DREAM THEATER - Distance Over Time
Label: Insideout
Nach dem opulenten und umfangreichen „The Astonishing“ wollten die amerikanischen Progressive Metal Götter DREAM THEATER mit dem nun 14. Album nicht nur wieder reduzierter und fokussierter arbeiten, sondern auch so heavy wie schon lange nicht mehr.

Mit dem bisher härtesten Album „Train Of Thought“ hat das neueste Werk zwar nichts zu tun, doch möchte ich das Album als Referenz hernehmen, denn bisher haben die fünf New Yorker bei weitem nicht mehr so heavy agiert. „Distance Over Time“ schafft es nun, die Band mit einem klassischen Heavy Metal Album, das keines der wichtigen Trademarks der Truppe vergisst, zu zeigen. „Untethered Angel“ beginnt andächtig mit cleanen Gitarren und doch erkennt man in den ersten Sekunden schon die Handschrift von John Petrucci, ehe heavy Riffs, tightes Drumming von Mike Mangini und starke Keys einsetzen. Kurz darauf reduziert man wieder alles, so dass das Album etwas Zeit zum Atmen hat und LaBrie Platz für seine einzigartige Stimme eingeräumt wird. Rudess überzieht alles mit dezenten aber prägnanten Keys und der Refrain geht wunderbar ins Ohr. Ein DT-Song wie er im Buche steht. Auch wenn der Prog etwas reduziert wurde, so gibt es so Einiges zu entdecken und jeder der Herren bekommt seinen großen Auftritt, wenn auch John Myung mit seinem Bass etwas weniger Platz erhält. „Paralyzed“ dreht an der Härteschraube nochmal etwas rauf, vergisst aber ebenfalls nicht auf Melodie, Gefühl und verspielte Parts. Doch der Groove-Faktor ist gewaltig, ehe „Fall Into The Light“ mit saucoolem Riff und versierten Techniken von Mangini einmal mehr die komplette Konkurrenz verdammt blass aussehen lässt. Das Gefühl kommt bei den heavy Kompositionen entweder durch filigranes Spiel von Rudess und Petrucci, natürlich auch von James´ unglaubliches Gefühl für Vocallines, oder eben durch kurze ruhigere Momente und zu guter Letzt klarerweise in den Refrains, die stets mit den berühmten Roten Faden zum Höhepunkt führen.

Wenn der zuletzt erwähnte Track, der gegen Ende nochmal bombastisch bis majestätisch wird ebenso wie das folgende „Barstool Warrior“, „At Wids End“ und „Pale Blue Dot“ irgendwo zwischen sieben und zehn Minuten agieren, so vermissen manche vielleicht Epen jenseits der 15 Minuten, doch das hat „Distance Over Time“ absolut nicht nötig, denn der Mix aus eingängigen Melodien, heavy Riffs und perfektionierter Instrumentalisierung ist zu jeder Sekunde in der Waage und lässt keine Wünsche offen. Der „Barstool Warrior“ holt nach den ersten drei Brocken alles wieder etwas runter und stellt das Keyboard und James weiter in den Vordergrund, was durchaus Sinn macht um vor der nächsten Attacke wieder für Ruhe zu sorgen. Aber auch hier gibt es genügend zu entdecken und vor allem die treibende Atmosphäre gefällt hier. „Room 137“ lädt zum Mitnicken ein und bringt coole abgehakte Vocallines und viel Groove. Bei „S2N“ darf dann Myung doch mal glänzen, das aber nicht alleine, denn wer Tracks mit längeren Instrumentalparts von DREAM THEATER kennt, weiß, dass hier vier der besten Musiker und großartige Persönlichkeiten aufeinandertreffen und sich mit Respekt duellieren und ergänzen. Der wohl verspielteste und progressivste Song des Albums ist aber sicher das nicht minder furiose „At Wits End“, das auch nach dem zehnten Durchlauf noch neue Facetten offenbart. Mit „Out Of Reach“ gibt es auch noch eine waschechte Piano-Ballade mit allem was dazugehört und „Pale Blue Dot“ fordert nochmal auf allen Ebenen, ehe das knackige „Viper King“ das nächste Meisterwerk der Veteranen aus New York mehr als würdig mit positiver Atmosphäre und coolen Rhythmen abschließt.

Spätestens mit „Dream Theater“ haben die Amerikaner größere Experimente abgelegt und sich vor allem auf ihre großen Stärken fokussiert. Dennoch wussten Petrucci, LaBrie, Rudess, Myung und Mangini stets zu überraschen und so gleicht nach wie vor kein Album dem anderen. Die neu gewonnene Heavyness, das kompaktere Songwriting und der hohe Spielspaß, den man zu jeder Sekunde heraushört, machen „Distance Over Time“ nach dem opulenten „The Astonishing“ zu dem befreitesten und lockersten Album seit langer Zeit.

www.dreamtheater.net


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Untethered Angel
2. Paralyzed
3. Fall Into The Light
4. Barstool Warrior
5. Room 137
6. S2n
7. At Wits End
8. Out Of Reach
9. Pale Blue Dot
10. Viper King
Gesamtspielzeit: 61:10

maxomer
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Beitrag vom 19.02.2019
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