SEETHER   LTNT   SONS OF TEXAS  
04.10.2017 @ Posthof

Und so schnell geht’s. Kaum ist ein großes Event im Posthof mit ARCH ENEMY über die Bühne gegangen, holt man schon den nächsten Publikumsmagneten auf die Bretter des lange Metal-verwaisten Konzerthauses in Linz. Die Post Grunger SEETHER, die wohl so manchen Leser durch die rebellische Teenagerphase begleitet haben, gingen auf große "Poison The Parish" Tour, um das gleichnamige und im Mai erschienene Album zu promoten und hatten als Support SONS OF TEXAS sowie LTNT mit im Gepäck.

Beide Vorbands sagten mir im Vorfeld nicht viel, also betraten wir mit wenig Erwartungen um kurz nach 20 Uhr den großen Saal. Aber als wir die Tür öffneten traf es uns wie ein Schlag ins Gesicht – es war bereits rappelvoll. Wer konnte denn so was ahnen? Das normal stinkfaule österreichische Publikum hat sich wirklich schon pünktlich zu Konzertbeginn von der Couch bequemt! Aber der Ruf der Band dürfte ihnen vorausgeeilt sein, denn was uns hier von den SONS OF TEXAS geliefert wurde, hatte absolut Headliner-Qualitäten. Die noch junge Truppe fegte mit einer brachialen Southern Metal Schlammlawine über das Publikum hinweg und schafften es sofort die Zuschauer bis in die hinteren Reihen zu erreichen. Vocalist Mark Morales brüllte und moshte auf der Bühne was das Zeug hielt und war bereits nach den ersten Songs zunehmend durchgeschwitzt. Durch bereits zwei Longplay Releases, wovon „Forged By Fortitude“ gerade dieses Jahr erschien, wurde nicht viel geplänkelt, sondern es ging Schlag auf Schlag und als beim letzten Track Leadgitarrist Jes mit Bandana über den Augen auf den Boxen stehend blind ein grandioses Solo performte, war dem hinterletzten Zuschauer klar, dass da hier keine Eintagsfliege auf der Bühne steht.





Die Umbaupausen waren kurz und knackig und als wir dann als nächstes den mittlerweile fast schon brechend vollen Saal betraten, fiel unser Blick auf drei dürre performende Männer in abgeranzten Teenie-Kleidchen und beim Vernehmen der ersten Takte stellte sich auch ohne Umschweife ein sofortiges NIRVANA Deja vú bei mir ein. Die Stimmung war weniger brachialer als bei der Vorband, aber die aufkeimende dichte Atmosphäre fesselte sofort und mutete mal an freche RADIOHEAD, dreckige PLACEBO und heftigere NIRVANA an, und ließ sich nicht wirklich einordnen. Wahrscheinlich beschreibt man die Band mit ihren eigenen Worten von FB am besten: „Some of the 80’s, the 90’s and what we’ve heard from others about the 70’s, 60’s and 50’s“. LTNT, was so viel wie Lieutenant bedeutet, mochten die Meute zwar nicht so anzuheizen wie SONS OF TEXAS, fesselten aber auf viel subtilere Art. Großartige Performance des Trios, ob die Songs der Londoner auf Platte genau so funktionieren sei mal dahingestellt.





Man konnte sich schon bei LTNT nicht vorstellen, dass da noch mehr Leute in den Saal passen würden, aber noch bevor die Post-Grunger SEETHER die Bühne betraten, drängte alles hinein, was bisher noch so im Bar oder Eingangsbereich rumlungerte und es wurde doch ziemlich eng. Pünktlichst um 22 Uhr gingen die Lichter aus und beim nächsten Aufflackern standen die Jungs auf der Bühne und bretterten gleich hemmungslos mit „Stoke The Fire“ vom aktuellen Album los. Shauns Gesicht verschwand fast vollständig hinter seiner Mähne und er drückte stimmlich ordentlich aufs Gaspedal, wirkte roh und in energischer Topform, wobei ihm seine Bandkollegen aber in nichts nachstanden. Weiter ging es ohne große Ansprachen im Single-Reigen mit „Gasoline“ und „Truth“. Die Setlist sprang von alten zu jüngeren Tracks und retour, verschonte keine einzige Veröffentlichung und ließen dem Publikum keine Verschnaufpause. Spätestens bei „Country Song“ waren alle Hände in der Höhe und kaum einer verspürte nicht den Zwang rhythmisch mitzuklatschen.





Songperlen wie „Fine Again“ oder „Words As Weapons“ ließen das Spektakel zum Hör- und natürlich Sehgenuss werden, was aber für manche mit dem (ich nehme da mal kein Blatt vor den Mund) schrecklichen Kommerzbatzen „Broken“, der ja damals mit Ex-Liebelei Amy Lee (EVANESCENCE) aufgenommen und zum Überhit wurde, wohl ein jähes Ende fand. Dieser Track ist mein persönliches „Sound Of Silence“ (in der Neuinterpretation von DISTURBED) bzw. „Behind Blue Eyes“ (LIMP BIZKIT) und da Shaun alleine akustisch mit seiner Gitarre auf der Bühne performte, vielleicht auch von der restlichen Band; wer weiß. Mich verächtlich umzudrehen gestaltete sich in der Menge und beim Gleißen der vielen Handyscheinwerfer der filmenden Romantiker, etwas schwierig. Also hieß es durchhalten und mit einer Mega extended Version von „Remedy“ zum Abschluss war bei mir jegliche Verstimmung sowieso wieder verflogen und der komplette Saal sprang und feierte.

Setlist SEETHER:

Stoke The Fire
Gasoline
Truth
My Disaster
Nobody Praying For Me
Rise Above This
Country Song
Fine Again
Words As Weapons
Broken (Akustik Version)
Let You Down
Fake It
Betray And Degrade
Remedy

Und damit nahm mein Ausflug in rebellische Jugendzeiten auch schon ein jähes Ende. Keine Zugaben wurden geliefert, obwohl ich und viele andere gerne noch „Same Damn Life“ oder andere Tracks in der Setlist gesehen hätten. Aber alles in allem machten die Jungs einen ordentlichen Rums, viel Spaß und lieferten besser ab als jemals zuvor. Nutzt die Möglichkeit und macht euch selbst ein Bild, denn SEETHER bahnen sich ihren Weg noch weiter durch Europa!
seether.com

Catrine
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Beitrag vom 09.10.2017
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