MOR DAGOR - Human execution
Label: Eigenproduktion
Seit der Veröffentlichung des letzten Studiolongplayers des einstigen Black Metal-Tornados MARDUK - "La grande danse macabre" - kann ich glücklicherweise eine Band von meiner Einkaufsliste streichen - sehr beruhigend für meine Brieftasche. Zumindest für mich war das Album einfach nur grottenschlecht, langweilig und alles andere als "typisch MARDUK" - dass ich aber wohl einer der wenigen bin, denen "Panzer division Marduk" ob der intensen Geschwindigkeit neben "Opus nocturne" und "Dark endless" am besten gefällt, ist mir auch klar.
Allerdings haben jetzt die deutschen MOR DAGOR den Platz der ehemaligen Black Metal Götter eingenommen, prügeln uns bereits Album Nummero zwo um die Ohren und - obwohl mir das Debüt nicht bekannt ist - kann ich nur begeistert meine Nackenmuskulatur zu den zehn Songs plus Kriegslärm-Intro überanstrengen.
Die Ähnlichkeit zu MARDUK ist mehr als offensichtlich, nicht nur der hasserfüllte Gesang erinnert stark an Legion zu seinen besten Zeiten ("Heaven shall burn ... when we are gathered"), sondern auch Torturers rasende Blastattacken und gnadenlosen Fills weisen starke Ähnlichkeiten zum Drumming des mittlerweile ehemaligen MARDUK-Knüpplers Fredrik auf, als auch das abgehackte Stakkatoriffing ohne Zweifel auch auf den MARDUK-Alben Nummero eins bis sechs zu finden sein könnten. Dass auch das Konzept der "Panzer division Marduk" übernommen wurde, mag vielleicht für manche einen Kritikpunkt darstellen, meiner Ansicht nach passt aber zu dieser Form des Black Metals einfach nur ein Thema: Krieg - und wirklich eigenständig kann eine Newcomerband heute aufgrund der unglaublichen Fülle eh nicht mehr sein. Dass man mit diesem Konzept und dazugehörigem Layout leicht Gefahr läuft, in die rechtsradikale Ecke gedrängt zu werden, ist ebenfalls allbekannt, für mich aber ebenso unsinnig wie die momentanigen Diskussionen, ob Ego-Shooter dazu führen, dass irgendwelche Idioten irgendwen abknallen.
Dass MOR DAGOR auf "Human execution" ohne Bass agieren, tut der Qualität und Aggressivität absolut keinen Abspruch, die Produktion ist amtlich genug, um dieses Manko zu überdecken - darüber hinaus ist der druckvolle aber dennoch nicht zu glatt polierte Sound jeder Kritik erhaben, selbst Bassdrum und Snare sind gut abgemixt und stehen weder zu weit im Hintergrund noch dass sie zu dominant die Gitarren und Stimme in den Boden stampfen. Viel besser kann man es wirklich nicht machen - okay, besser vielleicht schon, aber nicht passender. Eingefleischte wissen, was ich meine.
Auch für das Layout fallen mir nur lobende Worte ein - anstatt lediglich ein paar Kriegsspielzeuge wahllos im Booklet zu platzieren und dazu eine fies dreinblickende Band abzulichten, hat man schöne Kollagen kreiert, die die Band live "zwischen" Panzern und Kampffliegern zeigt. Kommt zwar nur kopiert und auf normalem Papier, aber wen das stört der sollte sich sowieso in Grund und Boden schämen und sich eben die neue DUMMER BURGER oder KNÖDEL OF FILZ holen - da gibts dafür dann massig Silikontitten und Blut. Auch nicht schlecht.
Gefangene werden hier wirklich keine gemacht, MARDUK sollten jedenfalls schleunigst den Schwanz einziehen und Platz für MOR DAGOR machen. Das obligatorische "Black Metal ist Krieg!" erspare ich mir, da es sowieso unnütz ist, dies hundertausende Male zu wiederholen, die's interessiert, wissen's eh schon... Das deutsche Trio schmettern auf jeden Fall allen Möchtegern-Knüppelkombos ein herzliches "Fuck you and die!" entgegen - brilliant!

www.mor-dagor.de


7 von 7 Punkten
Macabre
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Beitrag vom 11.06.2002
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