KREATOR DIMMU BORGIR HATEBREED BLOODBATH
12.12.2018 @
Gasometer
Es gibt so Line-Up Kombinationen, da fragt man sich schon, wie das wohl zustande gekommen ist. Mitte Dezember im Gasometer machte die "European Apocalypse"-Tour mit dem Thrash-Ensemble KREATOR an der Spitze Halt. Das war so ein Fall. KREATOR, eben Thrash. Für die KuttenträgerInnenfraktion. DIMMU BORGIR, war einmal Black, sind jetzt aber wohl eher eine opulente satanische Operette. HATEBREED bedient jene Sphäre der Metalhörenden, die gerne Baseballcaps aufsetzt und/oder Bandanas wie Stirnbänder trägt (gerne auch zugleich). Und dann halt BLOODBATH mit ihrem technisch versierten Death Metal schwedischer Art. Vier Bands - vier doch sehr unterschiedliche Stile. Angeblich, so klärte HATEBREEDs Sänger Jamey Jasta später auf, wurde dieses Paket auf expliziten Wunsch von KREATOR zusammengeschnürt, um möglichste viele unterschiedliche Metal-Subströmungen zusammen zu bringen, und zu zeigen, dass wir alle ja in Wirklichkeit eine große Familie sind, die sich alle lieb haben. So weit, so nobel dieses Ansinnen. Praktisch ist es halt so, dass man dasteht und eventuell ein bisserl genervt ist, weil das Ticket jetzt mehr kostet und die Spielzeit der Band von Interesse (wenn sie jetzt nicht gerade KREATOR und somit Headliner ist) empfindlich verkürzt wird.
Das war nämlich leider bei den großartigen BLOODBATH der Fall, denen sehr knapp bemessene 30 Minuten um Punkt 18:00 Uhr an einem Werktag zugestanden wurden. BLOODBATH sind jetzt leider nicht gerade der aktivste Live-Act, nachdem alle involvierten Musiker eigentlich hauptberuflich in anderen Bands spielen. Da sind Terminkonflikte vorprogrammiert und so sollte auch Drummer Martin Axenrot (so manchem eventuell als der Drummer von OPETH bekannt) leider nicht mit von der Partie sein. Er wurde aber durch den formidablen Waltteri Väyrynen (PARADISE LOST), der wohl so talentiert wie er jung ist, sehr würdig ersetzt. Pünktlich auf die Minute schnitten sich die dröhnenden Gitarren mit „Fleischmann“, dem eröffnenden Track des neuen Albums (Hörempfehlung, übrigens), in die Ohren. Anfangs noch sehr matschig, aber zunehmend klarer als die richtigen Knöpfe und Regler gedrückt und verschoben wurden. Nick Holmes (PARADISE LOST) machte als slicker Business-Zombie gesanglich vor allem bei jenen Songs eine gute Figur, die er selbst auch auf den Alben eingesungen hatte. Die Interpretationen der Songs aus der Ära Åkerfeldt, bzw. Tägtgren blieben ein bisschen hinter den Originalen zurück, aber das ist Sudern auf hohem Niveau. In jedem Fall war die Show einfach zu früh und zu kurz.
Setlist BLOODBATH:
Fleischmann Let the Stillborn Come To Me So You Die Bloodicide Outnumbering The Day Chainsaw Lullaby Eaten
Mit HATEBREED dann der erste radikale Stilwechsel. Nämlich à la: „Do you know what time it is? It’s circlepit tiiiiiiiiiiiiiiiiiime!“. Sowohl auf der Bühne als auch davor lief man emsig umher oder drehte sich wie narrisch im Kreis. Zwischen den Ansagen von Sänger Jasta und sonstigem Schabernack in Form von Publikums-Mitschrei-Duellen gab es so dann und wann auch einmal Musik. Manchmal auch beides zugleich. Gefühlt hatte sich das Publikum vor der Bühne übrigens im Vergleich zu BLOODBATH vollständig ausgetauscht, die hinteren Ränge wanderten von der Bar zur Bühne und vice-versa. Irgendwann zwischen „As Diehard As They Come“ und „This Is Now“ wurde der wahrscheinlich achte Circlepit ausgerufen, und es funktionierte (so man das von hinten beurteilen konnte) tatsächlich auch acht Mal. Der HATEBREED-Block kam auf seine Kosten (die junggebliebenen Herren wissen schließlich, wie sie ihr Publikum mitziehen), der Rest stand halt an der Bar. Der nächste radikale Wechsel stand bevor.
Setlist HATEBREED:
To The Threshold A.D. Looking Down The Barrel Of Today Smash Your Enemies Last Breath Filth As Diehard As They Come Beholder Of Justice This Is Now Doomsayer Perseverance I Will Be Heard Destroy Everything
Das Bühnenbild von DIMMU BORGIR ist ja bekanntlich sehr von ihrem Hang zu opulenten Kostümen geprägt. Dieses Jahr wurde etwas zurückgesteckt, man sah fast seriös aus. Ein bisserl Corpsepaint und großzügig bemessene Kapuzen gehen immer, und ein bisschen Pomp als Draufgabe. „The Unveiling“ vom aktuellen Album bot hinter dicken Rauchschwaden einen etwas verhaltenen Start. Auch der Sound wollte anfangs nicht so richtig. Mit dem recht poppigen „Interdimensional Summit“ im Anschluss gewann man schließlich an Fahrt. Das circa einstündige Set war durchgetaktet, der Zeitraum zwischen zwei Songs immer mit passenden Übergängen ausgeschmückt. Die harschen Vocals von Shagrath waren solide, der Klargesang kommt seit der Trennung von ICS Vortex, wenn man nicht gerade einen Chor dabei hat, vom Band. Aber auch nur noch die Chor-Variante, was bei einigen Songs doch etwas schade ist. Die Songauswahl war erfreulich abwechslungsreich und zum Glück nicht zu sehr auf das aktuelle Album zugeschnitten (lediglich drei von elf Songs) und bewegte sich Großteils in Zweierblöcken, je nach Album. Die meisten Songs waren zu erwarten, man packt schließlich gerne die Hits hinein, „Indoctrination“ von der 2001er „Puritanical Euphoric Misanthorpia“ war durchaus eine schöne Überraschung. Zu „Council Of Wolves And Snakes“ durfte Shagrath mit Drummer Daray im Duett trommeln und abgeschlossenen wurde mit dem Klassiker „Mourning Palace“. Kann man sich schon mal live anschauen, das satanisch-opulente Spektakel.
Setlist DIMMU BORGIR:
The Unveiling Interdimensional Summit The Chosen Legacy The Serpentine Offering Gateways Dimmu Borgir Council Of Wolves And Snakes Puritania Indoctrination Progenies Of The Great Apocalypse Mourning Palace
Auf die düsteren Herren aus Norwegen folgte eine lange Umbauphase. Die unangenehm lauten Lautsprecher im Aufenthaltsbereich abseits der Bühne wiesen währenddessen in einer unnötig langen Ansage mehrmals auf das Rauchverbot hin und erinnerten sogar daran, dass die Show in fünf Minuten starten würde. Nicht mal im Theater ist man hier so streng. Das Gewusel auf der Bühne zu IRON MAIDENs „Run To The Hills“ wurde hinter einem riesigen schwarzen Vorhang „versteckt“, dessen Hauptzweck es war, mit einem lauten Knall beim ersten Akkord hinunterzufallen. Dann wurden Konfettikanonen in das inzwischen im Durchschnitt schon ein bisschen illuminierte Publikum gefeuert. Sogleich wurden Fotos der freundlichen Gesichter der Fans auf den Videowalls gezeigt (und somit erklärte sich die Fotowand im Eingangsbereich mit dem Artwork der Tour, durch das man seinen Kopf stecken durfte, um abgelichtet zu werden. (DSGVO-Formulare lagen aber nirgends auf). Aber nicht sehr viele verschiedene, und die dafür in Endlosschleife, während Mille Petrozza über Krieg, Schlachten, böse Götter und die Echtheit des Leibhaftigen bellte. Danach schossen Flammentürme vor der Bühne in Höhe, sprich, es wurden alle Register gezogen. Der KREATOR-Fanblock war entzückt, die Thrash-Urgesteine verfehlten die Wirkung nicht.
Setlist KREATOR:
Enemy Of God Hail To The Hordes Awakening Of The Gods People Of The Lie Gods Of Violence Satan Is Real Phantom Antichrist Fallen Brother Flag Of Hate Phobia Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite) Violent Revolution Pleasure To Kill
Das gilt sicherlich für das gesamte Set. Der Autor dieser Zeilen muss sich aber entschuldigen, da er nie ein musikalisches Naheverhältnis zu den Thrashern aufbauen konnte und die Halle vorzeitig verließ. Der Bogen zum Anfang schließt sich somit: Bei einem so breiten Line-Up ist man selten für alles Feuer und Flamme.
europeanapocalypsetour.com
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