Gut sieben bzw. fünf Jahre nach „Live In Europe“ und „Second Flight: Live At The Z7“ liefert die Prog-Rock Supergroup FLYING COLORS mit „Third Stage: Live In London“ schon das dritte Live-Erlebnis für das heimische Wohnzimmer. Zwar hat man seither nur ein neues Werk am Start, doch drei bisher veröffentlichten Alben „Flying Colors“ (2012), „Second Nature“ (2014) und „Third Degree (2019)“ sind umfangreich genug und geben genügend Hits und potenzielle Klassiker her, dass das absolut nicht ins Gewicht fällt. Außerdem hört man Musikern wie Mike Portnoy (Ex-DREAM THEATER, TRANSATLANTIC), Seve Morse (DEEP PURPLE, Ex-KANSAS), Neal Morse (TRANSATLANTIC, Ex-SPOCKS BEARD), Dave LaRue (DIXIE DRAGS, Ex-JOE SATRIANI) und Casey McPherson (ALPHA REV, THE SEA WITHIN) sowieso in jeder Form immer gerne zu.

Die Setlist ist natürlich immer Streitfrage und bei einer Prog-Band mit Songs, die teilweise die 10-Minute Marke knacken, alles andere als einfach. Logischerweise haben die Amis ihr Hauptaugenmerk aber auf das zuletzt veröffentlichte Werk gelegt, aber mit „Kayla“, bei dem es im Publikum sofort laut wird, „Peaceful Harbor“, „Crawl“ oder dem grandiosen „Mask Machine“ gibt es auch genug ältere Tracks, bei denen die Zuschauer und Fans mühelos mitträllern können. So ist die Setlist auch sehr ausgewogen und man bekommt sowohl progressive Schwergewichte als auch leicht verdauliche, poppig-rockige Tracks serviert. Alles garniert von der gefühlvollen Stimme von Casey, der auch live eine verdammt starke Figur macht. Dass hier soundtechnisch alles in bester Ordnung ist und man in London nichts dem Zufall überließ, ist bei Perfektionisten wie Portnoy und Morse natürlich auch keine Frage. Darum braucht man auch zum ausgezeichneten Bildmaterial, das mir aber leider nicht komplett vorliegt, auf BluRay nicht viel sagen. Auch hier ist nämlich alles in bester Qualität.

Also für Fans auf jeden Fall ein Muss und bei der Qualität dürfen die Herren gerne weiterhin zu jedem Album eine Live-Platte produzieren. Dennoch hoffe ich, dass diese nicht wieder fünf Jahre Zeit brauchen, um das nächste Werk fertig zu stellen, aber vielleicht hilft das ja die Live-Abstinenz durch Corona, um das Ganze zu beflügeln.