TUSKA 2018: PARKWAY DRIVE   CLUTCH   EUROPE   GRAVE PLEASURES   IHSAHN   STICK TO YOUR GUNS  
30.06.2018 @ Suvilahti, Helsinki

Am letzten Tag pilgerten wir schon recht früh auf das Gelände in Suvilahti, denn auf Empfehlung eines Kollegen wollten wir uns STICK TO YOUR GUNS nicht entgehen lassen, und das sollte sich im Nachhinein definitiv lohnen.

Die Amerikaner sind wahre Energiebündel, was man schon daran erkannte, dass Frontmann Jesse Barnett schon nach dem ersten Song sein Langarmshirt zur Hälfte durchgeschwitzt hatte. Bei dem Einsatz, den er zeigte, brauche ich euch nicht erzählen, wie seine Kleidung gegen Ende der Show aussah, nämlich ähnlich wie sein Rauschebart, mit dem man mühelos hätte Geschirr waschen können. Aber auch die Kollegen gingen ab wie Sau zu eingängigen und oftmals melodischen Hardcore-Krachern der Marke „Nobody“, „We Still Believe“ oder „Amber“, die stets zum Abgehen, Moshen, aber auch Mitsingen anregten, denn Jesse hat nicht nur ein fettes, aggressives Organ, sondern weiß auch in den cleanen Passagen zu überzeugen. Zwischen den Songs gab es immer wieder tiefgründige Ansagen, die für das Genre nicht untypisch sind und vorrangig um Nächstenliebe, Freundschaft und Zusammenhalt handelten. STICK TO YOUR GUNS lieferten alles in allem eine sehenswerte, schweißtreibende und sympathische Show, die sicher alle im Zelt mühelos wachgerüttelt hat. Gerne wieder.
[maxomer]





Setlist STICK TO YUR GUNS:

The Sun, The Moon, The Truth (Penance Of Self)
Nobody
Such Pain
Married To The Noise
What Choice Did You Give Us?
We Still Believe
The Reach For Me (Forgiveness Of Self)
Empty Heads
Amber
Nothing You Can Do To Me
You Are Free
Doomed By You
Against Them All

Danach war es an der Zeit für den zweiten Einsatz des norwegischen Multiinstrumentalisten IHSAHN, diesmal aber mit seinem gleichnamigen Soloprojekt. Schnörkellos stieg man mit dem Einstiegstrack "Lend Me The Eyes Of Millenia" vom aktuellen Album "Amr" ins Set und ließ ein Gewitter auf das Publikum hereinbrechen, das aber immer wieder mit melodischeren Gitarren- oder Keyboard-Parts aufgelockert wurde. Sympathisch und absolut nahbar reagierte der Fronter, dessen eigentlicher Name Vegard Sverre Tveitan lautet und angeblich als Musiklehrer jobbt, als Probleme mit dem Schlagzeug auftauchten und behoben werden mussten und er offensichtlich besorgt mehrmals beim Drummer nachfragte, ob alles okay ginge und sogar selber hand anlegte. Manchmal einlullend und dann wieder orkanartig über einen hereinbrechend wechselten sich die oft progressiven Passagen ab und verleiteten immer wieder dazu, die Augen zu schließen. Und als der Track "My Heart Is Of The North" passend von IHSAHN mit "I travel all over the world! But my heart is always in the North!" angekündigt wurde, muss ich ganz ehrlich zugeben, dass mein kleines mitteleuropäische Herz in dem Moment auch eindeutig ein Stückchen näher Richtung Norden gerutscht ist!
[Catrine]





Setlist IHSAHN:

Lend Me The Eyes Of Millenia
Arcana Imperii
Sámr
Until I Too Dissolve
Mass Darkness
The Paranoid
My Heart Is Of The North
Pulse
Frozen Lakes On Mars
A Grave Inversed

Im Anschluss wurden wir dann wieder aus der Trance gerissen, ging es ja sofort weiter zur Hallenbühne. Dort spielten die finnischen Post Punker GRAVE PLEASURES, auch bekannt unter dem Namen BEASTMILK, unter dem sie früher ihr Unwesen trieben, auf. Energiegeladen machte sich die fünfköpfige Truppe ans Werk und Sänger Mat "Kvohst" McNerney, mit seinem Freddy Mercury-Gedächtnis-Schnäuzer, versuchte wild am Bühnenrand werkelnd, das Publikum auf seine Seite zu ziehen. In puncto Beweglichkeit standen ihm die beiden Gitarristen Juho und Aleksi in nichts nach und bei Tracks wie "Be My Hiroshima" oder "Joy Through Death" ging auch die Menge vor der Bühne gut mit und feierten mit den Punkern.
[Catrine]

Mit den Classic Rock Veteranen EUROPE hatte man am letzten Tag die dienstälteste Band des Festivals am Start; und nicht wenige Musiker wagten sich für die Legende auf das Gelände, um den Hits der Schweden zu lauschen. EUROPE sind trotz ihres Alters nun umtriebiger denn je und immer noch fleißig auf „Walk The Earth“ Tour. Wer EUROPE in den letzten Jahren gesehen hat, weiß was ihn erwartet – nämlich Hard und Classic Rock vom feinsten, perfekt intoniert und mit einer von zahlreichen Hits gespickte Setlist. Der neue Gänsehaut-Titeltrack des Albums und der Tour eröffnete gleich souverän und zeigte eine ausgelassene, entspannte, aber immer noch energiegeladene Band. Allem voran mimte Joey Tempest den Entertainer, der mit Sonnenbrille noch umso gelassener wirkte, stimmlich aber top wie eh und je war und demnach die Sache mehr als ernst nahm. Zwischendurch suchte er auf den Monitorboxen auch Fannähe und ärgerte kurz einen der Securitys, der aber dabei keine Mine verzoge. Es folgten weitere Klassiker und Hits wie der geniale Rocker „Rock The Night“, das energische „Scream Of Anger“ oder das episch und gefeierte „Last Look At Eden“. Nach noch weiteren Krachern aus diversen Epochen, die nun schon fast 40 Jahre am Bucken haben, haute man den unvermeidlichen Überhit der Band raus. Als Mic Michaeli die legendäre Keyboard-Töne auch nur anspielte, explodierte das Festival förmlich, denn auch fernab in der Bierarea, hörte man lautstarken Jubel und Gekreische, überall sah man Metalheads tanzen, mitdüdeln und mit voller Kehle mitsingen. Somit hatten EUROPE einmal mehr alles richtig gemacht und ebneten den Weg für das Finale dieses außergewöhnlichen und abwechslungsreichen Festivals.
[maxomer]





Setlist EUROPE:

Walk The Earth
The Siege
Scream Of Anger
(Prelude)
Last Look At Eden
Firebox
Sign Of The Times
War Of Kings
Hole In My Pocket
Superstitious
Cherokee
The Final Countdown


Auch am finalen Tag wurde akribisch auf Abwechslung geachtet und so durften sich als letzter Act im Zelt die Stoner Rocker CLUTCH die Ehre geben. Neil Fallon und seine Jungs sind ebenfalls für energiegeladene Shows bekannt und gaben von der ersten bis zur letzten Sekunde alles. Mit einer neuen Platte in der Pipe, zeigte man sich gleich noch motivierter. Zum Opener „X-Ray Visions“, der schon als erster Song vom aktuellen Album „Psychic Warfare“ perfekt funktionierte, spurtete Neil bis über beide Ohren grinsend auf die Bretter, interagierte sogleich mit den Fans und lieferte sowohl physisch als auch stimmlich eine perfekte Performance ab. Seine Kollegen gingen es zwar etwas gemütlicher an, doch die Stimmung übertrug sich sofort auf die Fans, die lautstark mitbrüllten und sowohl neueres Material als auch Klassiker der Stoner Rocker abfeierten. Zwischendurch schob man auch ruhigere Songs ein, überzeugte mit einem Mundharmonika Solo und band die nicht müde werden wollenden Zuschauer auch immer wieder ein. Gelungene Percussion von Jean-Paul Gaster, kurze Jamsessions und die Tatsache, dass auch Neil für eine fettere Soundwand immer wieder zur Gitarre griff, aber nie vergaß hinter seinem Rauschebart hervor zu grinsen, rundeten diese fette Show dann nochmal ab. Dass die Herren so viel Spaß auf dem Festival hatten, bewiesen diese noch mit der spontanen und ungeplanten Zugabe "D.C. Sound Attack", die man nach zahlreichen "We want more!" Rufen aus dem Ärmel schüttelte. Verdammt sympathisch!
[maxomer]





Setlist CLUTCH:

X-Ray Visions
Firebirds!
Crucial Velocity
Gimme The Keys
How To Shake Hands
A Quick Death In Texas
Earth Rocker
Sucker For The Witch
Hot Bottom Feeder
The Face
In Walks Barbarella
Electric Worry
The Mob Goes Wild
D.C. Sound Attack!


Finaler Headliner der drei Tage Tuska Festival in Helsinki waren, wie auf vielen Festivals aktuell in Europa, die Australier PARKWAY DRIVE. Gerade noch auf Frühlingstour in Nordamerika mit ihren Kollegen STICK TO YOUR GUNS und BAD OMENS, erschien im Mai ihr aktuelles Album "Reverence", und schlug wieder ein wie eine Granate. Vor der Bühne ließ sich deutlich eine Splittung in deutlich jüngeres Publikum direkt vor der Bühne und das ältere Publikum mit etwas mehr Abstand, erkennen.

Spannend gestalteten die Metalcore´ler auch schon den Beginn der Show, als beim dröhnenden Intro gleich ein paar CO2 Böller auf der Bühne losgingen und die Meute, die sich schon vor der Bühne in Circlepit-Aufstellung brachten, immer nervöser herumtigern ließ. Aber sobald die Truppe mit den ersten Takten von "Wishing Wells" loslegten, kam auch brachiale Bewegung ins Publikum und es wurde gemosht, was das Zeug hielt. Und ob der energischen Bühnenpräsenz von Fronter Winsten sowie seinen Mitstreitern an Gitarren und Bass, kam man auch als Nicht-Anhänger nicht umhin, mitzugehen, auch wenn es besser war, sich eher im hinteren Publikumsbereich aufzuhalten.





Den Australiern machte auch offensichtlich der Blick in die Sonne etwas zu schaffen, aber fast noch irritierender war der starke Wind, der immer wieder die Co2 Kanonen verblies und nahezu effektlos verpuffen ließen und für einige Wortmeldungen von Winston führte. Dafür hatte man aber genügend Pyros im Gepäck und fackelte mit Feuersäulen oder brennenden Stufen auf mehreren Ebenen auf der Bühne herum. In diesem Moment beneideten wir schon fast Besucher anderer Festivals, die PARKWAY DRIVE als Headliner erleben durften, denn PWD hatten sich wohl nicht genug informiert und eine gewaltige Lichtanlage und den Bühnenaufbau und viel Feuer fast umsonst mitgebracht. Außerdem waren links und rechts vom Drummer, weitere Lichteffekte und Pyros angebracht. Das war bei jedem anderen Festival 100%ig beeindruckender, nur nicht hier: in Helsinki, zur Mitternachtssonne.





Gleichzeitig wirkte der Bühnenaufbau rund um den hart arbeitenden Drummer Ben Gordon schon von der Ferne so, als würde man an diesem Abend noch mit ein paar Tricks aufwarten. Und so war es auch, als auf einmal bei der ersten Zugabe "Crushed" das ebenfalls brennende Gestänge sich mitsamt Drums und Drummer zu drehen begann und dieser am Kopf stehend und weiter drehend weiterspielte, während die komplette Bühne in Flammen zu stehen schien. Was für eine Show! Und nachdem nach einem letzten Aufbäumen mit dem Track "Bottom Feeder" mit einem riesen Knaller das PARKWAY DRIVE Banner entrollt wurde und auf die Bühne fiel ging eine absolut Headliner-würdige Show zu Ende!
[Catrine]

Setlist PARKWAY DRIVE:

Wishing Wells
Prey
Vice Grip
Dedicated
Cemetery Bloom
The Void
Idols And Anchors
Karma
Writings On The Wall
Destroyer
Carrion
Absolute Power
Wild Eyes
-
Crushed
Bottom Feeder


Somit fanden wir uns im Treiben der Menschenmassen wieder, die hinaus aus dem Gelände drängten. Wir warfen einen letzten Blick zurück auf das Tuska Festival Banner Banner, schossen noch Erinnerungsfotos wie viele andere und waren wie immer erstaunt und wehmütig, wie schnell doch die drei Tage jedes Mal vorbeigehen.

Wir freuen uns gewaltig auf ein Wiedersehen und sind schon gespannt, mit welchem Lineup Helsinki uns im nächsten Jahr überraschen wird und verbleiben mit den Worten: "Nähdään ensi vuonna!"
[Catrine]


FOTOS + E-CARDS
www.tuska.fi/en

Catrine
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Beitrag vom 18.07.2018
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