SUMMER BREEZE 2018: ARCH ENEMY   J.B.O.   TIRIVIUM   AT THE GATES   BEARTOOTH   SICK OF IT ALL   ALIEN WEAPONRY   GYZE   NIGHT IN GALES   TANKARD   DANKO JONES  
17.08.2018 @ Festivalgelände

Den dritten und vorletzten Tag des 21ten Summer Breeze gingen viele Besucher eher gemütlich an und so gegen Mittag war auf dem Gelände etwas weniger los als am Tag zuvor. Die Hitze hatte zudem alle fest im Griff und was die meisten ziemlich bald aus dem Zelt jagte. Doch auf dem Zeltplatz herrschte wie immer reges Treiben und gute Stimmung. Spiele wurden gespielt, Bier getrunken, gelacht und gegrölt sowieso.

Doch irgendwann kamen wir unserer Pflicht ebenso wie die meisten Fans nach und bequemten uns zunächst zur Mainstage, wo Rock-Koryphäe DANKO JONES gerade begann seine Gitarre zu würgen. Der sympathische Rocker gab sofort richtig Gas und versprühte gute Laune und saucoole Riffs. Mit minimalistischen Mitteln, nämlich Gitarre, Gesang, Bass und Schlagzeug, schaffte es die gleichnamige Band mühelos tausende Fans vor die Bühne zu locken und diese in Rock´n´Roll Extase zu versetzen. Laute „Danko Jones“-Rufe wollten fast nicht mehr enden und das begrüßte der Kanadier auch und meinte, dass man ja nicht damit aufhören, sondern dies vielmehr dauernd machen sollte, egal ob passend oder nicht. Grinsend ging er dann weiter im Set voller Klassiker und auch neuen Tracks, die fließend ineinander übergingen. Aporpos fließen, das tat auch der Schweiß ohne Ende, denn Danko ist Vollblut Rocker und nicht nur mit Herz und Seele dabei, sondern eben auch mit ganzem Leib. Eine astreine Stunde, die uns hier geboten wurde. Nicht mehr, aber definitiv auch nicht weniger.





Setlist DANKO JONES:

I Gotta Rock
Sugar Chocolate
The Twisting Knife
First Date
You Are My Woman
She Likes It
The Mango Kid
Code of the Road
Gonna Be A Fight Tonight
Full of Regret
I Think Bad Thoughts
Had Enough
Wild Cat
Lovercall
We´re Crazy
My Little RnR

Im Anschluss brauchten wir etwas deftigeres, aber nicht minder Unterhaltsames. Und wer wäre dazu besser geeignet als die Bier-Thrash Veteranen TANKARD? Also hoch die Gläser und auf zur T-Stage, wo Gerre und seine verrückten Kollegen bereits wie wild hin und her wirbelten. Neben Krachern wie „A Girl Called Cerveza“, das einer Frau gewidmet wurde, dessen Mann sicher nicht der erste wäre, der aus „versehen“ die Treppe runterfällt, „Zombie Attack“ oder „Rapid Fire“, die es zu hören gab, konnte man wie immer auch Gerres Wampe beäugen, aber auch bewegungsfreudige Musiker und ein paar Späßchen, sowie eine Bierdusche, die sich der Sänger zwischendurch unter Jubel, selbst verpasste. Natürlich wollte man auch die Fans Jubeln hören, da meinte Gerre, dass er doch schon ein alter Sack sei und nicht mehr so gut höre, woraufhin die Fans dann doch nochmal richtig aufdrehten. TANKARD, bekanntlich ein Teil der Teutonic Big4 sind live immer wieder eine Wucht, machen Spaß und gehören zum festen Bestandteil der Festival Landschaft, was sich so schnell auch nicht ändern wird. Gut so!





Setlist TANKARD:

One Foot In The Grave
The Morning After
Zombie Attack
Rapid Fire (A Tyrants Elegy)
R.I.B. (Rest in Beer)
Pay To Pray
Chemical Invasion
A Girl Called Cerveza
(Empty) Tankard

Und weils grad so lustig war, starteten J.B.O. gleich auf der Main-Stage. Wegen Überschneidungen, kamen wir aber erst zum BACKSTREET BOYS Cover „Wir Ham Ne Party“, das schon aus allen Kehlen mitgeträllert wurde. Da verkündete auch Vito schon, dass er für „Ein Guter Tag Zum Sterben“ die Hilfe der Crowd brauche, da er sich an den Text gar nicht mehr erinnere, weil er den sowieso nie selber singen müsse. Gesagt, getan. Dann gab´s noch allerlei Blödeleien zwischen Vito und Hannes, sowie eine Challenge, bei der man mit einem Schlauchboot über die Crowd zum Mischpult und zurück zur Stage kommen musste. Zwei Recken wurden schnell gefunden und der Gewinner bekam zwei Tickets für ein Konzert seiner Wahl. Gegen Ende begeisterte noch „Verteidiger Des Wahren Blödsinns“ das natürlich auch lautstark mitgeschmettert wurde, ehe „Ein Fest“ die wohl rosaste Band der Welt wieder verabschiedete. Nach so viel Klamauk, brauchten wir aber erst mal ein weiteres Bierchen und guten alten Death Metal.






Setlist J.B.O.:

Alles Nur Geklaut
I Don´t Like Metal
Bolle
Du Hast Dein Smartphone Vergessen
Geh Mer Halt Zu Slayer
Gänseblümchen
Wir Ham Ne Party
Ein Guter Tag Zum Sterben
Mei Alde Is Im Playboy Drin
Verteidiger Des Blödsinns
Ein Fest

Na gut, so alt ist der (Melodic) Death Metal von NIGHT IN GALES auch nicht, doch der kurze Besuch bei der deutschen Formation, die mit „The Last Sunset“ erst kürzlich ein ziemliches Brett nachlegte, pustete uns den Blödsinn von zuvor gleich gehörig aus der Birne. Die Truppe agierte tight, motiviert und professionell auf der Camel Stage und ließ den Fans eigentlich keine Wünsche offen. Dementsprechend versammelten sich auch einige Metalheads vor der kleinen Bühne und feierten mit NIGHT IN GALES so einige Kracher, Klassiker und neue Tracks. Fronter Christian Müller wusste zudem wie man die Fans bei Laune hält, machte immer wieder charismatische Ansagen und haute ziemlich derbe Growls raus, die auch live ihre Wirkung nicht verfehlen. Alles in allem ein mehr als gelungener, aber ziemlich kurzer Auftritt der Herren aus Deutschland.





Etwas später erwarteten wir auf der gleichen Stage die Exoten des Jahres. GYZE aus Japan, diese waren zwar schon vor zwei Jahren am Summer Breeze zugegen, gingen aber leider irgendwie an mir vorbei, denn der fulminante Auftritt mit einem Mix aus CHILDREN OF BODOM und DRAGONFORCE wusste zu überzeugen. Das Trio in abgefahrenem Outfit und teils Gesichtsbemalung zog die Fans sofort in den Bann. Wie Sänger und Gitarrist Ryoji gleichzeitig solche virtuosen Riffs, Soli und weitere Spielereien auf seiner Gitarre raushauen und auch noch screamen kann, wird sich mir wohl nie erklären, noch dazu wo er zwischendurch den Alleinunterhalter mimen musste, da Basser Aurta so manch technisches Problem hatte und kurzzeitig gar nicht zu hören war. Nachdem das gefixt wurde, war aber alles in bester Ordnung und die Songs der bisherigen Alben sowie der neuen Single „The Rising Dragon“ animierten die Fans mitzufeiern, zu moshen und auch zu staunen, denn was GYZE hier ablieferten, war fett und sehenswert. Da verwunderte es auch nicht, dass die Camel Stage fast an die Grenzen ihrer Kapazität kam und bis hinten Bewegung zu vermerken war. Der nächste Auftritt wird wohl zumindest auf der T-Stage stattfinden, traue ich mir zu prophezeien.





Setlist GYZE:

Dragon Calling
Japanese Elegy
The Rising Dragon
Final Revenge
Desire

Die Band auf die ich mich im Vorfeld am meisten freute, war definitiv BEARTOOTH, was zum einen an dem genialen, ausverkauften und verdammt intensiven Gig in Wien vor einiger Zeti lag, zum anderen aber auch an den beiden großartigen und herrlich frischen Postcore-Alben, die es bisher gibt. Zudem kann ich schon so viel zum dritten Album „Disease“ sagen – Achtung Spoiler Alarm – das Teil ist geil! Caleb Shomo, der einst für ATTACK! ATTACK! sang, und seine Truppe enterten die Bühne und durften auf einen ziemlich gefüllten Platz vor der T-Stage blicken und gingen sofort in die Vollen. „The Lines“ und „Beaten In Lips“ eignen sich nicht nur perfekt zum Moshen, Circlen und Crowdsurfen, sondern bohrten sich auch unverschämt in die Gehörgänge. Dumm nur, dass genau jetzt die lange erhoffte Abkühlung in Form eines dicken Regengusses kommen sollte. Caleb war´s egal, denn der stellte sich bewusst an den Bühnenrand zur Abkühlung, während die Fans auch wohl dachten – scheiß drauf! – denn da hätten auch dicke Hagelkörner fallen können, kaum einer räumte das Feld, man schmiss nur einen Poncho über (oder auch nicht) oder verschanzte sich mit Blick auf die Bühne unter einem der raren Imbissstände. Der Rest feierte einfach weiter BEARTOOTH ab, als würde nur ein laues Lüftchen gehen. Das aber nicht grundlos, denn die Truppe zog eine Performance ab, die ihresgleichen suchte.

Die neuen Tracks, die es teils online schon zu hören gibt, wie „Infection“, „Disease“ oder das heftige „Bad Listener“ wurden wunderbar aufgenommen, am meisten ging es jedoch bei „Aggressive“ und „Hated“ vom letzten Werk und dem finalen „In Between“ rund. Viel zu schnell verfolgen die 45 Minuten und klitschnass, egal ob vom Regen oder Schweiß, verabschiedete man sich von den Amis und hofft auf ein baldiges Wiedersehen.





Setlist BEARTOOTH:

The Lines
Beaten in Lips
Infection
Sick Of Me
Bad Listener
Aggressive
Hated
Disease
Body Bag
In Between


Ein weiteres Highlight und eine Band, die man bei uns noch nie live erleben durfte, war im Anschluss gleich ALIEN WEAPONRY, denn die blutjungen Herren aus Neuseeland, besuchten uns zum ersten Mal und das mit einen gewaltig starken und tiefgründigen Debüt im Gepäck. Ich sage gerne, dass ALIEN WEAPONRY für ihre Heimat irgendwie das sind, was SEPULTURA einst für Brasilien war. Mit fett groovendem Metal beackerten die drei 15 bis 17-jährigen musikalisch und lyrisch die Wurzeln von Neuseeland und dementsprechend der Maori. Das hörte man auch sofort im Intro zu „PC Bro“, ehe „Holding My Breath“ etwas moderner und eingängiger rausgeballert wurde. Schon jetzt merkt man die Erfahrung der Band, denn AW spielen bereits seit 8 (!) Jahren zusammen und fühlen sich auch auf der Bühne sichtlich wohl. Bewegungsfreudig und mit guter Performance spielten sich die Jungs mühelos in die Herzen der abgehenden Fans vor der Camel Stage. Gänsehaut gabs für Fans der NZ-Rugby Mannschaft, denn beim abschließenden „Ru Ana Te Whenua“ stimmten die drei noch den berühmten Mario-Kriegstanz namens Haka – wenn auch ohne dem Tanz selbst – an. Das kurze Set hatte es in sich und zeigt schon jetzt das enorme Potential dieses Trios, das unbedingt im Auge behalten werden sollte. Holt euch das Debüt „Tu“ oder versucht ALIEN WEAPONRY live zu erleben. Es lohnt sich!





Setlist ALIEN WEAPONRY:

PC Bro
Holding My Breath
Kai Tangata
Whispers
Raupatu
Ru Ana Te Whenua

Gleich danach ballerten AT THE GATES mit fettem Old-School Göteborg-Death Metal aus allen Rohren. Die Legende zeigte sich ebenso wie kürzlich am Tuska überaus solide, brutal und hatte mit Klassikern wie „Slaughter Of The Soul“ oder „Blinded By Fear“ ebenso wie mit neueren Krachern vom aktuellen Album „To Drink From The Night Itself“ die Menge bestens im Griff, vor allem da sich Tompa, der krächzte und brüllte was das Zeug hielt, reichlich mühe gab, die Meute bei Laune zu halten.

Da konnten die letzten Minuten, der wie ich immer wieder finde, live verdammt emotionslos und steif wirkenden TRIVIUM bei mir echt nichts mehr holen. Auch wenn sich Matt Heafy und seine Truppe reichlich Mühe gaben und auch tausende Fans vor der Mainstage jubelten und mitsangen, in diesem Jahr hatten die kleinen Stages die Herzen einfach besser erobert.

Während auf der T-Stage MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFN zum dritten Jahr in Folge tausende lustige Piraten vor die Stage zogen, was mir immer noch unbegreiflich ist, da die Spaßtruppe eigentlich nichts mit Rock, Metal oder gar Stromgitarren zu tun hat, doch irgendwas muss da anscheinend dran sein. Wir widmeten uns lieber wieder der Mainstage und dem nächsten Headliner. Aber was soll ich noch großartig zu ARCH ENEMY sagen. Schon zum vierten Male in diesem Jahr, sicher schon zum achten Male mit Alyssa am Micro und generell schon weit über zehnmal erlebt, haben die Schweden sowieso noch nie enttäuscht. Und scheiße nochmal, die wissen halt einfach, wie man eine Headlinershow abzieht. Zwar gab es die selbe Setlist, die selbe fette Licht- und Pyroshow wie schon am Tuska und Masters Of Rock, und auch die selbe Intensität und Bewegungsfreude mit der Michael Amott, Alyssa und der Rest er Crew zu Werke gingen. Einziger Unterschied war, dass überraschenderweise Jeff Loomis fehlte. Wie sich herausstellte, sollte er zu Hause geblieben sein, da es in der Familie positive Neuigkeiten gibt. Kurzum hat sich also ein gewisser Joey Conception die Songs eingehämmert, so dass man auch da keinen Unterschied merkte, denn auch beim finalen Soli, glänzte der Mann ebenso wie Jeff. Kurzum: Wieder grandios dieser Auftritt.





Setlist ARCH ENEMY:

(Set Flame To The Night)
The World Is Yours
Ravenous
War Eternal
My Apocalypse
The Race
You Will Know My Name
Bloodstained Cross
Intermezzo Liberté
The Eagle Flies Alone
First Day in Hell
(Saturnine)
As the Pages Burn
Dead Bury Their Dead
We Will Rise
-
Avalanche
Guitar Solo Joey
(Snow Bound)
Nemesis
(Fields of Desolation)
(Enter the Machine)


Danach ging es auch bald wieder retour zur T-Stage, bei der SICK OF IT ALL eine mächtige und brutale Hardcore-Party abfeierten. Der Name ist sowieso Programm und wer die Amis schon mal erleben durfte, der weiß was es hier an Energie zu verarbeiten gibt. Und die Legenden um die Herren Koller ließen wirklich nichts anbrennen, ballerte man doch in einer guten Stunde 20 Tracks raus. Überraschend, dass die New Yorker HC-Institution es bisher noch nicht aufs Breeze geschafft hat, aber umso energischer gingen diese zu Werke und auch die Zuschauer, holten die Ellbogen raus und agierten wie verrückt zu dieser mitternächtlichen Stunde. Schweiß, und vielleicht auch etwas Blut und Tränen, waren trotz der heutigen Abkühlung immer noch Programm und so powerte man sich nochmal richtig zu fetten Krachern aus den Staaten aus. So soll es auch sein!





Das restliche Programm bestand an diesem Abend aus den atmosphärischen ALCEST, den motivierten Pagan-Epic Metallern TURISAS, die am Masters Of Rock schon eine Menge Spaß und Freude verbreiteten und natürlich aus SATAYRICON, die wir aber aufgrund der Überschneidungen leider nur von der Ferne zu Gehör bekamen. Zudem gab es noch nach 02:00 Uhr morgens mit HARAKIRY FOR THE SKY eine Bereicherung aus Österreich für das Festival. Ein ereignisreicher und anstrengender Tag ging zu Ende und wir freuten uns bereits auf das diesjährige Finale.


FOTOS + E-CARDS
www.summer-breeze.de

maxomer
Weitere Beiträge von maxomer


Zurück

Beitrag vom 28.08.2018
War dieser Bericht
interessant?

352 Stimme(n)
Durchschnitt: 5.34
Diesen Beitrag bewerten:
  
Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: