DARKTROLL FESTIVAL 2018: THE COMMITTEE   GERNOTSHAGEN   FIRTAN   XIV DARK CENTURIES   SOJOURNER   ODROERIR   APATHIE   MORNIR   WALDTRAENE  
10.05.2018 @ Schweinsburg

Christi Himmelfahrt löst meist die erste große Urlaubswelle aus. Viele fahren Richtung Süden ans Meer, wie ich bei der weiten Anreise nach Sachsen-Anhalt bereits deutlich am Gegenverkehr bemerkte. Mich zieht es bereits seit Jahren in den Norden auf die Schweinsburg, um ein sehr feines Pagan/Black/Folk Metal-Event zu erleben. Damit bin ich aber schon lange nicht mehr die Einzige, und von Jahr zu Jahr früher wird das „Sold Out“ für das Darktroll Festival bekanntgegeben.

Das Darktroll Festival findet in einer wunderschönen Location statt – einer Burgruine auf einem Hügel, von der aus man einen umwerfenden Ausblick hat. Der Turm der Burg ist weithin sichtbar und im Burghof gibt es eine fix aufgebaute Bühne und jede Menge Sitzgelegenheiten, wo man sich auch einmal ein bisschen erholen kann, wenn der Festivaltag zu lange wird, oder auch bequem die dargebotenen Speisen verzehren kann. Für Speis und Trank ist ausreichend gesorgt und wer sich als Abwechslung zum Bier einen Cocktail oder ein Stamperl Pfefferminzlikör (gehört in dieser Gegend einfach dazu) gönnen will, wird ebenso fündig.





Mittlerweile gibt es drei Campingplätze rund um die Burg, um allen Besuchern ausreichend Platz zu bieten, und was im Vergleich zu anderen Festivals sehr angenehm ist, dass die Tickets fürs Campen extra verkauft werden. So muss man als Nicht-Camper nicht dafür zahlen. Allerdings gab es dieses Jahr geänderte Park-Regeln und so war es ein großes Problem, einen Parkplatz in einigermaßen erreichbarer Nähe zu finden. Aber zum Glück waren die Bornstedter relativ großmütig, was die abgestellten Autos betraf, und so fand jeder ein Plätzchen.
Zur Burg hinauf führt entweder eine Treppe, die die Kondition sehr auf die Probe stellt, oder ein etwas weiterer, dafür gar nicht so steiler Weg, den ich wählte.





Schnaufend angekommen vernahm ich erst einmal locker-flockige Musik von einer Hammond-Orgel, aber nachdem an diesem Tag die Schweinsburg auch für viele Männer ein beliebtes Ziel zur Vatertagsfeier war, (wird in Deutschland zu Christi Himmelfahrt gefeiert), durfte man sich darüber nicht wundern. Das einzige echte Problem war an diesem Tag, dass zwar die Konzerte um 14.00 begannen, aber nur eine kleine Ausschank geöffnet war. Da jeder durch die warmen Temperaturen durstig war, bildete sich davor eine lange Schlange, und so musste man etwas Geduld mitbringen.

So viel zum Festival, nun zur Musik. Mittlerweile zementierten WALDTRAENE den Platz als „Donnerstags-Opener" des Dark Troll Festivals. Erneut standen die beiden Thüringer Knöpfchen und Horda zur Eröffnung auf der Bühne, allerdings stand zu dem Zeitpunkt noch das Auto des Hammond-Orgel-Spielers mitten auf dem Platz vor der Bühne, sodass die Fans immer verärgerter auf dieses Hindernis reagierten. Als dieser endlich wegfuhr kam relativ rasch gute Stimmung unter den schon zahlreich erschienenen Leuten auf. Seit Jahren erfreuen WALDTRAENE mit gemütlicher Musik und historischen, aus dem Heidentum stammenden Texten die Hörer. In mittelalterliche Kleider gehüllt und nur mit Gitarre und Flöte konnten WALDTRAENE auch dieses Mal das bereits zahlreich erschienene Publikum begeistern. Man wird sehen, ob die beiden auch im nächsten Jahr die Leute für das Festival auf Touren bringen werden, aber so manche Tradition sollte auch beibehalten werden.





Nur teilweise folkige Klänge gab die nachfolgende Band MORNIR aus Bayern zum Besten, denn hier lag der Fokus eindeutig auf druckvollem Pagan Metal. Offenbar waren viele Fans der Truppe auf diesem Festival, denn nach den ersten Tönen wurde es rasch voll vor der Bühne. Zu den relativ harten Klängen ließen gleich zwei Sänger variantenreichen Gesang ertönen, und als softere Umrahmung gab es noch gelungenes Geigenspiel. Die Leute zeigten sich von Anfang an begeistert, und so mancher bangte auch ordentlich mit. Gegen Ende hin präsentierte man sich dann doch noch von der Folk-Seite, was durch eine langsame Ballade zum Ausdruck gebracht wurde. Man bedankte sich bei den Veranstaltern für die Gelegenheit, bei diesem Festival spielen zu dürfen, und bei den Zuhörern für den starken Support, der sich nach Ende des Gigs auch am Merch-Stand bemerkbar machte.





Deutlich härtere Klänge standen danach auf dem Programm. APATHIE stammen aus dem benachbarten Sachsen und sind seit 2009 in Sachen Black Metal unterwegs. Man startete mit einem sehr bedrohlichen, verstörenden Intro vom Band, während dem die Musiker im blutig verschmierten Corpsepaint Aufstellung nahmen. Darauf folgte kompromissloser Black Metal mit aggressiven Growls, mit dem den zahlreich erschienenen Fans die Ohren durchgeblasen wurden. In weiterer Folge präsentierte man sich deutlich variantenreicher mit ganz kurzen melodischen Einlagen, und das wurde auch von einigen mit kreisenden Mähnen begleitet. Überhaupt zeigten sich die Leute schwer begeistert. Black Metal bei Tageslicht ist immer ein Problem, aber APATHIE schafften es dennoch, eine betont düstere Atmosphäre zu schaffen, die viele vollauf genossen.





Den totalen Gegensatz stellte die nächste Band dar. Die Thüringer ODROERIR stehen an und für sich für intensiven Folk Metal, entschieden sich jedoch für den Gig am Darktroll Festival für eine Akustik-Show, nachdem das neue Album „Das Erbe Unserer Ahnen“ sehr mystisch geraten ist. Dafür verstärkten sie sich mit den beiden Musikern von WALDTRAENE und dem Sänger von FIMBULVET, wodurch acht Leute auf fellbelegten Bänken auf der Bühne in zwei Reihen Platz nahmen. Durch einige technische Probleme verzögerte sich der Beginn stark, und auch danach rissen die Schwierigkeiten nicht ab, was das Musikerlebnis deutlich beeinträchtigte. Die Leute hörten dennoch gebannt zu, aber die Faszination war nicht so stark, wie sie die Musik der Thüringer normalerweise ausstrahlt. Der Fokus lag auf dem neuen Album, ergänzt von ein paar älteren Songs. ODROERIR machten das Beste aus dieser Situation, und so blieben die meisten trotz des nicht gerade einladenden Sounderlebnisses vor der Bühne. Damit steht wieder einmal fest, egal wie genial die Musiker sind – wenn die Technik nicht will hilft das gar nichts.





Es gibt Bands, die liefern phänomenale Alben ab, sind aber kaum live zu erleben. Die Gründe können vielfältig sein, im Falle von SOJOURNER liegt es wohl daran, dass hier Musiker aus Italien, Schweden und Neuseeland am Werk sind, um Epic/Atmospheric Black Metal zu produzieren. Das zweite Album
„The Shadowed Road“ kam erst kürzlich auf den Markt, und das Darktroll Festival schaffte es, die Band zu ihrem erst zweiten Gig überhaupt auf die Schweinsburg zu holen. So warteten bereits eine Weile vor Beginn viele gespannt auf diesen Auftritt und man wurde absolut nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil, SOJOURNER schafften binnen kurzer Zeit mit variantenreicher, rhythmischer Musik eine sehr dichte Atmosphäre zu erzeugen, die meist von den Growls von Emilio Crespo lebten, aber auch die hübsche Gitarristin Chloe Bray ließ gelegentlich ihre angenehme Stimme erklingen. SOJOURNER kamen, spielten und siegten auf der ganzen Linie, und man kann nur hoffen, dass es in nächster Zeit noch mehrere Gigs dieser internationalen Truppe gibt – die Fans würden es ihnen danken.





Die Thüringer Präsenz war an diesem ersten Festivaltag sehr stark, und auch die nächste Band XIV DARK CENTURIES stammte aus diesem Bundesland. Nach einer längeren Pause will man endlich wieder verstärkt live spielen, und mit „Waldvolk“ soll demnächst auch ein neues Album erscheinen. Schon eine Weile vor Beginn war es gut voll vor der Bühne, und als nach dem etwas längeren Umbau endlich die ersten Töne des langen, epischen Intros erklangen, gab es in den Reihen kein Halten mehr. XIV DARK CENTURIES spielten viel Altbekanntes, aber auch zwei neue Songs wurden zum Besten gegeben. Dafür borgte man sich den ODROERIR-Geiger Veit aus, der sich an der Präsentation dieser neuen und auch bei älteren Songs beteiligte. Die Pagan Metaler brachten das zahlreiche Publikum ordentlich auf Touren, Sänger Michel peitschte die Leute teilweise richtig ein, und wer bei den kraftvollen Tracks nicht mitbangen wollte, der riss eben die Arme nach oben. Wer bereits leichte Zweifel am Fortbestehen dieser Band hatte, der wurde an diesem Abend eines Besseren belehrt, und so wird es hoffentlich nicht lange dauern, bis neue Konzerte bekanntgegeben werden.





Ähnliche Musik gab es auch von der nachfolgenden Band, allerdings mit etwas Black Metal-Einschlag. Die jungen Baden-Württemberger FIRTAN starteten seit ihrer Gründung ziemlich durch, und waren in den letzten Jahren gern gesehene Gäste bei Festivals in ganz Europa. Auch FIRTAN startete mit einem epischen Intro, und die Jungs stürmten mit verschmierten Gesichtern und Armen auf die Bühne, um gleich von Anfang an Vollgas zu geben. Es war sehr voll vor der Bühne und alle genossen die kraftvollen Rhythmen mit den vielen melodischen Einlagen. Sänger Phillip Thienger ließ dazu tiefe Growls vom Stapel, und zwischendurch war auch eine Geigerin im Einsatz, die bei einigen Songs für eine softe Umrahmung sorgte. Im Sommer erscheint das neue Album „Okeanos“, und natürlich wurde bei dieser Gelegenheit bereits etwas daraus vorgestellt. FIRTAN präsentierten sich sehr vielschichtig und heimsten dafür jede Menge Beifall ein. Die Jungs werden dieses Jahr noch bei einigen Festivals spielen, und man kann ihnen nur ein so begeistertes Publikum wie am Darktroll Festival wünschen.





Danach stand zur Abwechslung eine Band aus Thüringen auf dem Programm. Mag zwar inflationär klingen, aber die haben einfach so viele gute Bands. GERNOTSHAGEN machen bereits seit fast 20 Jahren Pagan Black/Folk Metal, treten auch immer wieder live auf, aber das letzte Album hat schon einige Jährchen auf dem Buckel. GERNOTSHAGEN treten stets in altertümlicher Kleidung auf und Sänger Askan hüllt sich immer in einen Lederpanzer und strahlt mit düsterer Bemalung sehr viel Bedrohlichkeit aus, die durch das Schwingen einer Streitaxt noch unterstützt wird. Lange vor Beginn drängten sich bereits viele Leute an der Bühne, was das beste Zeichen für die Beliebtheit der Truppe war. Ein sehr gelungenes Intro verkündete den Beginn, und GERNOTSHAGEN wurden von einer Welle der Begeisterung empfangen. Viele bangten von Anfang an zu den kraftvollen Pagan Metal Klängen mit häufigen melodischen Einlagen mit, und Askan feuerte die Leute zusätzlich an. Was auffiel war, dass Gitarrist Maik nicht in schöner Montur sondern in ganz normalen Klamotten auf der Bühne stand, aber der Grund lag darin, dass dies, obwohl Gründungsmitglied, sein letzter Gig mit der Band war. Es wurde bereits vorab angekündigt, dass er durch seine organisatorische Arbeit für das Darktroll Festival und andere Veranstaltungen einfach keine Zeit mehr für die Band hat. Eine Überraschung hingegen war für viele sein Nachfolger. Der Ex-XIV DARK CENTURIES-Gitarrist Roman nahm für die letzten drei Nummern des Gigs Maiks Platz in der Truppe ein, und wird auch in Zukunft fixes Bandmitglied sein. Ein berührender Moment für alle, aber es hätte keinen besseren Ort für diesen Wechsel geben können. Und wer weiß, vielleicht bedeutet dieser Wechsel auch, dass bald wieder einmal eine neue Platte produziert wird. Es wäre an der Zeit!





Bedingt durch die Müdigkeit von der langen Anreise, die vorherrschende Kälte, und die mittlerweile mehr als 45minütige Verspätung, verpasste ich leider die letzte Band des Abends. THE COMMITTEE machen zwar mitreißenden Atmospheric Black Metal, aber ich hoffe sehr, dass es bald wieder einmal woanders die Gelegenheit gibt, diese Band auf der Bühne zu erleben.


Weblinks:
www.facebook.com/gernotshagen
www.facebook.com/Firtanofficial
www.facebook.com/xivdarkcenturies
www.facebook.com/metalsojourner
www.facebook.com/Odroerirofficial
www.facebook.com/apathiebm
www.facebook.com/mornir.paganmetal
www.facebook.com/Waldtraene
www.facebook.com/The-Committee-band





FOTOS + E-CARDS
www.darktroll-festival.de

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Beitrag vom 28.05.2018
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