Trotz, oder gerade auf Grund des anhaltenden Erfolgs der Australier THE AMITY AFFLICTION, sind diese nun mit „Misery“ endgültig im Mainstream angekommen. Das sechste Werk der Jungs, die bereits zahlreiche Gold- und Platinscheiben einheimsten und dementsprechend auch gerne mal an Chartspitzen thronten, ist somit eingängiger, softer und zugänglicher als alles was zuvor kam.

Trotz einiger Besetzungswechsel, dominiert vor allem der Wechselgesang von Frontduo Joel Birch und Ahren Stringer in den oft zuckersüßen Songs, die nun nur noch seltener mit aggressiven Momenten punkten wollen. Da kommen nun statt Metalcore Größen, jüngere LINKIN PARK oder GOOD CHARLOTTE in den Sinn. Das mag der weniger alten Fanschar gefallen, Fans der härteren Klänge, die es noch zuvor gab, werden bei Synthie-Schmalz Nummern wie „Feel´s Like I´m Dying“, bei dem die Growls sowas von gezwungen wirken, schreiend davonlaufen. Apropos gezwungen, die glatt gebügelte Produktion, die modern-poppigen Elemente und eigentlich fast alles andere auch, wird einfach zu steril, gewollt und eben gezwungen, sodass „Misery“ erst recht über lange Strecken einfach kaum Spaß macht. Das heißt aber nicht, dass die Australier nicht trotzdem ein paar großartige Momente, coole Riffs oder Melodien auf das Album gebannt haben. Vor allem im Gesang gibt es wieder einige sehr coole Ideen, doch die gehen oft unter dem ganzen Kitsch und Schmalz so unter, dass man diese Momente schon bewusst suchen muss.

Ich habe nichts gegen poppigen Core, was THE AMITY AFFLICTION hier abliefern, ist aber kaum auszuhalten und an Kitsch kaum zu überbieten. Verkaufen wird sich „Misery“ aber wahrscheinlich trotzdem wie verrückt. Fans müssen selbst entscheiden, Neueinsteiger sollten aber lieber ältere Werke zuerst versuchen.