MASTERS OF ROCK: RUNNING WILD   SEPULTURA   MOONSPELL   EPICA   BOHEMIAN METAL RHAPSODY   VUUR   VISIONS OF ATLANTIS  
14.07.2017 @ Areál likérky Jelínek

Nachdem es in den letzten Jahren in Vizovice gerne zu Stürmen, tagelangen Regenfällen und eisigen Temperaturen kam, starteten wir in einen überraschend freundlichen Freitag und freuten uns auf erste Highlights, die aber an diesem Tag eher rar gesät waren. Dennoch bot das Festival auf der Schnapsbrennerei genügend zu tun, sehen, essen und trinken, so dass uns eigentlich nie langweilig wurde.

Die Epic Metaller WIND ROSE schafften wir zur frühen Stunde leider noch nicht, da das Festival bereits um 10:00 den Anpfiff gab. Doch spätestens zu unseren Landsleuten VISIONS OF ATLANTIS wollten wir natürlich nicht fern von der Ronnie James Dio Stage bleiben. Für die Symphonic Rocker ist das Masters ebenfalls kein Neuland, durfte man schon 2011 und 2014 hier sein Können unter Beweis stellen. Von dem Gig 2011 sind zwar nur noch Werner Fiedler an der Gitarre und Schlagzeuger Tom Caser mit an Bord, doch die Fans erschienen zahlreich vor der Bühne. Die Duette von dem französischen Goldkehlchen Clémentine Delauney und dem Wiener Siegfried Samer harmonieren gut, auch wenn der Sound zu Beginn etwas zu wünschen übrig ließ. Leider trat das Problem mit dem Sound an diesem Wochenende relativ oft auf, was immer wieder für gedämpfte Stimmung sorgte. Doch Jungs und ihre hübsche Sängerin ließen sich von solchen Kleinigkeiten nicht aus der Fassung bringen und lieferten eine gelungene Show ab. Eine bunt gemischte Setlist mit Songs vom 2007er Werk „Trinity“ oder „Delta“ aus 2011, gepaart mit zwei neuen Nummern, die noch nicht betitelt wurden, sorgten für die nötige Abwechslung. So verflogen die knapp 50 Minuten wie im Flug und die Österreicher vertraten die Heimat würdig, was von der recht ansehnlichen Schar mit viel Enthusiasmus gehuldigt wurde.



Pic by Hartl


Setlist VISIONS OF ATLANTIS:

New Dawn
Through My Eyes
Seven Seas
(New Song)
Lost
Winternight
Realm of Fantasy
(New Song)
Passing Dead End


Die sympathische und charmante Anneke Van Giersbergen kennen Fans des Symphonischen Klanges spätestens seit THE GATHERING und neuestens mit ihrem Projekt mit AYREON Mastermind Arjen Lucassen namens THE GENTLE STORM, mit dem die Dame im Vorjahr bereits auf der gleichen Bühne stand. Dieses Jahr kehrte die Niederländerin mit der mir bisher unbekannten Band VUUR, das eigentlich, abgesehen von Arjen, der ja live sowieso nicht zu erleben ist, aus den gleichen Mitgliedern besteht. Gespannt warteten wir ab, was die Truppe denn zu bieten hatte. Und ich wurde sogleich überrascht. Ein Mix aus Symphonischem und wirklichen heavy Tönen, gepaart mit Annekes unvergleichlicher Stimme, sowie ihrer unübersehbaren guten Laune. Neben den Tracks der Band, die überraschend kraftvoll und direkt tönten, hatte man aber mit Klassikern von THE GATHERING sowie Songs von THE GENTLE STORM noch weitere Asse im Ärmel. Doch den Vogel schoss die Dame dann zur Freude vieler Prog-Fans mit einem DEVIN TOWNSEND PROJECT Cover ab. Auch mit dem Kanadier arbeitete Anneke ja bekanntlich immer wieder eng zusammen und unterstützt ihn live. VUUR war nun nicht das große Highlight des Festivals, aber für ein paar Überraschungen waren sie allemal gut, so dass man die Truppe nun auf jeden Fall im Auge behalten sollte.





Gegen 17 Uhr, also zu einer ziemlich ansehnlichen Zeit durften die uns bisher unbekannten BOHEMIAN METAL RHAPSODY ihr Können zeigen. Das den Einheimischen ihre eigenen Bands wichtig sind, ist nichts Neues, und so war das Gelände gesteckt voll. Die Tschechische Super-Band wie sie von den ansässigen Medien tituliert wurde, besteht aus einigen Sängern und Sängerinnen von Formationen wie CITRON oder ARAKAIN, die hier hohen Stellenwert genießen. Zum 15jährigen Festival-Bestehen durften nun die Musiker zeigen was sie können, musikalisch gibt’s so ziemlich jeden Stil zu finden der ins Genre passt. Stimmlich sind hier bestimmt einige talentierte Musiker zu finden, doch was hier abgeliefert wurde klang dann schon eher nach Chaos pur, Gekreische gepaart mit unpassenden Solis, schiefen Klängen und andauernden Wechsel am Mikro zerrte am Gemüt. Dass die tschechische Sprache für Mitteleuropäer nur schwer ins Ohr geht, sei hier nur am Rande erwähnt, doch das Konzept dieses Auftritts wäre dann wohl noch mal zu Überdenken gewesen. Somit verbrachte man die restliche Zeit dann mit diversen Verkostungen an den zahlreichen Essensständen.





An weiblicher Power und Schönheit mangelte es dem Masters Of Rock auch in diesem Jahr nicht und so durften die Holländer von EPICA mit ihre Frontsirene Simone Simons den anbrechenden Abend einpeitschen. Auch diese Formation ist hier nicht fremd, so durften die Niederländer schon 2010 und 2014 mit den Masters Besuchern abbangen. Da auch uns EPICA nicht fremd sind lauschte man den Klängen von Simone und ihrem männlichen Pendant nur von der Ferne. Es ist inzwischen sicher nicht leicht Bands für ein Festival dieser Größe zu bekommen, aber etwas mehr Abwechslung hätte wohl nicht geschadet. Nichts gegen EPICA, aber an diesem Tag bekam man wahrlich eine Überdosis an weiblichen Bombast Metal geboten.

Setlist EPICA:

Edge Of The Blade
A Phantasmic Parade
Sensorium
The Essence Of Silence
The Obsessive Devotion
Ascension - Dream State Armageddon
Dancing In Hurricane
Unchain Utopia
Cry For The Moon
Sancta Terra
Beyond The Matrix
Consign To Oblivion


Nach so viel Symphonie und weiblichen Frontern, war es endlich mal Zeit für eine geballte Ladung Metal – und die kam von niemand Geringerem als Live-Orkan SEPULTURA. Die brasilianischen Tribal-Thrasher mochten vielleicht nicht sofort ins Bild passen, überzeugten als Headliner mit ihrer schier unendlichen Wut, von der ersten Minute an. Der Sound war fett und doch glasklar, Fronthühne und Kampfsau Derrick Green bei bester Stimme und agil wie eh und je und Kisser würgte die Gitarre als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes getan. Die Vollblutmusiker ließen nichts anbrennen und feuerten 90 Minuten eine astreine Show voll mit Brechern und Hits ab. Klar wollte das aktuelle Album „Machine Messiah“ ausgiebig vorgestellt werden, doch die Stimmung kam zum ersten Mal beim letzten Drittel zum Überkochen. Schon „Territory“ rollte über die Fanmeute hinweg und rief zahlreiche Stagediver auf den Plan, doch „Refuse/Resist“ und das übermächtige „Arise“ ließen keinen mehr ruhig sitzen. Derrick heitzte die Menge noch weiter an und als es zum finalen und unausweichlichen „Roots Bloody Roots“ kam, war das Chaos perfekt. Im positiven Sinne natürlich. SEPULTURA wurden ihrem Namen gereicht und verwandelten das Masters Of Rock kurzfristig in einen heftigen Kessel, der zum Überbrodeln drohte. Gerne wieder in dieser überragenden Form!





Setlist SEPULTURA

I Am The Enemy
Phantom Self
Kairos
Desperate Cry
Sworn Oath
Inner Self
Iceberg
Dances
Choke
Dialog
Resistant Parasites
Biotech Is Gozilla / Policia
Territory
Refuse/Resist
Arise
Sepultura Under My Skin
Ratamahatta
Roots Bloody Roots


Eine Premiere feierten an diesem späten kühlen Abend die Piraten von RUNNING WILD, die bisher noch nie den Weg ins beschauliche Vizovice fanden. Die Vorfreude auf Rolf „Rock ’n’ Rolf“ Kasparek und seine Matrosen hielt sich eigentlich in Grenzen, da man in den letzten Jahren eher durchschnittliche Kost ablieferte und auch die Besetzung regelmäßig ausgetauscht wurde. Nun auch schon seit 1981 auf Tour belehrte mich die Truppe jedoch eines besseren und sorgte für die zweite Überraschung des Tages im positiven Sinne. Die Jungs, bestehend aus den etwas neueren Herren Ole Hempelmann am Bass, Michael Wolpers an den Drums und des seit 2005 agierende Peter Jordan an der Axt, rissen von der ersten Nummer weg die Leute mit ihrer Spielfreude und Leidenschaft mit. Auch Rolf erwischte einen ausgezeichneten Tag und schmettere Songs a la „Riding The Storm“ oder „Warmongers“ auf die Meute. Ein Drumsolo durfte ebenfalls nicht fehlen, bei dem Michael sein Talent zeigen durfte. Etwas zu lange, doch sei es drum. Es wurde fleißig gepost, die Gitarren synchron geschwenkt und die Haare gekreist. Feuerwerk gab es auch zu genüge, und so wurde besonders „Under Jolly Roger“ lautstark und textsicher mitgesungen. Toller Song, der live noch besser als auf Platte funktioniert mit seinen grandiosen Solis im Mttelteil. Das würdige Finale wurde mit „Conquistadores“ noch einmal in bester Piraten Manier abgefeiert. Wie schon gesagt lieferten die Deutschen eine tolle Prämiere ab und sorgten für jede Menge strahlender Gesichter. Möge man dieses Niveau noch lange halten können.



Pic by Hartl


Setlist RUNNING WILD:

Fistful Of Dynamite
Bad To The Bone
Rapid Foray
Soulless
Riding The Storm
Lead Or Gold
Drum Solo
By The Blood In Your Heart
Locomotive
Warmongers
Blood
-
Stick To Your Guns
-
Conquistadores

Die noch recht zahlreich anwesenden Rock Fans in die Nacht zu verabschieden lag nun in den Händen oder besser gesagt in den Instrumenten von MOONSPELL. Die Portugiesen mit ihrer feinen Mischung aus Black-, Dark- und Gothik Metal hatten leichtes Spiel, denn die Stimmung nach den Vorgängern war noch derart ausgelassen, dass man nur so durch die knapp 75 Minuten getragen wurde. Die Jungs rund um Sänger Fernando Ribeiro haben nun auch schon 28 Jahre am Buckel und den einen oder anderen Stilwechsel hinter sich, deswegen können sie auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen.

Mit dem Album „Memorial“ gelang ihnen in der Heimat der Sprung an die Chartspitze. Ein großer Hit, der auch diesmal lautstark abging war der Opener „Opium“, der sofort klar machte, dass die Portugiesen heute wirklich einen guten Tag erwischten. Es folgten „Mephisto“, „Raven Claws“ oder der schöne Abschluss „Full Moon Madness“ aus dem Jahr 1996 mit seinen doomigen Passagen. Würdiges und passendes Finale einer talentierten Truppe mit seinem charismatischen Sänger.

Setlist MOONSPELL:

Opium
Awake!
For A Taste Of Eternity
A Poisoned Gift
Subversion
Raven Claws
Mephisto
Herr Spiegelmann
Wolfshade (A Werewolf Masquerade)
...Of Dream And Drama (Midnight Ride)
Vampiria
Alma Mater
Full Moon Madness


Gegen 02:00 Uhr morgens löst sich die restliche Masse zum Schlafgehen halbwegs auf, während der eine oder andere noch am Schnapsstand Halt machte um noch etwas weiter zu feiern.


FOTOS + E-CARDS
www.mastersofrock.ct

AndyVanHalen
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Beitrag vom 06.08.2017
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