INFERNO FESTIVAL 2018: CARPATHIAN FOREST   ELECTRIC WIZARD   NAPALM DEATH   TSJUDER   DJEVEL   GRAVE   SCHAMMASCH   NAÐRA   EMPYRIAL  
01.04.2018 @ Rockefeller/John Dee, Oslo

An Tag vier gab es keine Veranstaltungen mehr im Zuge der Inferno Music Conference, und so nutzte ich die Zeit bis zum Start des Festivalabends ausführlich für Sightseeing. Viele besuchten auch die Nationalgalerie um Munchs „Schrei“ aus nächster Nähe zu betrachten. Der Eintritt war mit dem Festivalbändchen frei. Eine spezielle Munch-Tour wurde auch angeboten, und fleißig in Anspruch genommen. Es wird eben nicht nur auf Musik-Kultur geachtet, sondern auch auf das Drumherum.

Leider kam ich, bedingt durch die lange Schlange am Einlass, etwas zu spät zur ersten Band. Am Vortag hatten NORDJEVEL eröffnet, an diesem Tag waren es DJEVEL, und die beiden Bands unterschieden sich nicht nur durch die drei Buchstaben. Gemeinsam hatten sie die Heimat Norwegen und den extrem druckvollen, hämmernden Black Metal! Bei DJEVEL kam der jedoch nicht gar so aggressiv herüber, was vielleicht auch am Sänger Mannevond lag, der zwar mit Stachelmanschetten und düsterem Corpsepaint ausgestattet war, aber durch die blonde Mähne eher friedfertig wirkte. Dabei waren seine tiefen, abgehackten Growls alles andere als friedlich, und er peitschte auch das schon zahlreich erschienene Publikum ordentlich ein. Musikalisch gab es ein richtiges Brett auf die Ohren, das durch einige variantenreiche Riffs nur wenig aufgelockert wurde. Damit brachten DJEVEL die Leute schon einmal in die richtige Stimmung für den langen Abend, der noch bevorstand.

Erst kurz vor dem Festival wurden als Competition-Winner EMPYREAL engagiert, und erarbeiteten sich so den Slot des Opener im John Dee. Nach einem gesprochenen Intro wurde eine regelrechte Death Metal-Salve auf die zahlreich erschienen Leute losgelassen, die von Vocalist Michael Bachmann mit sehr tiefen, aggressiven Growls noch intensiviert wurde. Nebenher bangten die Musiker was das Zeug hielt, und konnten auch so manchen aus dem Publikum dazu animieren. EMPYREAL freuten sich, dass doch so viele zu ihrem Gig erschienen waren, nachdem die Band im Hohen Norden vermutlich noch nicht so bekannt war, was sich an diesem Tag auf jeden Fall änderte. Das wird den Deutschen sicher den Auftrieb geben, ihrer bisher einzigen EP „Psalms Of Forlorn Hope“ bald einmal ein Album folgen zu lassen.

Auf der Mainstage prangte ein Backdrop, das den Gig einer der beliebtesten norwegischen Bands ankündigte. TSJUDER feierten mit dem Gig am Inferno 25jähriges Bandjubiläum und so war Platz vor der Bühne Mangelware, da sich dort die Fans in freudiger Erwartung drängten. Bei einem bedrohlichen Kampfes-Intro kamen die Musiker in düsterem Corpsepaint und abgerissenen Klamotten auf die Bühne, wobei Drummer AntiChristian auf sein Equipment hüpfte und die Leute einpeitschte. TSJUDER brachten erwartungsgemäß ziemlich harte Klänge, jedoch sehr rhythmisch, sodass man irgendwann automatisch mitzubangen begann. Für das letzte Drittel der Show hatten TSJUDER ein besonderes Schmankerl vorbereitet. Das Backdrop wurde abgehängt, dahinter erschien der BATHORY-Schriftzug, und die letzten drei Tracks waren somit Cover dieser Legende, bei denen auch ein Ex-Mitglied dieser Truppe auf der Bühne erschien. Leider steht zu befürchten, dass dieses Extra beim Gig der Norweger am kommenden Kaltenbach Open Air nicht dabei ist, aber trotzdem können sich die Besucher schon jetzt auf einen Wahnsinnsgig freuen.

Setlist TSJUDER:

Kaos
Kill For Satan
Ghoul
Demonic Supremacy
Mouth Of Madness
Antiliv
Born For Burning (BATHORY Cover)
Satan My Master (BATHORY Cover)
Sacrifice (BATHORY Cover)


Island bringt ja von Jahr zu Jahr immer mehr wirklich gute Bands hervor, und nach dem beeindruckenden Gig von AUÐN zwei Tage zuvor, drängten sich auch viele an der Absperrung im John Dee, um NAÐRA live zu erleben, auch wenn die noch nicht so bekannt waren wie andere Gruppen. Verschmiert und in abgerissenen Klamotten kamen die Musiker auf die Bühne und legten ohne Intro gleich los. Geboten wurde wie gewohnt intensiver Black Metal mit so dichter Atmosphäre, sodass man sich dieser kaum entziehen konnte. Alle lauschten gebannt und viele nickten mit und ließen sich von den Isländern faszinieren. Mittlerweile kann man wirklich sagen, dass isländische Bands für Qualität stehen, und auch wenn man noch nie etwas von ihnen gehört hat, so wie das bei NAÐRA der Fall war, so wird man kaum einmal enttäuscht.


Auf jeden Fall schon etwas gehört hatten alle von der nachfolgenden Band auf der Mainstage. NAPALM DEATH waren die dienstälteste Gruppe am Inferno Festival, und nach einem gewaltigen, epischen Intro kam das, was zu erwarten war – intensiver Grindcore der brutalsten Art. Vocalist Mark "Barney" Greenway stürmte wie ein Irrer über die Bühne, brüllte dabei ins Mikro und peitschte die Leute ein. Das zahlreich erschienene Publikum ging gut mit und ab dem zweiten Track setzte ein gewaltiger Moshpit ein, der bis zum Ende nicht mehr abriss. Das zeigte deutlich die Beliebtheit der Band, auch wenn sie am Inferno Festival eher vom Standard abwichen. Aber es soll ja allen was geboten werden, und mit Bands wie NAPALM DEATH wurde dieser Auftrag voll erfüllt.

Setlist NAPALM DEATH:

Multinational Corporations
Instinct Of Survival
On The Brink Of Extinction
Oh So Pseudo
Smash A Single Digit
The Wolf I Feed
Practice What You Preach
Standardization
Scum
Life?
Control
You Suffer
Dead
Narcoleptic
Victims Of A Bomb Raid (ANTI CIMEX Cover)
Suffer The Children
Breed To Breathe
Self Betrayal
Call That An Option?
How The Years Condemn
Nazi Punks Fuck Off (DEAD KENNEDYS Cover)
Cesspits
Inside The Torn Apart

Die Schweizer SCHAMMASCH waren in letzter Zeit öfter auf Tour, und konnten jedes Mal mit ihrem Avantgarde/Black Metal beeindrucken. In lange Kutten gehüllt und teilweise mit verschleiertem Gesicht erschienen die Schweizer während eines sehr mystischen Intros auf der Bühne, und erfüllten den Raum mit auf der einen Seite druckvollen Riffs, mit von hämmernden Drums bestimmten Klängen, auf der anderen Seite mit sehr melodischen Tönen. Tiefe Growls sorgten zusätzlich für eine sehr dichte, düstere Atmosphäre und im vollen Saal lauschten alle gebannt dieser Darbietung. Mit diesem gelungenen Mix aus Härte und Epik konnten SCHAMMASCH voll überzeugen, und viele fanden nach dem Ende nur schwer in die Realität zurück.


Äußerst ungewöhnlich war der nächste Gig auf der Mainstage. ELECTRIC WIZARD können bereits auf eine lange Bandgeschichte zurückblicken, und traten auch immer wieder live auf, allerdings waren die Briten mit ihrem Doom/Stoner Metal ein ziemliches Kontrastprogramm. Auf eine große Leinwand hinter der Bühne wurden seltsame, grellbunte Videos projiziert. Dazu spielten ELECTRIC WIZARD sehr ruhige, klassische Musik, die jedoch auch so einige Ecken und Kanten aufwies, und sich streckenweise doch sehr experimentell anhörte. Irgendwie passte diese Gruppe so gar nicht zu diesem Festival, aber dieser Abend war ohnehin von musikalischen Gegensätzen geprägt. Es waren aber doch relativ viele vor der Bühne und genossen den Gig der Briten. Diejenigen, die nichts damit anfangen konnten, feierten auf der Dachterrasse oder suchten sich schon einmal einen guten Platz im John Dee für den dortigen Abschlussgig.


Deshalb war es dort schon lange vor Beginn sehr voll, aber das dürfte nicht nur daran gelegen haben, dass der Gig auf der Mainstage nicht so ganz passte. Sicher auch daran, dass mit GRAVE echte Ur-Gesteine des Death Metals das Festivalgeschehen im John Dee abschließen sollten. Bei einem Intro aus Sturmgeheul kamen die Schweden nach und nach auf die Bühne, und der erste Track war von relativ gemütlicher Machart. Danach wurde es deutlich kraftvoller, und GRAVE wechselten immer wieder zwischen harten und eher melodischen Tönen ab, zu denen Ola Lindgren druckvolle Growls verlauten ließ. Für so eine Traditionsband war die Location deutlich zu klein, und bald stellte sich Sardinenbüchsenfeeling ein. Das hielt die Leute aber nicht davon ab ordentlich mitzugehen, und GRAVE hatten das Publikum von Anfang bis Ende fest im Griff.

Setlist GRAVE:

Deformed
Black Dawn
Day Of Mourning
Hating Life
Morbid Way To Die
Into The Grave
Extremely Rotten Flesh
Reality Of Life
Severing Flesh
Reborn Miscarriage
Eroded
Annihilated Gods


Viel zu schnell waren die vier Festivaltage vorbei, und schon war es Zeit für die letzte Band 2018. Auf mehr als ein Vierteljahrhundert im Zeichen des Black Metals können CARPATHIAN FOREST bereits zurückblicken, und nachdem es eine Weile relativ ruhig um die Gruppe war, stehen für dieses Jahr wieder mehrere Gigs auf dem Programm, und auch eine neue EP namens „Likeim“ kam auf den Markt. Scheinbar wollen die Norweger noch einmal voll durchstarten, und dafür war das Inferno Festival die beste Gelegenheit. Man eröffnete mit einem sehr langen cineastischen Intro, aber danach stand True Norwegian Black Metal in Reinkultur am Programm. Vocalist Nattefrost hatte sich gewaltige Nagelmanschetten um die Arme geschnallt, und brachte mit einladender Gestik die Leute dazu, ordentlich mitzumachen. Auch wenn nicht mehr so viele da waren wie an den letzten Tagen, so zeigten sich die Anwesenden schwer begeistert vom Gig von CARPATHIAN FOREST und ließen sich nur allzu gerne mitreißen. Damit waren die Norweger der beste Rausschmeißer, der gefunden werden konnte.


Setlist CARPATHIAN FOREST:

Theme From Nekromantikk
The Woods Of Wallachia
One With The Earth
Knokkelmann
Likeim
A Forest
Doomed To Walk The Earth As Slaves Of The Living Dead
When Thousand Moons Have Circled
Black Shining Leather
Carpathian Forest
Morbid Fascination Of Death
Through Self-Mutilation
I Am Possessed
Rock´n Roll Glory Hole
Bloodcleansing
All my Friends Are Dead
He´s Turning Blue
The Suicide Song


Auch nächstes Jahr werden zu Ostern von 18.-21.4.2019 wieder die schwarzgekleideten Horden in Oslo einfallen, um ihrer Lieblingsmusik zu lauschen. Man darf gespannt sein, wer dann die Bühnenbretter im Rockefeller und John Dee zum Erbeben bringen wird. Die am Ostersonntag (1. April) angekündigten NICKELBACK werden es wohl hoffentlich doch nicht sein!


Weblinks:
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www.facebook.com/electricwizarddorsetdoom
www.facebook.com/SCHAMMASCH
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www.infernofestival.net

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Beitrag vom 22.05.2018
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