KALTENBACH OPEN AIR: VITAL REMAINS   RAGNAROK   BENIGHTED   INFEST   DÉJÀ VU   5 STABBED 4 CORPSES   ADAMON   NEMESIS MY ENEMY    CROSSING EDGE   SENNTUS  
24.08.2017 @ Kaltenbach Open Air

An und für sich erklärt man das Kaltenbach Open Air mit „kalt“ und „am Bach“, aber dieses Jahr stimmte das absolut nicht, denn alle drei Tage wurde das Festival von Schönwetter und Wärme begleitet. Damit stand den Festival-Freuden nichts mehr im Wege.

Ein seit Jahren gut eingespieltes Team schaffte es erneut, binnen kurzer Zeit aus dem beschaulichen Wäldchen ein Mekka für die Metalfans zu gestalten, und als ich am Donnerstagnachmittag erschien, bot sich mir der seit Jahren bekannte Anblick. Es standen schon viele Zelte entlang der Straße und schräg auf der Skipiste, und in der zweiten Spitzkehre wurde man von netten Security-Leuten empfangen, die einen vor dem Einlass zur Bühne kontrollierten. Oberhalb des Bühnengeländes war die Händlermeile und die weiteren Kehren hinauf standen immer wieder Zelte und Pavillons, wo die Besucher das Wiedersehen feierten.
Wenn man das Gelände betrat, wurde man von einem gut bestückten Merch-Stand empfangen, daneben wurde Kaffee und Kuchen für einen guten Zweck verkauft, und gegenüber wurden allerlei Speisen für die verschiedensten Geschmäcker angeboten! Und natürlich durfte auch ein Getränkestand nicht fehlen, der alle drei Tage stark frequentiert war.





So weit zum Drumherum, kommen wir zur Musik. Festival-Opener waren NEMESIS MY ENEMY, und trotz der frühen Beginnzeit konnten sich die Grazer bereits über relativ viel Publikum freuen. Laut überflüssiger Ansage wurde ohne Intro begonnen, denn wirklich klar war nicht, ob es eines gegeben hätte. So wurde direkt der gewaltige Dampfhammer in Form von "Betrayer" ausgefahren, und auf die Leute losgelassen, die prompt mit Headbangen oder Arme hochreißen darauf reagierten. NEMESIS MY ENEMY spielten in letzter Zeit öfter wo auf, und so konnten sich die Grazer über viele Fans vor der Bühne freuen. Zum Mix aus dynamischem Death und Thrash Metal ließ Sänger Max aggressiv wirkende, tief schreiende Vocals vom Stapel, und es wurden auch Songs von der neuen Platte „The Days Of Anger“ zum Besten gegeben, die auch die Leute zum Kauf animieren sollten – entweder zur eigenen Freude oder als Geschenk für Leute die man nicht mag. Dafür wären aber andere „musikalische Werke“ besser geeignet. NEMESIS MY ENEMY machten ihre Sache als Opener wirklich gut und stimmten die Leute bestens auf das Festival ein.





Setlist NEMESIS MY ENEMY:

Betrayer
Systematic Chaos
Soldier Of God
Predators Of The World
Yes We Can Nothing
Never Falling Down
Why Does It Hurt


Auch eine neue Platte, nämlich die namens „The End Of Time“ mit im Gepäck hatte die nächste Band. Die Death Metaller ADAMON machen zwar auch schon seit zehn Jahren Musik, waren vielleicht in der Steiermark noch nicht so bekannt, aber trotzdem fanden sich viele vor der Bühne ein, als das Sextett aus Niederösterreich zu spielen begann. Die Besonderheit bei dieser Truppe waren die beiden Sänger. Während Jürgen Miksche meist tiefe Growls zu den druckvollen Klängen verlauten ließ, ertönten dazu im Wechselspiel Lisa Wagners, die sich im sexy Outfit präsentierte, angenehme cleane Vocals. Aber nicht nur für die Männer gab es was zu sehen, so manches Mädel wird wohl den Anblick von Bassist Christopher Trojan genossen haben, der in einer Art Jack-Sparrow-Outfit aufspielte. Also wurde dieser Gig zu einem Genuss für Aug und Ohr, und es gab jede Menge Beifall für die Niederösterreicher.





Setlist ADAMON:

Fight The Night
Devilish Hell
God Damned
Scream
Pain Will Fade Away
The End Of Time


Was mich jedes Mal erstaunt ist, wie beliebt Grindcore-Bands bei Festivals sind. Und so war es nicht verwunderlich, dass sich der Platz vor der Bühne rasch füllte, als 5 STABBED 4 CORPSES am Programm standen. Bereits seit acht Jahren bringen die Augsburger die Leute dazu, bei hämmernden Sounds und typischen Pigsqueals in allen Tonhöhen auszuzucken, und so war es auch bei diesem Gig. Ab den ersten Klängen wurde gemosht was das Zeug hielt, und das hörte bis zum Schluss auch nicht mehr auf. Sänger Rico stand zwar „oben ohne“ auf der Bühne, aber lief jedes Mal tiefrot im Gesicht an, wenn er ins Mikro brüllte, sodass man sich Gedanken darüber machte, ob er das wohl schadlos übersteht. Rico unterhielt die Leute mit vielen lustigen oder derben Ansagen, und bei der Ankündigung, dass Bassistin Mella die Band verlassen wird, gab es laute Rufe des Bedauerns. Gegen Ende hin holte er noch ein paar Mädels aus dem Publikum auf die Bühne, die tatkräftig mittanzten oder grölten. So hinterließen die Augsburger einen sehr positiven Eindruck, und vielleicht finden sich 5 STABBED 4 CORPSES ja doch bald wieder einmal für einen Gig in Österreich ein.





Setlist 5 STABBED 4 CORPSES:

Anal Ventilator
Pig Celebration
Butt, Butt, Happy Fist Fuck
Salsa De Sangue
Gore Disco
Divvy Girls Toy
Missile
Arsbreed
Splattered Senoritas
Skank Or Wank
Blood Orange Massacre
Bukkake Chikas
Splithead
Cockrakete
Romantic Slaughter Boy
Tequila
Sig Big Clit/Bore Collader


Nach so viel Moshen zog es die meisten erst einmal Richtung Bierstand, und so mussten DÉJÀ VU vor relativ wenigen Leuten zu spielen beginnen. Der Kontrast hätte nicht extremer sein können – von sinnbefreitem Blödel-Grindcore zu ernsthaftem Heavy/Power Metal. Aber die Bayern ließen sich von den etwas leeren Rängen zu Beginn nicht beeindrucken, und gaben von Anfang an ihr Bestes, was so nach und nach doch viele Besucher vor die Bühne holte. Das Quartett lieferte eine mitreißende Show ab und die Jungs zeigten sich gelegentlich von der akrobatischen Seite, und dass man eine Gitarre auch durchaus hinter dem Kopf usw. spielen kann. Musikalisch gab es eine flott gespielte Zeitreise durch die letzten Jahrzehnte, zu denen kraftvolle Vocals beigefügt wurden, die vom Publikum andächtig lauschend genossen wurden. Zum Schluss wurde noch das JUDAS PRIEST-Cover „Breaking The Law“ zum Besten gegeben, und längstens zu diesem Zeitpunkt waren wirklich alle Anwesenden begeistert vom Gig der vier Bayern.





Setlist DÉJÀ VU:

Wings Of Steel
Catch Me If You Can
Inferior
Evil
Under Fire
Decibel Disease
Metalhead
Breaking The Law (JUDAS PRIEST-Cover)


Es folgte ein weiterer extremer Stilwechsel, und vom Locker-Flockigen wurde auf musikgewordene Brutalität umgeswitcht. Die serbische Death/Thrash Metal Band INFEST wurde von vielen Fans bereits heiß herbeigesehnt, und so war es bereits beim kurzen, düsteren Intro sehr voll im Zuschauerraum. Danach gab es nur noch knochenharte, hämmernde Sounds auf die Ohren, die von Vocalist Vandal mit bösartig wirkenden Vocals ergänzt wurden. Bei seinen ausführlichen Ansagen schwor er die Menge auf die einzelnen Songs generalstabsmäßig ein, und haute auch einige Parolen heraus, um die grimmige Atmosphäre zu unterstreichen. Im Publikum wurde gemosht was das Zeug hielt. Viele rissen die Arme hoch und ließen sich vom musikgewordenen Schlachtgesang mitreißen. Für die meisten war der Gig von INFEST viel zu schnell vorbei, und als sich die Truppe von der Bühne verabschiedete, geschah dies unter frenetischem Beifall.





Setlist INFEST:

Onward To Destroy
Deathrash Sodomy
Of Everlasting Hate
Kill Their Weakness
Slavery To No One
Back To The War
Cold Blood War
The Awakening Failed
I Bring You War
Among The Fallen Ones
Hate Is Cold


Den Fans der extrem harten Klänge blieb nur eine kurze Umbaupause um den Durst zu stillen, denn schon stand das nächste Schwergewicht in Sachen aggressivem Metal auf dem Programm. Seit beinahe 20 Jahren prügeln BENIGHTED musikalisch mit einem Mix aus Brutal Death Metal und Grindcore auf ihre Fans ein, und dass es davon viele gibt, zeigte sich an er großen Menge vor der Bühne. Man startete mit einem eigenwilligen, von einer weiblichen Stimme gesprochenen Intro, aber danach ging es gleich in die Vollen mit rasanten, bretternden Klängen und variantenreichen, aggressiven Vocals. Alle Musiker zeigten sich sehr aktiv auf der Bühne, und Vocalist Julien Truchan fegte wie ein Wilder herum und peitschte die Leute regelrecht ein. Die ließen sich nicht lange bitten und feierten ordentlich mit den Franzosen mit, sodass aus diesem Gig eine Party der härteren Gangart wurde, bei der ordentlich gebangt und gewaltig gemosht wurde, und damit erfüllten BENIGHTED die hohen Erwartungen vollkommen.





Setlist BENIGHTED:

Intro (Hush Little Baby)
Reptilian
Reeks of Darkened Zoopsia
Let the Blood Spill Between My Broken Teeth
Collapse
Slut
Prey
X2Y
Noise
Necrobreed
Forgive Me Father
Hostile
Asylum Cave
Experience Your Flesh


Nach so viel geballter Aggression stand gepflegter Black Metal am Programm. RAGNAROK sind auch beliebte Genrevertreter und so war es nicht verwunderlich, dass der Platz vor der Bühne prall gefüllt war. Bei einem opulenten Intro betraten die Norweger mit düsterem Corpsepaint die Bühne, und begannen nach dessen Verklingen mit druckvollem Black Metal, der stets hart war und nur zwischendurch von gelungenen Gitarrenriffs aufgelockert wurde. Dazu trug Vocalist Jontho intensive Growls bei und peitschte nebenher das Publikum ein, was eigentlich gar nicht so unbedingt nötig gewesen wäre, da die Leute ohnehin von Anfang an ausflippten beim Gig der Norweger. Einen wahren Geniestreich lieferten RAGNAROK ab, als während des zweiten Titels auf einmal das komplette Bühnenlicht ausfiel, und die Truppe trotzdem davon unbeeindruckt weiterspielte. Jede andere Band wäre wohl etwas irritiert gewesen, aber RAGNAROK setzten ihren Auftritt einfach mit vollem Einsatz fort, und damit bekamen die Norweger ein dickes Plus für so viel Professionalität. Zum Glück dauerte dieser Stromausfall nicht lange, und so konnte der Rest des Gigs mit Beleuchtung absolviert werden.





Setlist RAGNAROK:

Dominance And Submission
In Nomine Satanas
Heretic
Collectors Of The King
Pagan Land
Murder
Iron Cross
Infernal Majesty
Its War
Blackdoor Miracle


Weitere Lichtausfälle blieben zum Glück für den Rest des Festivals aus, und so stand dem Donnerstags-Headliner VITAL REMAINS nichts mehr im Wege. Die Death Metal-Urgesteine aus den USA wurden von vielen bereits heftig herbeigesehnt, und so war die Stimmung unter den Leuten bereits während der Umbaupause ziemlich überdreht. Als dann Sänger Brian Werner mit einer Fahne, an der ein stinkend rauchender Feuerwerkskörper befestigt war, auf der Bühne erschien, gab es in der Menge kein Halten mehr. Dann wurde die Fahne mit noch immer rauchendem Aufsatz hinter das Drumset geworfen, und los ging es mit knallhartem Old School Death Metal der von wenigen melodischen Gitarrenriffs ergänzt wurde, und zu dem Brian extrem tiefe Growls verlauten ließ, während er wie ein Wilder über die Bühne stürmte. Er ließ auch immer wieder markige Ansagen vom Stapel, die wie von Amis gewohnt viel „Fuck“ enthielten, und als ihm zu wenig Jubel aufbrandete, betonte er, dass hier nicht MAROON 5 auf der Bühne stünden, was mit viel Gelächter und Geschrei bedacht wurde. Aber nicht nur die Musiker, auch die Fans verausgabten sich völlig, und es wurde gebangt was das Zeug hielt. VITAL REMAINS stellten eindrucksvoll unter Beweis, dass sie auch nach fast 30 Jahren Bandgeschichte, die Freude am Musik machen nicht verloren hatten, und waren auf jeden Fall ein würdiger Headliner!





Nach diesem Gig wurde es leer vor der Bühne. Viele stürmten den Bierstand und andere verkrochen sich erschöpft im Zelt. Aber einige hielten doch durch für die beiden Late Night-Gigs.

Den Beginn machten CROSSING EDGE, die vor sehr wenigen Leuten zu spielen begannen, aber dann kamen doch noch einige dazu. Die Welser starteten mit relativ weichen Sounds und ebensolchem Gesang, aber das HAMMERFALL-Cover von „Hearts On Fire“ kam sehr gut an, und so nach und nach kam Leben in die Besucher. Bis auf einen waren alle weiteren Titel Eigenproduktionen der Welser, und auch damit konnte gepunktet werden. CROSSING EDGE boten einen Mix aus harten und melodischen Sounds, und ebenso variantenreich war auch der Gesang von Vocalist Berni. Die Jungs zeigten sich trotz der späten Stunde sehr motiviert und konnten damit die noch Aufgebliebenen überzeugen.





Setlist CROSSING EDGE:

Hearts On Fire (HAMMERFALL)
Into The Sun
Cross My Heart
Iris
Breakout
In Waves (TRIVIUM)
Dreamcatcher


Einige schafften es auch noch, bis zur letzten Band wach zu bleiben, und da standen dann die Steirer aus dem Raum Leoben am Programm. SENNTUS veröffentlichen kürzlich ein neues Album mit dem Titel „Metum“, und natürlich wurden auch einige Songs von diesem Werk zum Besten gegeben. Die Jungs setzten dabei auch optisch Akzente, vor allem Bassist Mani, der im kurzen Kleidchen über die Bühne spazierte, ließ doch erstaunen. Aber blöde Bemerkungen darüber konterte dieser genauso frech wie sie herüberkamen. Generell stand bei diesem Gig der Spaß im Vordergrund, und die Anwesenden fühlten sich von SENNTUS bestens unterhalten, und gingen bei der flotten Spielweise mit melodischen Akzenten und kraftvollen Vocals gut mit. SENNTUS war also doch eine gute Wahl für die späte Stunde und für die Jungs war dieser Gig eine gute Chance, den einen oder anderen Fan zu gewinnen.





Setlist SENNTUS:

Manege Frei
Du Gehörst Mir
Der Jägersmann
Lamm Und Wolf
Im Neonlicht
Spieglein, Spieglein


Damit endete der erste Festivaltag um 2.00 Uhr Früh, und alle die bis dahin durchgehalten hatten, verzogen sich nun endgültig Richtung Zeltplatz, um ein bisschen Kraft für die beiden nächsten Tage zu tanken, oder auch ein paar Schlaftrünke.


Weblinks:
www.facebook.com/vital.remains.official
www.facebook.com/ragnarokofficial
www.facebook.com/brutalbenighted
www.facebook.com/infest.serbia
www.facebook.com/dejavumetal.de
www.facebook.com/5stabbed4corpses
www.facebook.com/adamon666
www.facebook.com/N.M.E.Metal
www.facebook.com/crossingedge
www.metal-archives.com/bands/Senntus




FOTOS + E-CARDS
kaltenbach-openair.at

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Beitrag vom 13.09.2017
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