ARCH ENEMY   JINJER  
16.09.2017 @ Posthof

Quasi pünktlich zum Release des elften Werkes von ARCH ENEMY, das gleichzeitig das zweite Album mit Neuzugang Alissa White-Gluz darstellt, startete die schwedische Truppe die Will To Power Tour in Innsbruck um am Folgetag den Posthof in Linz restlos auszuverkaufen. Man muss zugeben, dass das keine große Kunst war, da man mit dem mittleren Saal vorlieb nehmen musste, da am selben Abend im großen Saal eine Indie-Rock Veranstaltung stattfand.

Wie befürchtet wurde es dementsprechend voll, eng und heiß. Bei dem einzigen Support JINJER hatte man jedoch noch kaum Probleme um sich in die vorderen Reihen zu begeben. Ich hatte schon im vorhinein keine großen Erwartungen an die Truppe, da diese rein stilistisch schon mal komplett an ARCH ENEMY vorbei gehen und zudem auch keinen großen Bekanntheitsgrad genießen. Der gemeinsame Nenner war dann wohl einfach Frauenpower am Mikrophon. Und so startete Frontfrau Tatiana energisch und mit prolligem Gehabe auf die Bühne um mit ihren ukrainischen Kollegen recht sperrigen Metalcore mit HipHop-Attitüde zu servieren. Den einen oder anderen Fan hatten JINJER schon anlocken können, doch so sehr man sich auch Mühe gab um Bewegung in die Sache zu bringen, für mehr als einen kleinen Applaus zwischen den Songs reichte es nicht. Einige suchten sogar das Weite um frische Luft zu schnappen oder sich dem einen oder anderen Bier zu widmen. Positiv hervorzuheben sind aber der wuchtige Sound sowie der Einsatz der Band. Doch wirklich warm wurden wohl die meisten nicht mit dem recht durchschnittlichen Gefrickel der Ukrainer.





Es sollte dann noch etwas dauern, bis ARCH ENEMY all ihre sieben Sachen beinander hatte, ehe dann endlich das Spektakel losging. Jedoch haben nun auch ARCH ENEMY die Unart übernommen, einen zu Tode gespielten Rock-Klassiker in Form von „Thunderstruck“ vom Band laufen zu lassen, ehe man das Intro der Schweden zu Gehör bekam. Dass ARCH ENEMY auch ohne Angela Gossow problemlos funktionieren, konnte Alissa in den letzten drei Jahren auf unzähligen Festivals und Club-Gigs unter Beweis stellen und so stand einem grandiosen Abend nichts mehr im Weg. Etwas schwammig, aber durchschlagskräftig startete man mit der neuen Single „The World Is Yours“ bei dem die Fronterin gleich mit ihrem auffälligen Outfit und gewohnter Stimmgewalt auffiel, während sich die Gitarristen Michael Amott und Jeff Loomis sowie Basser Sharlee D´Angelo auf der kleinen Bühne rund um sie austobten. Aber auch Alissa nutzte jeden Zentimeter, posierte, gestikulierte und tobte was das Zeug hielt. „Ravenous“ und „Stolen Life“ brachen die Menge dann gleich zum Ausrasten, doch die Stimmung explodierte natürlich vor allem bei den Dauerbrennern „My Apocalypse“, „We Will Rise“ und dem finalen „Nemesis“.





Die Reise dahin dauerte aber natürlich noch etwas, denn in den gut 90 Minuten, in denen die technisch in schwindelerregenden Höhen agierenden Musiker alles gaben und die Dame am Micro in jeglicher Facette ihre Stimme ausreizte, lieferte die Band eine astreine Performance ab. Im letzten Drittel sprach Alissa auch ein paar mehr Worte mit dem Publikum, feuerte dieses zum Mitsingen an und ließ diese auch das eine oder andere Riff summen. Zwischendurch zeigen Amott und Loomis, der ein enormer Gewinn für die Band ist seitdem NEVERMORE nicht mehr existiert, was sie am Kasten haben – und das ist so einiges. Was die beiden Herren sich gegenseitig an Soli an den Kopf warfen ist nicht von dieser Welt. Vor allem gegen Ende beim Instrumental „Snow Bound“ zeigte der Amerikaner Jeff, welche Freude er am melodischen Gefrickel seiner schwedischen Kollegen hat. Von der Setlist her blieben auch nur wenige Wünsche offen. Ich persönlich hätte vom neuen Album lieber „A War I Must Win“ statt dem AMON AMARTH Verschnitt „The Eagle Flies Alone“ gehört und so manch „Anthems Of Rebellion“ Kracher hätte sowieso immer Platz, aber auch so führten die Band wunderbar durch die Diskographie, verweigerte aber weiterhin vehement zurück in die Ära mit Johan Liiva zu gehen, was aber nicht weiter schlimm ist.





Über einen anderen Eindruck kann ich aber nicht komplett hinwegsehen. Lag es am teilweise etwas schwammigen Sound, an der beengten Atmosphäre in dem kleinen Saal oder schlicht an irgendwas in der Perfomance von ARCH ENEMY – oder auch der Tatsache, dass das neue Album den Erwartungen nicht gerecht wurde – ich weiß es nicht, aber irgendwie sprang der Funke nur teilweise über. Irgendwo fehlte das Sahnehäubchen, beziehungsweise die Intensität, die ARCH ENEMY damals zum Release von „War Eternal“ hatten. Kurz gesagt: Ich habe die Melodic Deather schon ein gutes Stück besser erlebt – sowohl mit Angela als auch mit Alissa. Das sollte aber wohl nur eingefleischten Fans und Besuchern, die AE schon mehrmals erleben durften, wirklich auffallen. Neulinge kamen definitiv komplett auf ihre Kosten.





Setlist ARCH ENEMY:

(Set Flame To The Night)
The World Is Yours
Ravenous
Stolen Life
Blood In The Water
War Eternal
You Will Know My Name
The Race
My Apocalypse
As The Pages Burn
The Eagle Flies Alone
Burning Angel
No Gods, No Masters
Dead Bury Their Dead
We Will Rise
Avalanche
Snow Bound
Nemesis


ARCH ENEMY sind live eine Bank, denn die Kritik ist hier natürlich Jammern auf wirklich hohem Niveau und so konnte der Großteil der Besucher definitiv zufrieden nach Hause gehen und sich auf die nächste Festival-Saison freuen, denn da werden ARCH ENEMY höchstwahrscheinlich wieder allgegenwärtig sein, nachdem man dieses Jahr aufgrund der Aufnahmen zu “Will To Power” auslassen musste. So bleibt wie bei jeden der seltenen Metal-Events im Posthof, zum Schluss nur die Frage: Warum zur Hölle passiert so etwas heute nur so selten liebes Posthof-Team?!


FOTOS + E-CARDS
www.archenemy.net

maxomer
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Beitrag vom 20.09.2017
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