INFERNO FESTIVAL 2018: SATYRICON   IHSAHN   MEMORIAM   KRAKOW   NORDJEVEL   AHAB   VANHELGD   SINISTRO   NECRONAUTICAL  
31.03.2018 @ Rockefeller/John Dee, Oslo

Auch der dritte Tag weckte einen mit strahlendem Sonnenschein.
Bei der Inferno Music Conference 2018 stand dieses Mal die „Guitar Clinic: Ihsahn“ auf dem Programm. Dabei erklärte EMPEROR- und IHSAHN-Mastermind Vegard Sverre Tveitan, welche Gitarren er wofür am liebsten verwendet, und stand auch den Besuchern Rede und Antwort.

Die Konzerte begannen an diesem Tag eine Stunde früher, trotzdem war es beim ersten Gig schon erstaunlich voll, was aber durch die Tatsache, dass eine norwegische Kombo als Opener fungierte, dann doch nicht so verwunderlich war. NORDJEVEL sind noch eine relativ neue Band, machten sich jedoch mit knallhartem Black Metal bereits einen guten Namen. Zur Einstimmung gab es jedoch erst einmal ein sehr melodisches Intro, danach wurde aber gnadenlos drauflos gebrettert. Auch optisch zeigten die Norweger mit Corpsepaint und Nagelmanschetten, dass man hier nichts zu lachen hat, und die tiefen und dann wieder hohen, knarzigen Growls von Doedsadmiral intensivierten dieses Flair zusätzlich. Der eine oder andere Knall wie von einer Explosion und Sirenengeräusche ließen die Leute immer wieder zusammenzucken, aber nachdem die neue EP „Krigsmakt“ heißt, war das die passende Geräuschkulisse. Damit wurde das Publikum bestens für den langen Abend eingestimmt.

Viel weniger Aggressives, dafür deutlich Düstereres versprach die Kerzendeko auf der John Dee-Bühne. Man startete mit einem epischen Intro, bei dem bleich geschminkte Herren mit schwarz umrandeten Augen und nobel gekleidet auf die Bühne kamen. NECRONAUTICAL mussten leider vor sehr wenigen Leuten zu spielen beginnen, aber das könnte auch daran gelegen sein, dass auf der Mainstage überzogen wurde, denn wenige Minuten nach Beginn füllte sich die Halle, und bald einmal gingen alle begeistert bei den druckvollen und sehr heftigen Klängen mit. Die hohen Screams von Vocalist Naut passten perfekt zur musikalischen Kulisse. NECRONAUTICAL variierten stark im Tempo, verloren aber nie den Roten Faden.

Der heutige Startschuss auf der Mainstage war von Brutalität gekennzeichnet, und so folgte mit KRAKOW das totale Kontrastprogramm. Die Stoner Metal Band aus Norwegen spielte zuletzt 2015 beim Inferno Festival auf, damals jedoch in einem kleinen Club, dieses Mal stand jedoch die große Bühne für KRAKOW bereit. Die Truppe brachte sehr langsame, Stoner-Klänge mit nur wenig Gesang zu auf die Stage. Der Fokus bei dieser Band liegt eindeutig beim Ideenreichtum in musikalischer Hinsicht, und großartigen Melodien. Das letzte Album lag schon eine Weile zurück, weshalb sich sicher viele Fans über die Ankündigung einer neuen Platte im Sommer freuten und davon wurde auch schon etwas präsentiert. Die Leute hörten gebannt zu, die Halle war gut gefüllt, und am Ende jedes Tracks wurde nicht mit Beifall gegeizt. Auch wenn bei diesem Festival eher die härteren Klänge dominierten, so zeigten die Besucher doch genügend Flexibilität, auch diesen weniger brachialen Beitrag zu schätzen.

Frauen auf der Bühne gab es bei diesem Festival leider kaum, aber das Inferno ist mit einer Überzahl an Black/Death Metal Bands eben weitestgehend doch noch eine Männerdomäne. Aber davon ließen sich die Portugiesen und Post/Doom Metaller SINISTRO nicht aufhalten. Ich hätte zwar noch beinahe die zarte Sängerin, die sich immer wieder im Publikum aufhielt, über den Haufen gerannt, aber zum Glück ging das glimpflich aus. So konnte Patrícia Andrade mit klarer, ausdrucksvoller Stimme und hingebungsvollen Posen, die durch ein Glitzershirt noch betont wurden, alle Anwesenden verzaubern. Durch ihre starke Bühnenpräsenz gingen die Musiker beinahe unter, die mit eher langsamen aber doch sehr kraftvollen Klängen die Basis für den Gesang bildeten. Es entstand eine sehr dichte Atmosphäre, und die Leute standen gebannt vor der Bühne, um am Ende jedes Tracks frenetischen Beifall zu spenden. Damit traten SINISTRO den Beweis an, dass man mit einer schönen Frauenstimme auch die Herzen der härtesten Kerle erweichen kann.

Dafür war das Programm auf der Mainstage dann wieder von heftigerer Machart! Viele waren ja nach der Auflösung von BOLT THROWER schwer bestürzt, aber als sich die „Ex-Bolties“, Drummer Andrew Whale und Vocalist Karl Willetts zusammentaten, und MEMORIAM aus der Taufe hoben, war das doch ein gewisser Trost. Das Debütalbum schlug ja voll ein, und nun war es an der Zeit, den Nachfolger „The Silent Vigil” zu promoten. Nach dem opernhaften Intro gab es nur noch Vollgas, und Sänger Karl stürmte trotz seines gehobenen Alters wie ein Wilder über die Bühne und peitschte die Leute so richtig ein. Neben den knallharten Death Metal Klängen gab es auch langsamere Tracks, wodurch sich ein gut durchgemischtes Set ergab, das keinen kalt ließ. MEMORIAM zeigten sich voll motiviert, und drückten die Freude über diesen Gig in Oslo nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten aus, und hinterließen damit schwer Eindruck bei den zahlreichen Zuschauern.

Auch auf der kleineren Bühne stand nun Death Metal auf dem Programm. VANHELGD waren erst sehr spät zum Billing gekommen, aber wie die dicht gedrängten Reihen vor der kleinen Bühne zeigten, wurden die Schweden schon sehnsüchtig erwartet. VANHELGD setzten trotz sehr harter Herangehensweise stark auf einen eingängigen Rhythmus, und so begannen binnen kürzester Zeit einige mitzubangen oder zumindest mitzunicken. Dazu gab es aggressive Growls, und der erste Track endete gleich einmal mit einem markerschütternden Schrei. Es wurde auch für den Herbst ein neues Album angekündigt, aus dem bereits etwas vorgestellt wurde. Persönlich kann ich sagen, dass ich die Truppe bis zu diesem Abend nicht kannte, aber ich war wirklich schwer beeindruckt, und ich bin mir ganz sicher, dass es nicht nur mir so erging!

Der größte Schwerarbeiter am diesjährigen Inferno Festival war eindeutig der Musiker IHSAN! Neben seinem gewaltigen Gig am Vorabend mit EMPEROR, und der Guitar Clinic am Nachmittag, trat der Norweger auch noch mit seiner Band IHSAHN auf. Das Rockefeller war fast so voll wie am Vortag bei EMPEROR, die musikalische Darbietung jedoch eine deutlich andere. Vor allem durch den Einsatz eines gewaltigen Keyboards wurde die Sache deutlich melodischer. Meist agierte der Nordmann sehr heftig, aber das Keyboard milderte vieles ab, und die vielen melodischen Zwischenspiele verleiteten zum Dahinschmelzen. IHSAN ließ dazu je nach Intensität der Musik cleane oder growlende Lyrics verlauten, die das abwechslungsreiche Set abrundeten. Im Mai wird eine neue Platte auf den Markt kommen, und natürlich wurde auch daraus bereits etwas den Hörern vorgestellt. Es mag zwar sein, dass nicht alle EMPEROR-Fans etwas mit diesem Gig anfangen konnten, aber scheinbar gab es genug IHSAHN-Fans, die jede Sekunde genossen.

Setlist IHSAHN:

(Unknown)
Arcana Imperii
Until I Too Dissolve
Mass Darkness
Pulse
My Heart Is Of The North
Frozen Lakes On Mars
A Grave Inversed
The Grave


Zum Genießen war auch der Abschlussact an diesem Abend im John Dee. Die deutschen Funeral Doom Metaller AHAB schufen sich weit über die Grenzen ihrer Heimat hinaus eine breite Fanbase, und so war es nicht verwunderlich, dass die Truppe irgendwann auch in Oslo landete. Ein sehr langgezogenes Intro vom Band wurde nach einer Weile live ergänzt. Mit ruhigen, jedoch druckvollen Klängen und allerlei Gesangsnuancen, baute die Truppe sogleich eine dichte Atmosphäre, die keine Sekunde nachließ, auf. Die Leute standen andächtig vor der Bühne und lauschten gebannt. Und viele waren trotz des langen Tages bis zum Schluss geblieben, um AHAB zu genießen, was für die Deutschen sicher eine Bestätigung ihres musikalischen Schaffens war. Damit hatte sich die weite Reise definitiv gelohnt, und man kann nur hoffen, dass es dieses Jahr noch weitere Live-Erlebnisse mit den Jungs gibt.

„Rausschmeißer“ waren an diesem Abend SATYRICON, und es ist für mich immer faszinierend, welchen Status diese Band in ihrer Heimat hat. Wenn die Norweger bei uns gastieren, ist oft nicht einmal die Szene Wien ausverkauft, aber wenigstens verübelt die Band es uns Österreichern nicht, und kommt doch immer wieder zu uns. Im Hintergrund prangte das Munch-Backdrop von „Deep Calleth Upon Deep” und in der Mitte der Bühne stand das unverwechselbare Markenzeichen der Band – der Dreizack-Mikroständer. Man begann mit ein paar Titeln vom neuen Album, bevor die Hits aus dem langjährigen Schaffen von SATYRICON zum Besten gegeben wurden. Satyr stand mit zurückgegelten Haaren und bleich geschminkt auf der Bühne, und fixierte während des Singens immer wieder mit starrem Blick das Publikum. Er ist eben ein richtiger Showman, der stets den Mittelweg zwischen Fannähe und "trver" Distanziertheit findet. SATYRICON waren auf jeden Fall der perfekte Schlussact an diesem Tag, und lieferten eine rundum gelungene Show ab, die wirklich alle zufriedenstellte.

Setlist SATYRICON:

Midnight Serpent
Our World, It Rumbles Tonight
Black Crow On A Tombstone
Deep Calleth Upon Deep
Walker Upon The Wind
Repined Bastard Nation
Die By My Hand
The Wolfpack
Now, Diabolical
To Your Brethren In The Dark
Black Wings And Withering Gloom
Walk The Path Of Sorrow
Transcendental Requiem Of Slaves
Mother North
----
The Pentagram Burns
Fuel For Hatred
K.I.N.G.


Weblinks:
www.facebook.com/SatyriconOfficial
www.facebook.com/AhabDoom
www.facebook.com/ihsahnmusic
www.facebook.com/vanhelgd
www.facebook.com/Memoriam2016
www.facebook.com/sinistroband
www.facebook.com/krakowband
www.facebook.com/Necronautical
www.facebook.com/nordjevelofficial
www.infernofestival.net

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Beitrag vom 18.05.2018
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