ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG  
10.10.2019 @ TipsArena

Abschiede sind ja bekanntlich meistens eher eine traurige Angelegenheit, jedoch nicht so bei den Austro-Pop/Rock Legenden der EAV, die mit ihrer „1000 Jahre EAV“ Tour einen Schlussstrich unter ihre sagenhafte Karriere setzen.

Der zweitletzte Auftritt von Klaus Eberhartinger, Thomas Spitzer und Kollegen führte in die TippsArena auf der Linzer Gugl, um mit ihren Fans bei diesem Zusatzkonzert noch einmal alle Register zu ziehen und würdig abzutreten. Wer die Laufbahn der oft als Spaß-Combo abgestempelten Truppe in den letzten 40 Jahren verfolgte, der wird wissen, dass weit mehr dahinter steckt. Großartige Musiker, besonders Thomas kann wahrscheinlich alles auf seiner Gitarre spielen, gesellschaftskritische Texte, die nicht nur zum Nachdenken anregen, sondern auch so manche Institution verärgerte und einen Kultfaktor der wohl seines gleichen sucht.

Somit stand einem tollen und wohl auch wehmütigen Abend nichts im Wege. Die diesmal nicht ganz ausverkaufte Halle beschallte die Anwesenden mit Songs der bald auftretenden Künstler ehe unter lautem Geschrei und Geklatsche die Jungs die Bühne betraten. Eröffnet wurde der Abend mit „Vorbei“ von „Neppomuk´s Rache“, wobei man Herrn Eberhartinger noch nicht sehen konnte, da er mit dem Sarg auf die Bühne getragen wurde. Mit den Worten: „Willkommen im Linzer Dom“ und einer längeren Ansprache, begrüßte Klaus charmant wie immer die Fans, ehe es mit „Banküberfall“ schon zu Beginn kultig wurde.





Das Publikum war natürlich von Beginn weg textlich ganz sicher und so wurde auch „Palermo“ lautstark mitgesungen. Passend im Mafia Outfit harmonierten die sechs Musiker wie das eingeschweißte Team, wie wir sie kennen und lieben und auch der vor kurzem auf der Burg Clam erlittene, sechsfache Rippenbruch konnte Klaus nicht daran hindern, die Bühne von vorne bis hinten zu beackern und ein paar legendäre Tanzschritte auszupacken.

Überraschenderweise hielt man sich mit neuen Songs vom letzten Album „Alles Ist Erlaubt“ ziemlich zurück und servierte neben der tiefgründigen Gänsehaut-Nummer „Am Rechten Ort“ nur „God Bless America“ in passender USA Montur, garniert mit passenden Trump Witzen und die Nummer „Trick Der Politik“. Und genau diese Witze, Gags und Showeinlagen sind das Markenzeichen der ERSTEN ALLGEMEINEN VERUNSICHERUNG. Klaus ist der geborene Entertainer und genießt diese Auftritte auch, somit bekommt man bei der EAV stets nicht nur eine musikalischen Show geboten sondern gleich auch noch ein Kabarett. Beispiel gefällig? So wurde von Klaus als Anekdote vorgetragen, dass beim Protestsong zum Thema Atomkraft man es sich in den 80er Jahren mit „Burli“ bei diversen Radiosendern verscherzte und wurde nicht gespielt, was die Band natürlich sehr schmerzte. So bekam man dank der Radioaktivität in Bayern keine Radio-Aktivität mehr. Es folgte nach fast jedem Song eine mal kürzere, mal längere Ansprache und man reiste mit dem Sänger durch die Geschichte der Band.





Die Stimmung wurde mit Fortdauer des Abends immer besser und die Leute feierten immer ausgelassener ihre Helden bei weiteren Hits wie „300 PS“ gemixt mit „An Der Copacabana“ bei dem zwei Roadies in passenden Muskel Anzügen im Hintergrund posten oder dem kritischen jedoch großartigen „Samurai“ in chinesischer Optik.

Ruhigere Töne gab es beim „s´Muaterl“, das wohl textlich zu dem Besten gehört, was die Herrn Spitzer und Eberhartinger in ihrer langen Karriere geschrieben haben. Ein weiteres Highlight an diesem emotionalen Abend war ohne Frage das Medley bestehend aus „Der Teufel“, „Liebe, Tod & Teufel“ und „Im Himmel Ist Die Hölle Los“, die ich bei allen EAV Konzerten bisher noch nie live erleben durfte. Besonders beim zweiten Song erkennt man die exzellente Leistung an den Instrumenten, jedoch speziell an der Gitarre. Hard Rock vom Feinsten, den bisher kaum eine Band in Österreich so ablieferte. Wer den Jungs in den letzten Jahren bei einem Live-Auftritt beiwohnte, dem dürfte bekannt sein, dass so mancher Song aufgemotzt oder verändert wurde. So wurde der Klassiker „Küss Die Hand, Schöne Frau“ im ZZ TOP Stil abgefeuert und um eines drauf zu setzten auch gleich die ab 18 Version gesungen. Mit Happy End. Wer den Text dieser Nummer nicht mitsingen kann, der hat wohl die letzten 30 Jahre hintern Mond gelebt.

Als die beiden Roadies eine Parkbank auf die Bühne trugen, wurde es Zeit für den nächsten Höhepunkt, denn niemand geringerer als der „Sandlerkönig Eberhard“ betrat die Bühne. Die etwas ärmere Version von Romeo und Julia funktioniert auch nach über 30 Jahren noch und sorgt für Gänsehaut ehe die Sense gewetzt wurde. Richtig „Der Tot“ folgte als nächstes. Es wurden erneut die Kostüme getauscht um auch optisch für die perfekte Untermalung zu sorgen. Während Klaus den Song intonierte tauchte der Sensenmann persönlich auf der Bühne auf um auch seinen Auftritt zu bekommen. Gehört wohl nicht nur für mich zu den großartigsten Songs der Truppe.





Die Zeit verflog in Lichtgeschwindigkeit und so verzogen sich die Musiker kurz hinter der Bühne um lautstark für die Zugabe aufgefordert zu werden. Die dann auch prompt mit „Küss Die Hand Herr Kerkermeister“ geliefert aber leider nicht komplett ausgespielt wurde. Leider erging es vielen Songs so, dass man einfach die letzte Strophe wegließ um sich Zeit zu sparen, wodurch gerade viele Gags im Text untergingen. Aber der "Märchenprinz" versöhnte danach nochmal. Über diese beiden Songs braucht man wohl genauso wenig erzählen wie „Fata Morgana“ und seinem glücklosen Protagonisten der einem Mädchen namens Laila verfiel.

Wie schon gewohnt, wurden dann die Musiker Kurt Keinrath an der Gitarre, Franz Kreimer am Keyboard und die beiden neuesten Herrn Alvis Reid am Bass und Aaron Thier am Schlagzeug - beide seit 2015 mit an Bord - vorgestellt und auch der Rest der Crew, die eine Kiste Bier auf die Bühne trugen, um gemeinsam in Pub-Atmosphäre anzustoßen und den letzten Song des Abends zu zelebrieren. Der, wie sollte es anders sein „Morgen“ lautete. So wurde noch einmal lautstark mitgesunden mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass dies wohl der letzte EAV Song aller Zeiten war, den man live miterleben durfte. Man verabschiedete sich herzhaft von den Fans, die die Band mehr als 40 Jahre treu unterstützen und ließ glückliche, jedoch auch melancholische Menschen zurück. Somit ein tolles Konzert der beiden Legenden Thomas Spitzer und Klaus Eberhartinger, samt ihren Mitstreitern. Einziger Kritikpunkt, wenn man einen suchen möchte wäre, dass man wohl mit der schieren Auswahl an Songs noch drei Stunden spielen hätte sollen.





Setlist EAV:

Vorbei
Ba-Ba-Banküberfall
Heiße Nächte (In Palermo)
Trick Der Politik
Geld Oder Leben
God Bless America
Am Rechten Ort
300 PS (Auto ...)
An Der Copacabana
Samurai
Burli
Der Teufel
Liebe, Tod & Teufel
Im Himmel Ist Die Hölle Los
s´Muaterl
Only You (And You Alone) (THE PLATTERS)
Küss Die Hand, Schöne Frau
Sandlerkönig Eberhard
Der Tod
-
Küss Die Hand Herr Kerkermeister
Märchenprinz
Fata Morgana
-
Morgen


Somit ging nicht nur ein Konzert zu Ende sondern auch (eventuell) eine Ära der österreichischen Musikgeschichte und man kann behaupten man war dabei. Wer weiß, die EAV wäre ja nicht die erste Band, die eine zweite oder dritte Abschiedstour absolviert und eventuell auch noch ein Album veröffentlicht. Abstriche gibt es nur, weil man bereits auf Konzerten zuvor und beim finalen Gig in Wien einen guten Haufen mehr Songs präsentierte.

www.eav.at

AndyVanHalen
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Beitrag vom 19.09.2019
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