MASTERS OF ROCK 2018: HELLOWEEN   ARCH ENEMY   AMORPHIS   TURISAS   AVATARIUM   NOCTURNAL RITES   SHAKRA  
12.07.2018 @ Areál likérky Jelínek

Erst zur Mittagszeit bequemten wir uns am zweiten Tag auf das heiße Festivalgelände und verpassten somit die schon um 10 Uhr spielenden THE NEW ROSES, die sich wohl auch einen etwas späteren Termin wünschten. Auch die nachfolgenden Bands aus dem Land des Veranstalters wollten uns noch nicht aus den Federn reißen und so war man ausgeruht für die Schweizer SHAKRA, die sich bisher noch nie nach Vizovice verirrten.

Die Eidgenossen, die schon seit Anfang der 80er gemeinsam musizieren, konnten in der brütenden Hitze eine ganz ansehnliche Schar vor die Bühne locken. Der Stil liegt irgendwo zwischen KROKUS und GOTTHARD, erdiger geradliniger Hardrock, der unseren Nachbarn anscheinend im Blut liegt. Sänger Mark Fox, der seit 2015 wieder zurück bei SHAKRA ist, erwischte stimmlich einen guten Tag, wirkte sympathisch und harmonierte ausgezeichnet mit den drei Gründungsmitgliedern Thomas Blunier an der Leadgitarre, Thomas Muster an der Rhythmusgitarre und Roger Tanner am Schlagzeug. Vervollständigt wird die Truppe von Bassist Dominik Pfister. Die Hits „Rising High“ und „High Noon“, die in der Heimat durchaus beachtliche Chart-Erfolge feiern durften waren auch an diesem Tag die großen Abräumer. Die knapp 50 Minuten vergingen wie im Flug und die Musiker von SHAKRA hinterließen einen durchaus guten Eindruck um erneut eingeladen zu werden.
[AndyVanHalen]





Weiter ging es mit den wiedervereinten Schweden NOCTURNAL RITES, die auf dem Masters Of Rock dieses Jahr debütierten und gleich richtig gut loslegten. „Before We Waste Away“ vom kürzlich veröffentlichten neuen Werk „Phoenix“ konnte bereits für gute Stimmung sorgen und der Weg quer durch die starke Diskografie war gespickt mit Power Metal Krachern wie „Afterlife“, „New World Messiah“ oder „Shadowland“, die allesamt gut abgefeiert wurden. Frontmann Jonny Lindkvist hatte sichtlich Freude an der Performance und haute immer wieder charmante und geistreiche Ansagen wie „We are just five idiots from Sweden!“ raus und legte ansonsten stimmlich und bewegungstechnisch eine gelungene Performance hin. Zwischendurch ermunterte er die Tschechen, die stellenweise noch etwas verschlafen wirkten, zum Brüllen, woraufhin er diesen empfahl mehr Bier zu trinken, um lauter zu werden. Das Bühnenbild selbst blieb komplett karg, denn auf Backdrop oder sonstigen Schnickschnack wurde komplett verzichtet. Einzig die winzige und etwas merkwürdig wirkende Gitarre von Fredrik Manberg hätte eher zu Guitar Hero gepasst, als auf eine Festival-Bühne und stach somit ins Auge. Aber zumindest konnte ihnen und den Fans der zwischendurch einsetzende Regen nichts anhaben, denn niemand dachte auch nur im geringsten daran, den Platz vor der Bühne zu räumen. NOCTURANAL RITES schadete diese zehnjährige Pause definitiv nicht, denn sie lieferten einen gelungene Auftritt, der ihnen hoffentlich die längst überfällige Anerkennung bescheren wird.
[maxomer]





Setlist NOCTURNAL RITES:

Before We Waste Away
Call Of The Wild
Still Alive
New World Messiah
Afterlife
Shadowland
Repent My Sin
A Heart Black As Coal
Fools Never Die


Abwechslungsreich ging es weiter. Nach Power Metal Hymnen, sollte nun schwermütiger Doom von AVATARIUM folgen. Generell ist Schweden am diesjährigen MoR wieder breit aufgestellt, denn ARCH ENMY sollten beispielsweise an dem Tag auch noch folgen, aber mit Jennie-Ann Smith und ihrer Truppe haben die Veranstalter wieder ein gutes Händchen bewiesen. Die Band legte sofort grandios mit verdammt dichter Atmosphäre los. Nach ein paar Minuten genialem Doom-Riffing stolzierte Jennie-Ann grazil und mit einer unglaublichen Ausstrahlung in Richtung Micro und erhob ihre mächtige Stimme zum fast majestätischen „Into The Fire / Into The Storm“ und schon schmolzen alle dahin. Nach der ersten Viertelstunde hatten die Schweden absolut jeden Besucher fest in ihrem Bann und setzten sofort mit dem Übertrack „Pearls & Coffins“, zu dem die Sängerin selbst auch zur (Akustik)-Gitarre griff, gekonnt nach. Gänsehaut pur! Danach durfte natürlich mit „Girl With The Raven Mask“ auch etwas gerockt werden, ehe es wieder tonnenschwer wurde. Zwar thronte Miss Smith mit ihrer Stimme über allem, doch der von der klassischen Rock-Orgel dominierte Sound, ließ jeden der Mitglieder immer mal wieder auftrumpfen, aber auch die eindringlichen Riffs und Soli von Mastermind Marcus Jidell frästen sich in unsere Köpfe. Dass die Band absolut alles gab, sah man nicht nur an der gelungenen Performance der Truppe, sondern auch daran, dass die Sängerin bereits nach dem ersten überlangen Song etwas aus der Puste war und so die Ansage etwas stockten, was die Truppe aber nicht davon abhielt noch einmal mehr Schub zu geben. Im Finale mit „Moonhorse“, für das wieder die Akustik-Gitarre zum Einsatz kam, war nochmal Gänsehaut garantiert und so beendeten die Schweden ein intensives und mit Highlights gefülltes Set, das nach einer baldigen Wiederholung verlangt. AVATARIUM waren trotz ihres guten Rufs, der ihnen vorauseilt eine große Überraschung.
[maxomer]





Setlist AVATARIUM:

Into The Fire / Into The Storm
Avatarium
Pearls & Coffins
Girl With The Raven Mask
The Sky At The Bottom Of The Sea
Medusa Child
Moonhorse


Nach so viel weiblicher Coolness und Sexappeal war es wieder Zeit für eine Prise Testosteron und wer würde da besser passen als die im Mad Max Style gekleideten TURISAS aus Finnland. Somit ein weiterer Debütant am diesjährigen Masters Of Rock, was für die Veranstalter spricht, die jedes Jahr versuchen für Abwechslung zu sorgen. "Konstant" wird bei den Nordländern eher klein geschrieben, wenn man auf die Bandhistorie blickt, nur Sänger Mathias „Warlord“ Nygård und Gitarrist Jussi Wickström sind seit dem Gründungsjahr 1997 an Bord. Beim Rest ist ein Kommen und Gehen, doch live merkte man den Musikern nichts an und TURISAS wurden von Anfang bis Ende abgefeiert, was mit Hits wie „Hunting Pirates“ oder „Battle Metal“ ein leichtes Spiel ist. Das Publikum war sehr textsicher und feierte vielleicht aufgrund der bisherigen Abstinenz der Finnen umso mehr ab. Fronter Warlord in seiner Endzeitrobe nutze jeden Zentimeter der Bühne voll und ganz aus, animierte und brüllte seine Nummern nur so raus. Highlight war wie zu erwarten der wohl bekannteste Hit der Formation, „Stand Up And Fight“, vom gleichnamigen Album aus 2011, der live noch wuchtiger daher kommt wie auf Scheibe. Zum Abschluss, nach feurigen 60 Minuten, schoss man noch schnell das BONEY M Cover „Rasputin“ raus, um die Leute gut gelaunt und ausgepowert zu entlassen aber nur um es nun mit ARCH ENEMY eine Spur härter anzugehen.
[AndyVanHalen]

Setlist TURISAS:

The March Of The Varangian Guard
A Portage To The Unknown
To Holmgard And Beyond
We Ride Together
Hunting Pirates
In The Court Of Jarisleif
Sahti-Waari
Battle Metal
Stand Up And Fight
Rasputin (BBONEY M.)


ARCH ENEMY, die Dritte! Die Schweden sind zurzeit fleißig unterwegs, wie keine andere Band. Erst im Linzer Posthof, vor wenigen Wochen auf dem Tuska, jetzt am Masters und im August dann auch nochmal am Summer Breeze. Ein Vorbeikommen ist als fleißiger Festivalbesucher fast nicht möglich, das macht aber absolut nichts, denn überraschenderweise legte Michael Amotts Truppe hier die beste Performance der bisher drei gesehenen Auftritte hin. Zwar zog man exakt die gleiche Show wie in Finnland ab, doch irgendwie ging hier die Energie besser auf die Fans über, denn die Stimmung war bereits nach wenigen Songs wirklich am Kochen, was aber nicht nur an den siedend heißen Pyros lag, sondern einfach daran, dass ARCH ENEMY live immer noch eine Macht sind und diesmal nicht wie in Finnland in der prallen Sonne stehen mussten. Das schicke Backdrop, das im Verlauf wechselte und die dazugehörige Lichtshow waren schon ein Augenschmaus, aber auch die Bewegungsfreude der Truppe ist immer wieder ein Traum. Alyssa stürmte von Seite zu Seite, bestieg immer wieder das Drum-Plateau und brüllte sich gekonnt die Seele aus dem Leib. Zudem wirkte die Kandierin etwas mehr gestyled als sonst, was vielleicht daran lag, dass hier einige Kameras mitfilmten.





Ansagen gab es kaum, dafür ein fettes Hitfeuerwerk mit typischen Live-Krachern der Marke „War Eternal“, „Ravenous“ oder den Klassiker „Dead Eyes See No Future“. Nach dem immer wieder gern gehörten „We Will Rise“, das lautstark mitgebrüllt wurde, verabschiedete man sich kurz, hatte aber noch ein Zugabeset mit weiteren Hits und ein paar Instrumentalen in petto. Da durfte Jeff Loomis sein Können an der Gitarre nochmal separat zeigen und der wohl größte Hit „Nemesis“ beendete die grandiose und intensive Show, ehe man sich zum Outro ausgiebig von den Fans verabschiedete. ARCH ENEMY kamen, sahen und siegten einmal mehr.
[maxomer]





Setlist ARCH ENEMY:

(Set Flame To The Night)
The World Is Yours
Ravenous
War Eternal
My Apocalypse
The Race
Blood On Your Hands
You Will Know My Name
Bloodstained Cross
Intermezzo Liberté
Dead Eyes See No Future
The Eagle Flies Alone
First Day In Hell
(Saturnine)
As The Pages Burn
Dead Bury Their Dead
We Will Rise
-
Avalanche
Guitar Solo
Snow Bound
Nemesis
Fields Of Desolation
(Enter The Machine)

So richtig glauben kann ich das Ganze noch immer nicht, auch wenn ich die komplette 3-Stunden Show schon erleben durfte und auch hier wieder HELLOWEEN im quasi erweiterten Original-LineUp vor mir auf der Bühne hatte, dass die Legende so in dieser Form wirklich nach so vielen Jahren zusammengefunden hat. Das gelungene Bühnenbild ließ die Truppe schon mit Spannung erwarten und es sollte nicht lange dauern, bis die ersten Töne und dann die Rufe: "Masquerade, Masquerade. Grab your mask and don´t be late!", zum legendären, überlangen Track „Halloween“ ertönten und schon war die Welt wieder in Ordnung, sowie die Stimmung am explodieren. Alles brüllte mit, feierte mit ihren Helden und freute sich über die grandiose Darbietung von Michael Kiske, der stimmlich mal wieder alles gab. Auch Deris war gut bei Stimme und Laune und so flogen schon die ersten Gesangsduelle hin und her. HELLOWEEN ließen aber nichts anbrennen, sparten sich hier im kürzeren Set längere Späßchen, Ansagen und die Comics, die bei der Hallentour noch im Hintergrund liefen, sondern feuerten sofort den nächsten Hit raus. „Dr. Stein“ wurde auch gemeinsam intoniert, ehe Kiske „I´m Alive“ und Deris seine „Are You Metal?“ und „Perfect Gentleman“ alleine performen durften. Dann war aber Kai Hansen dran, und der fragte kurz ob noch jemand das Zeug aus den 80ern kennt, wo beim German Speed Metal noch geschrien, statt gesungen wurde und schon ging es weiter mit einem ausufernden „Walls Of Jericho“ Medley, zu dem die ersten schon heiser wurden. „Heavy Metal (Is The Law)“ wurde aber dann komplett gespielt und ebenso laut mitgebrüllt. Danach musste alles wieder etwas runterkommen, wozu sich „If I Could Fly“ natürlich bestens eignete.





Auf der Bühne war auch wieder eine Menge los, denn Großkopf hüpfte, grinste und zog Grimassen wie immer, Kai, Gerstner und Weikath (der stets eine Zigarette in der Hand hielt) posierten beim Riffen immer wieder mal miteinander und zeigten, dass sie eine riesen Freude auf der Bühne hatten und auch gerne miteinander witzelten. Obwohl man hier „nur“ zwei Stunden Zeit hatte um alle wichtigen Klassiker abzuarbeiten, fand ich es sehr cool, dass man auch den neuen Song „Pumpkins United“ ins Programm aufnahm, da dieser alle drei stimmen verbindet und das Zeug zum Klassiker hat. Die Herren wechselten sich dann wieder munter ab, während man bei „How Many Tears“ wieder zusammenhalf und dann schon quasi das Finale mit den großen Hits „Future World“, eine Kurzversion von „Keeper Of The Seven Keys“, „Eagle Fly Free“ und natürlich die Gutelaune-Nummer schlechthin, „I Want Out“, abfeuerte. Dazu flogen tonnenweise Konfetti und riesige Ballons über die Menge hinweg, bzw. wurden herumgeschubst. Was für ein Auftritt. HELLOWEEN haben mit dieser Reunion absolut das richtige getan, lieferten eine geniale Performance und es bleibt jetzt wirklich spannend, was die Hamburger als nächstes vorhaben. Aber egal was, wir sind dabei!
[maxomer]





Setlist HELLOWEEN:

Helloween
Dr. Stein
I´m Alive
Are You Metal?
Perfect Gentleman
Starlight / Ride The Sky / Judas
Heavy Metal (Is The Law)
If I Could Fly
Pumpkins United
Drum SOlo
Livin´ Ain´t No Crime
A Little Time
March Of Time
Sole Survivor
Power
How Many Tears
(Invitation)
Eagle Fly Free
Keeper Of The Seven Keys
-
Future World
I Want Out


Nach zwei so energischen Bands hatten es AMORPHIS echt nicht leicht, doch die Finnen zogen ihr Ding durch wie es sich gehörte. Zahlreiche Hymen aus der Diskografie sorgten für die späte und mittlerweile echt kalte Stunde, für dichte Atmosphäre und großartige Momente. „Golden Elk“ vom aktuellen Werk gefiel ebenso wie Klassiker und Hits der Marke „Bad Blood“, „House Of Sleep“ oder „Sacrifice“, die Tomi stimmlich perfekt intonierte. Egal ob seine Growls oder gefühlvollen Vocals, hier saß einfach alles. Auch der Sound, der sowieso schon den ganzen Tag glasklar war, tat sei Übriges dazu, dass Tomi, der ohne seine extrem langen und immer wieder rotierenden Dreads etwas weniger spannend anzusehen war, konnte man diesen Abschlussact als absolut gelungen bezeichnen. So harrten nicht wenige Fans bis 02:00 Uhr morgens vor der Bühne aus und feierten mit den Finnen diese eiskalte Nacht.
[maxomer]





Setlist AMORPHIS:

The Bee
Golden Elk
Sacrifice
Silver Bride
Bad Blood
Wrong Direction
Heart Of The Giant
Against Widows
The Castaway
Daughter Of Hate
Death Of A King
House Of Sleep

Um 02:00 Uhr morgens entließ das Festival wie gehabt die Zuschauer ihrem Schicksal der restlichen Nacht. Ein paar Schnäpse konnten noch am Sliwo-Stand geleert, das eine oder andere Bier konsumiert oder einfach der müde Körper ins Bett oder Zelt gebracht werden. Letzteres war sicher die klügste Entscheidung, da noch zwei lange Tage bevorstanden.


FOTOS + E-CARDS
www.mastersofrock.cz

maxomer
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Beitrag vom 23.07.2018
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