MASTERS OF ROCK 2019: DEATHSTARS   URIAH HEEP   ELUVEITIE   GAMMA RAY   DELAIN   RHAPSODY  
11.07.2019 @ Areál likérky Jelínek

So ein Jahr vergeht ja wie im Flug und kaum ist der Juli gekommen ist es erneut Zeit in den nahen Norden zu reisen um beim alljährlichen und bei uns schon zur Tradition gewordenen Masters Of Rock dabei zu sein. Unser 13. Besuch soll bei uns keine Unglückszahl sein und so kam man rechtzeitig zum ersten für uns interessanten Interpreten am Gelände in Vizovice an.

Die deutsch Mittelalter-Rocker von SALTATIO MORTIS, die schon um 15 Uhr ran durften, legten sich bei angenehmer Temperatur und reichlich Besuch vor der Bühne ordentlich ins Zeug. Verstehen konnte man zu Beginn nicht viel von Sänger Jörg Roth (Alea der Bescheidene), da wohl technisch nicht alles so funktionierte wie man das gewohnt ist. Doch die Stimmung war trotzdem gut, die Fans sangen überraschenderweise gut mit und die Truppe konnte mit ihrer Leidenschaft sicher ein paar neue Anhänger gewinnen. Besonders der Besuch des bärtigen Fronters ins Publikum per Stage Diving kam gut an, da ein ganzer Song so zelebriert wurde. Ein paar Worte in tschechischer Sprache taten ebenfalls ihre Wirkung und beim Song „Nie Wieder Alkohol“ wurde noch kurz die Star Wars Melodie angespielt. Den Abschluss bildete „We Will Rock You“ ehe man mit „Lady In Black“ dem Headliner dieses Tages huldigte.
Ein erneut gelungener Auftritt der Deutschen mit Feuerwerk fürs Auge. So gewinnt man neue Sympathisanten.

Setlist SALTATIO MORTIS:

Große Träume
Dorn Im Ohr
Wo Sind Die Clowns
Brot Und Spiele
Wachstum Über alles
Europa
Heimdall
Totus Floreo
Brunhild
Nie Wieder Alkohol
-
We Will Rock You (QUEEN)
Lady In Black (URIAH HEEP)


Um 16:25 startete auch schon der nächste international bekannte Act auf der Ronnie James Dio Stage und feierte quasi eine Premiere am diesjährigen Masters Of Rock. Naja, RHAPSODY waren jetzt schon öfter auf dem Festival vertreten, aber mit den zig (Re)Inkarnationen, ist das Ganze irgendwie nicht mehr so leicht zu definieren. Diese Version stellt zu größten Teilen das bekannteste LineUp der Band mit Luca Turilli, Fabio Lione, Alex Holzwarth, Patrice Guers und Dominique Leurquin dar, während Staropoli mit komplett neuem LineUp RHAPSODY OF FIRE weiterführt. Der größte Unterschied ist sicher der Sound, denn die neue Version von Turilli geht in eine ähnlich moderne Richtung wie schon die Version mit Alessandro Conti an den Vocals.

Live sind RHAPSODY aber seit jeher irgendwie schwierig, denn viel vom bombastischen Sound kommt vom Band und auf einen Keyboarder verzichtet man in dieser Inkarnation sowieso komplett. Und leider sollte es dieses Jahr am MoR sowieso immer wieder zu Schwierigkeiten mit Ton und Technik kommen. Dennoch zeigte sich vor allem Luca sehr motiviert und begeistert vom tschechischen Publikum und legte sich mit minimalistischer Bühnenshow voll ins Zeug. Lione, der auch in bester Form war, präsentierte sogleich neue Songs wie „D.N.A.“, „Phoenix Rising“ oder „Zero Gravity“, die sich wunderbar ins Set einfügten. Dennoch konnte man natürlich mit Klassikern wie „Dawn Of Victory“, das lautstark mitgesungen wurde, „Land Of Immortals“ oder dem grandiosen „Unholy Warcry“ viel mehr punkten. Die Ballade „Lamento Eroico“ hätte man sich bei einem so kurzen Set dann aber doch sparen können, während das furiose „Reign Of Terror“ nochmal zeigte, wie vielseitig und einzigartig Lione an den Vocals ist und auch Growls ganz gut drauf hat. Alles in allem eine solide Performance und ein gelungener Auftakt für uns in Vizovice.





Setlist RHAPSODY:

Phoenix Rising
Dawn Of Victory
Zero Gravity
Land Of Immortals
The Wizard´s Last Rhymes
D.N.A. (Demon And Angel)
Reign Of Terror
Lamento Eroico
Riding On The Winds Of Eternity
Unholy Warcry


Als nächstes durften DELAIN ihr Können zeigen. So schnell kann es gehen und man spielt nach den namentlich wohl bekannteren Kollegen von RHAPSODY. Doch wenn man auf den Bereich vor der Bühne blickte wurde einem sofort bewusst, warum man hier so spät ran durfte. Wie schon gewohnt genießen Bands mit weiblichen Protagonisten hier einen sehr hohen Stellenwert. Der letzte Besuch von Charlotte Wessels und ihren Kollegen ist auch erst zwei Jahre her und so wurden die 60 Minuten zu einem feinen Konzert ohne wirkliche Höhepunkte aber auch ohne Kritikpunkte.

Charlotte sang wie jeher souverän und wurde bei den Songs „Hands Of Gold“ und „Pristine“ von einem gewissen George Oosthoek (ORPHANAGE) unterstützt, was den Songs etwas Abwechslung verlieh. Auch Otto Schimmelpenninck van der Oije am Bass überließ seiner hübschen Frontfrau nicht alleine die Bühne, sondern drängte sich immer wieder nach vorne um auch stimmlich seinen Part zu leisten. „Fire With Fire“ oder „Suckerpunch“ funktionieren live sehr gut und bleiben auch nach dem Konzert noch etwas im Ohr hängen.

Setlist DELAIN:

The Monarch
Hands Of Gold
Suckerpunch
The Glory And The Scum
Fire With Fire
Masters Of Destiny
Here Come The Vultures
Timo & Joey Jam
Mother Machine
Don´t Let Go
We Are the Others
Encore:
Pristine (with George Oosthoek)


GAMMA RAY bekommt man aktuell nur selten live zu Gesicht. Das liegt natürlich daran, dass Kai Hansen erst mit UNISONIC und jetzt wieder mit HELLOWEEN bzw. den PUMPKINS UNITED schwer beschäftigt ist, aber auch, dass ja einige Mitglieder mit THE UNITY eine neue Spielwiese gründeten und damit auch schon in Vizovice zu Gast waren. Dennoch gibt es ausgewählte Shows bei denen Fans von GAMMA RAY auf ihre Kosten kommen.

Etwas eigenwillig war vor einigen Jahren die Entscheidung einen neuen Sänger zu präsentieren, der Kai unterstützen soll. Mit dem symphatischen und bis dahin relativ unbekannten Frank Beck hat man aber definitiv einen fähigen Mann gefunden. Von Anfang an feuerte er die Fans an, zeigte sich stimmlich souverän und weiß was man auf der Bühne zu tun hat. Dennoch bleibt Kai noch ein überraschend großer Teil an Vocals und gerade bei den berühmten Parts hat er den Vortritt, kann sich jetzt aber öfter mal zurücknehmen und einfach auf die Gitarre konzentrieren. Da es schon über fünf Jahre kein neues Werk gibt und man wahrscheinlich auch noch länger Geduld haben muss, präsentierten die Hamburger ein gelungenes BestOf aus alten und neueren Hits wie „Heaven Can Wait“, „Man On A Mission“, „Heavy Metal Universe“, das wie gehabt zu einem Mitsingspielchen ausgedehnt wurde, oder dem überlangen „Rebellion In Dreamland“. HELLOWEEN Song gab es hingegen dieses Mal keinen, dafür aber das vielleicht schon etwas zu oft gehörte „Send Me A Sing“, das aber auch wieder brav mitgeträllert wurde. Auch GAMMA RAY zeigten eine mehr als solide Performance, die jetzt schon Lust auf eine Headliner-Show und ein dazugehöriges, neues Album macht.





Setlist GAMMA RAY:

Heaven Can Wait
Gardens Of The Sinner
Man On A Mission
Heavy Metal Universe
Master Of Confusion
Land Of The Free
The Silence
(Induction)
Detrhone Tyranny
Rebellion In Dreamland
Send Me A Sign
Outro (Braveheart Soundtrack)

Was kann man viel zu den Eidgenossen von ELUVIEITE sagen? Dass die Schweizer in ihren bisher drei Besuchen jedes Mal in einer anderen Formation auftraten, dass man mit Folk Metal hier am Masters Of Rock so gut wie gewonnen hat oder dass Sänger Christian «Chrigel» Glanzmann und seine Mitstreiter wohl alles mit im Gepäck haben mit dem man Töne fabrizieren kann. Dass man den Slot nach GAMMA RAY hat, sagt wohl schon einiges aus über den Stellenwert der Schweizer aus, die sich diesen über Jahre durch permanentes Touren und harte Arbeit verdienten. ELUVEITIE spalten die Gemüter mit ihrem vielseitigen Stil, konnten aber auch an diesem Abend die Meute von Beginn an mitreißen. Einen Circle Pit sieht man hier in Tschechien auch nicht alle Tage und so ging bei „Havoc“ oder dem epischen „Helvetios“ vom gleichnamigen 2012er Album ordentlich die Post ab. Christian zog sich ungewohnt oft zurück und überließ der holden Weiblichkeit das Mikro.

Fabienne Erni, seit 2017 mit an Bord, machte ihre Sache gut und passt perfekt in das Bandgefüge und das hoffentlich länger als diverse Vorgängerinnen. Als Rausschmeißer durfte „Inis Mona“ nicht fehlen, der stimmungstechnisch nochmals alles aus den Zusehern rausholte.

Setlist ELUVEITIE:

Ategnatos
King
The Call Of The Mountains
Deathwalker
Worship
Artio
Epona
A Rose for Epona
Thousandfold
Ambiramus
Havoc
Breathe
Helvetios
-
Rebirth
Inis Mona

Den ersten Headliner Slot konnte am diesjährigen Masters Of Rock die Legenden von URIAH HEEP ergattern. Meiner Meinung nach ist das wohl der beste Tag um mit dem Publikum abzufeiern. Keine Nachwehen vom vorherigen Tag, keine Verletzungen, Sonnenbrände oder Frostbeulen behindern einen beim Tanzen, Headbangen oder Mitsingen. Wie man die Leute von der ersten bis zur letzten Minute mitreißt braucht man den Briten nicht erklären, denn seit mehr als 45 Jahren sind die Musiker nun schon im Geschäft. Von den Gründungstagen ist nur mehr Silberrücken Mick Box mit an Bord, da leider auch schon einige Mitstreiter wie Bassist Trevor Bolder das Zeitliche segneten. Doch auch Sänger Bernie Shaw ist seit 33 Jahren fester Bestandteil von URIAH HEEP und nach wie vor stimmlich eine Wucht.

Eröffnet wurde das Set vom nicht so bekannten „Too Scared To Run“ aus dem 1982er Jahr, ehe mit „Living The Dream“ schon ein neuer Song vom grandiosen aktuellen Werk gespielt wurde. Nach dem düsteren und schwerfälligen „Rainbow Demon“ vom Album „Demons & Wizards“ gab es für die Anwesenden eine Überraschung, niemand geringerer als John Lawton, seines Zeichen Sänger von 1976 bis 1979 und 1995 bis 2013 gab sich die Ehre um zwei der größten Hits der Historie zu singen. „Stealin“ und das grandiose „Gypsy“ sind zeitlose Klassiker, die auch nach vier Dekaden noch ausgezeichnet funktionieren und live ungehörigen Spaß machen. John ist nach wie vor auch mit 73 Jahren noch sehr gut bei Stimme, auch wenn der Bewegungsradius immer weniger wird. Zu „Look At Yourself“ kam jedoch Bernie wieder auf die Bühne um anschließend mit „July Morning“ erneut eine Zeitreise zu machen.





„Lady In Black“ dürfte wohl auch jedem der nur annähernd mit Rock-Musik zu tun hat ein Begriff sein und der Texte sollte sowieso sitzen. Zeitlos! Ein weiterer unerwarteter Gast sorgte für staunen, Gründungsmitglied und Bassist Paul Newton, seit 1981 eigentlich nicht mehr mit dabei, spielte mit seinen alten Kumpels, als wäre er nie weggewesen. Klassentreffen einmal anders und wenn man die Gesichter und Gesten der Musiker deutete, sah man, dass hier Leute am Werk sind, die Spaß an dem haben was sie machen.





Weiter im Programm mit „Sunrise“ ehe mit „Easy Livin“ ein weiterer Meilenstein der Rockgeschichte wohl den letzten Frierenden aufwärmte. URIAH HEEP durfte nach 2007 nun zum zweiten Mal die Massen begeistern und lassen sich hoffentlich nicht so lange Zeit bis zu ihrem nächsten Abstecher nach Vizovice bitten, denn dieser Auftritt war eines Headliners würdig.

Setlist URIAH HEEP:

Grazed By Heaven
Too Scared To Run
Living The Dream
Take Away My Soul
Rainbow Demon
Stealin´
Gypsy
Look At Yourself
July Morning
Lady In Black
-
Sunrise
(Land Of Hope And Glory)


Die DEATHSTARS sind nach fünf Jahren Pause endlich aus dem Winterschlaf erwacht und bespielen die Bühnen Europas bevor es das nächste Album gibt. Nicht zum ersten Mal durfte die Schweden den Late Night Special-Posten ausfüllen und wussten daher ganz gut was sie erwartet. Neben zahlreichen Fans, die auch nach der mitternächtlichen Stunde noch zum Feiern aufgelegt waren, gab es nämlich eisige Kälte, die mittlerweile auf dem Gelände der Schnapsbrennerei herrschte. Das störte aber Whiplasher, Skinny und die restlichen Jungs kaum, denn während der Sänger noch zunächst eine Lederjacke trug, zeigte sich Skinny schon zu Beginn recht freizügig und entledigte sich nach ein paar Songs auch noch seines Shirtes. Mir war scheißkalt, aber was ich hörte, gefiel. Ein schöner Mix aus verschiedensten Songs der Industrial Glam Metaller brachte die Fans schnell in Bewegung und mitgebrüllt wurde sowieso, was auch nicht schwer ist bei Hits wie „Tongues“, „Trinity Fields“ oder dem Überhit „Cyanide“, den es erst gegen Ende gab.

Die Show verging wie im Flug und die Schweden ließen nichts anbrennen und auch wenn sich Whiplasher und Skinny bei den Ansagen etwas abwechselten, ließ man keine Zeit verstreichen, sondern ballerte Hit nach Hit raus. Um 02:00 Uhr war dann aber wirklich Schicht und man freute sich aufs Zelt, Bett oder die Aftershow-Party, falls man noch konnte.

Setlist DEATHSTARS:

Night Electric Night
Metal
Death Dies Hard
Tongues
Fire Galore
Semi-Automatic
Trinity Fields
The Perfect Cult
Synthetic Generation
Chertograd
Mark Of The Gun
All The Devil´s Toys
The Greates Fight On Earth
Blood Stains Blondes
Cynaide
Blitzkrieg

Ein mehr als gelungener Start in das Masters Of Rock 2019 das noch zwar noch einige Highlights parat hatte, aber natürlich legten die alten Hasen von URIAH HEEP gewaltig vor.



FOTOS + E-CARDS
www.mastersofrock.cz

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Beitrag vom 19.07.2019
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