NORTHLANE - Alien
Label: UNFD
Mit „Alien“ offenbart Fronter Marcus Bridge sein Innerstes und kehrt in seine höllische Kindheit, wie er sie nennt, zurück. Drogenabhängige Eltern und Gewalt prägten sein Erwachsenwerden in Sydney. Doch er hat es geschafft dieser Hölle zu entkommen und sich mit seiner Metalcore-Truppe NORTHLANE in die Oberliga des Genres zu spielen.

Demnach ist „Alien“ kein normales oder gar einfaches Metalcore-Album. Das fünfte Werk der Australier ist emotional, komplex, vielseitig und vielschichtig. Zwar ist Bridge schon seit 2014 bei NORTHLANE, doch erst jetzt wagte er es sich seinen Bandkollegen zu offenbaren und das nun aber schonungslos und ohne etwas zu beschönigen, und so verarbeitet er das Erlebte nun in den Texten. Sei es das vertrackte, anstrengende „Details Matter“, das düstere an KORN erinnernde „Bloodline“ oder das hochmelodische „4D“, man spürt die Ehrlichkeit, das Herzblut und die Energie, die hinter diesen abstrakten und mit Synthies durchzogenen Kompositionen steckt. In „Freefall“ thematisiert er ein traumatisches Erlebnis in dem ein bewaffneter Drogendealer ihr Motelzimmer stürmte und die Waffe auf seinen ebenfalls dealenden Vater richtete. Bridge war erst sieben. Auch hier ist der Song wieder mit elektronischen Elemente und abgefahrenen Beats durchzogen. Marcus klingt wie aus dem Hintergrund und muss sich erst mal durch die dichte Soundwand arbeiten. Dieser düstere, technoide Sound mag für Fans befremdlich, anders und neu klingen, doch es steckt im Hintergrund noch viel NORTHLANE in „Alien“ und so werden viele Fans dieses Experiment sicher lieb gewinnen, denn normal waren die Australier ja noch nie und für neue Ideen waren sie sich ebenfalls nie zu schade. So wandert man im weiteren Verlauf irgendwo auf der Grenze zwischen Metalcore, Electro und Industrial ohne jemals eine dieser Genres komplett aus dem Auge zu verlieren, auch wenn „Eclipse“ schon gewaltig in die elektronische Richtung abdriftet und das ruhige „Rift“ komplett auf Gitarren verzichtet. Shouts gibt es dennoch in allen Facetten und Varianten, aber vor allem in den cleanen Parts hört man den Schmerz und die Zerbrechlichkeit des Sängers, der hier den Mut aufweist, so öffentlich in seine Vergangenheit zu blicken. Man höre nur das hochemotionale Finale „Sleepless“, bei dem Gänsehaut vorprogrammiert ist.

„Alien“ ist ein Experiment, eines das sicher nicht alle Fans mögen werden und NORTHLANE auch wahrscheinlich nicht gerade ein größeres Publikum erreichen lässt, doch das sechste Album der Australier hat auch nicht den Zweck das zu tun. „Alien“ ist eine Art Egotrip und etwas sehr Persönliches. Geht man ohne Scheuklappen an dieses Werk ran, hat man ein komplexes Technoid-Metalcore Album, das durchaus seine Reize hat.

northlaneband.com


4.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Details Matter
2. Bloodline
3. 4D
4. Talking Heads
5. Freefall
6. Jinn
7. Eclipse
8. Rift
9. Paradigm
10. Vultures
11. Sleepless
Gesamtspielzeit: 43:00

maxomer
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Beitrag vom 17.09.2019
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