MIR ZUR FEIER - Mir Zur Feier
Label: Noizgate Records
MIR ZUR FEIER widmen sich der düsteren Seite Rainer Maria Rilkes. Das ist schon harter Stoff, denn der österreichisch-ungarische Dichter schrieb von Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Zwischenkriegszeit schon echt heftige und direkte Werke, die vor allem von Gott und Tod handelten. Aber auch sonst ist das selbstbetitelte Debüt der deutsche Newcomer nicht gerade leichte Kost, doch sich damit zu beschäftigen, lohnt sich allemal.

Die Band bezeichnet sich als Melodic Deather, doch abgesehen von leichten Querverweisen zu HEAVEN SHALL BURN oder MAROON ist eigentlich nicht viel davon zu spüren. Hier treffen nämlich heftige, ruppige und raue Death Metal-Riffs auf leicht vertrackte Rhythmen und doch irgendwie zeitgemäßen und verdammt druckvollen Sound. Irgendetwas mit Post-Metal würde da wohl besser passen aber egal, denn die brutalen und doch einprägsamen Riffs, unterlegt von fiesen Beats aus dem Death- und Black sind schon außergewöhnlich genug, doch da fährt Fronfrau Maria Bach mit ihrem Mix aus harschen Growls, eindringlichen Sprechgesang und extravaganter Dichter-Stimme drüber. Manchmal kombiniert sie diese Gesangsstile auch und legt mehrere Stimmen übereinander. Hier trifft auf jeden Fall Sprach- und Stimmgewalt aufeinander. Wenn Mara wütend, verzweifelt und fast hysterisch zum „Totentanz“ einlädt, dann ist schon mal für Gänsehaut gesorgt. Auch in langsameren Momenten, wenn sie zu hymnischen Sprechgesängen ansetzt, wirkt die Musik von MIR ZUR FEIER weiterhin heftig und brutal. So eben auch im relativ kurzen „Sappho“, dass mit einprägsamen, dezenten Melodien ausgestattet ist. Die erst 2011 gegründete Band liefert hier ein so detailreiches und durchdachtes Album ab, dass man kaum glauben mag, dass es sich hier um einen Erstling handelt. Egal ob flotter Death Metal oder eben dieser Post-Poetry-Irgendwas Metal, hier greift alles verdammt gut ineinander. Und so skandiert man mit Mara man selbst den Titel „Mir Zur Feier“, brüllt aus heiserer Kehle Parts wie „Und das was war, das wäre irre und raste in dir herum, den lieben Mund der niemals lachte, schäumend von Gelächter“ mit, versinkt in Strophen wie: „Und das was Gott war, wäre nur dein Wächter und stopfte boshaft in das letzte Loch ein schmutziges Auge“. Gerade „Der Gefangene“ aus dem die beiden letzten Zitate stimmen, ist einer meiner Favoriten. Nach einer kurz gesprochenen Einleitung, startet man mit grandios groovenden Riff und drückender Rhythmik, zu der Frau Bach wütend brüllt, ehe drückender Bass dominiert und man bald mit eingängigem Refrain punktet.

Wie düster das alles ist sagt wohl auch das abschließende „Du Dunkelheit“, das einen enormen Spannungsaufbau mitbringt und „Sterbebetten“, das mit den Worten „Und ganz im Dunkel stehen die Sterbebetten, und langsam sehnen sie sich dazu hin; und sterben lange, sterben wie in Ketten und gehen aus wie eine Bettlerin.“, zum Nachdenken anregt und wo man sich schon fragt, was Rilke hier im Kopf herumgeisterte. Doch auch hier nutzen MIR ZUR FEIER den Text um in Kombination zu der perfekt dazu passenden Musik eine einzigartige Atmosphäre zu erschaffen, aber auch hier wird es im Refrain wieder hymnisch und eindringlich. Ein weiteres Highlight bei dem Mara zwischendurch nochmal neue Facetten mitbringt.

„Mir Zur Feier“ ist in vielerlei Hinsicht einzigartig und schafft es mühelos mit uralter und aussagekräftiger Lyrik bzw. Poesie über das Leben, den Tod und dessen Koexistenz zum Nachdenken anzuregen. Aber auch die Kombination aus fiesen und brutalen Elementen aus Black/Death und moderner Produktion und diesen außergewöhnlichen Gesang, der zugegebenermaßen Geschmackssache ist, fesselt hier vollends.

facebook.com/mirzurfeier


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Vorgefühl
2. Mir Zur Feier
3. Totentanz
4. Sappho
5. Fragmente
6. Städte
7. Zwischenspiel
8. Der Gefangene
9. Du Dunkelheit
10. Sterbebetten
Gesamtspielzeit: 37:22

maxomer
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Beitrag vom 16.12.2019
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