ ehe man sich 2018 mit dem Zweitwerk „The Legacy Of Atlantis“ dahin begab, wo keine Sonne scheint. Nach zahlreichen Umbesetzungen – das Debüt entstand nur mit Kollegin Jane Odintsova alleine – und vielen Rückschlägen, schlitterten die Symphonic Metaller wie viele andere in die Corona Krise, machten nun die Not aber zur Tugend und veranstalteten ein sehr ambitioniertes Streaming-Konzert, das es nun als DVD/BluRay Release namens „Live On Earth (The Lockdown Online Concert)“ zu erwerben gibt.

Musikalisch bewegt sich das russische Gespann, das neben Alex aka Aor und Jane sowie Anna Kiara, mit gleich drei Frontern daherkommt, auf Pfaden von Truppen wie RHAPSODY, NIGHTWISH oder THERION. Opernhafte Gesänge treffen auf knackige Riffs, flotte Beats und viel Bombast. Nicht Neues, aber gut umgesetzt. Aber etwas russische Folklore oder andere Elemente der Heimat hätten IMPERIAL AGE auf jeden Fall noch etwas mehr Alleinstellungsmerkmal gegeben.

Die Live-Veröffentlichung ist aufgrund der Pandemie natürlich schon gewöhnungsbedürftig, aber ganz solide umgesetzt. Die Bühne ist zwar etwas klein und wahrschein auch aus Budgetgründen recht reduziert in Szene gesetzt, weshalb man das fehlende Publikum leider nur bedingt ersetzen kann. Die Idee auch Fan-Fragen zu beantworten ist außerdem recht löblich, hätte aber auch als separates Interview besser gepasst, denn so reißt man den Hörer ständig aus dem Live-Feeling, und generell hat die Band noch etwas mehr Live-Erfahrung nötig, da die Performance oftmals noch etwas steif wirkt. Licht, Schnitt und Sound sind aber für eine Band dieses Bekanntheitsgrades auf jeden Fall in Ordnung.

Als Gesamtpaket ist „Live On Earth“ sicher ein nettes Zuckerl für Fans, kann aber natürlich die echte Live-Erfahrung oder einen Release mit Publikum nicht wirklich ersetzen. Auch der Umfang passt, das man ganze 19 Songs die auf über zweieinhalb Stunden Spielzeit kommen und ein nettes Making-Of mitliefert. Fans können bedenkenlos zugreifen, da IMPERIAL AGE im Genre in den nächsten Jahren bestimmt noch ein Wörtchen mit zu reden hat.