ANDERWELT - 2084
Label: Electric Fire Records
Lange mussten Fans warten. Auch wenn die österreichischen Dunkelmetaller ANDERWELT immer fleißig auf heimischen Bühnen unterwegs waren, dauerte es über fünf Jahre bis das zweite Album „2084“ endlich fertig war. Doch eines kann man vorweg schon sagen: das Warten hat sich gelohnt.

Die Linzer entführen einmal mehr in dystopische, bis apokalyptische Klangwelten, die nicht nur musikalisch tiefgründig anmuten. Auch konzeptionell hat man sich reichlich Mühe gegeben und bietet eine „Was wäre wenn“-Geschichte. Hätte Visionär George Orwell heute das Buch 2084 statt damals 1984 geschrieben? ANDERWELT versetzen hier die Menschheit in eine dystopische Gesellschaft, in der die echte und die virtuelle Welt zu einer einzigen verschmelzen. Die Warheit ist keine Tatsache mehr, sondern reine Verhandlungssache, soziale Medien werden zur Währung und echte Freiheit ist von Sklaverei nicht mehr zu unterscheiden. Unglaubliche Zukunftsvisionen oder doch schon jetzt im Ansatz schon Tatsache?

ANDERWELT ergründen diese Themen mit den dazugehörigen Emotionen. So gibt es trotz all dieser Schwarzmalerei auch Hoffnung in Form von filigranen Melodien und dichter Atmosphäre. Dabei wird vor allem das Cello wieder zum Gänsehautgaranten. Aber auch sonst schaffen es die Linzer wieder grandiosen Klangwelten zu erschaffen, die man am besten in seiner Gesamtheit erlebt. Voller Details, Ideen und technischer Raffinesse überraschen die vier auf überlangen Kompositionen aufs neue, bieten doomige Riffs, heftige Attacken, verzweifelte Screams, aber eben auch wunderschöne Melodien und nachdenkliche Parts. Da zeigt sich auch Fronter Phil (REAP) vielseitig und schwankt so zwischen Doom, Black, Death und Gothic passend zur Musik, die die Grenzen zwischen den Genres mühelos verschwimmen lässt. Heftige Death-Doom Parts gehen über in atmosphärische Teile mit Sprechgesang, die fast zum Träumen einladen, ehe die Intensität meist wieder zunimmt, Melodien noch eindringlicher werden und Phil wieder theatralische Screams liefert. So hat „2084“ für ein doomiges Album viel Dynamik und überrascht immer wieder aufs Neue.

Mit ihrem Zweitling brauchen sich ANDERWELT, die hier nauch noch einen grandiosen Sound bieten, definitiv nicht vor internationaler Konkurrenz verstecken. Ganz im Gegenteil, da könnten sich so manch Truppen noch etwas abschauen. Wer ein dystopisches Meisterwerk sucht, ist hier genau an der richtigen Adresse.

www.facebook.com/anderweltband


6.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. #plenty
2. #true
3. #luv
4. #pax
Gesamtspielzeit: 40:00

maxomer
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Beitrag vom 27.11.2020
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