Auch wenn die schwedische Melodic Death Szene, vor allem Göteborg, als Geburtsort des Genres gesehen wird, so hatte Finnland da auch immer ein Wörtchen mit zu reden. Ja, CHILDREN OF BODOM haben sich zerkriegt, NORTHER gibt es nicht mehr und WINTERSUN braucht gefühlt sowieso eine Dekade für ein neues, enttäuschendes Album, doch der kühle und keyboardlastige Sound aus Finnland ist nach wie vor immer wieder gefragt.

Auch MYGRAIN reden da mit Unterbrechung seit 16 Jahren ein Wörtchen mit. So erscheint mit dem schlicht „V“ betitelten Werk das fünfte Album der Finnen, die nebenbei noch Erfahrung in CAIN´S OFFERING, BLOODRED HOURGLASS oder PAIN CONFSSOR sammeln konnte, und bieten damit ein modernes und abwechslungsreiches Werk für Genrefans. Auf ihrem fünften Werk und somit dem ersten seit ihrer Reunion vor zwei Jahren mischen MYGRAIN bekannte Melo-Death Riffs, inspiriert aus der finnischen, aber auch schwedischen Szene und die bekannten, kühlen Keys mit weiteren modernen Elementen. Synthies und modernere Riffs sowie viele cleane Passagen sorgen gepaart mit ein paar progressiven Elemente für Abwechslung und Spannung. So kann ein Song schon mal bewusst in Richtung CHILDREN OF BODOM schielen („Out Of This Life“), dann wieder moderne SOILWORK („Haunted Hearts“) Kost abliefern, aber auch IN FLAMES durchflackern („The Nightmare“) doch stets schaffen es MYGRAIN die Einflüsse so in ihre Songs zu verpacken oder mit anderen Elemente zu verbinden, dass man ganz neue Eindrücke bekommt. Das liegt zum einen an der Dynamik und dem gekonnten Songwriting, aber natürlich auch an der überaus variablen Stimmakrobatik von Tuomas Tovinen, der von hymnischen Clean-Gesängen bis hin zu allerlei Arten von Screams eigentlich alles gekonnt meistert.

„V“ mag es auf die gesamte Distanz etwas an echten Hitkandidaten fehlen, doch dank konstant hohem Niveau, viel Abwechslung und starkem Songwriting, sollten die Finnen nun mühelos wieder in die Szene finden und in den nächsten Jahren noch weiter von sich hören lassen. Das fünfte Album ist für Fans der genannten Bands auf jeden Fall einen Testlauf wert.